Wie könnten wir der Auftakt unserer neuen Reisekolumne 2NIGHTS besser zelebrieren, als mit der größten Stadt Europas. Isa durfte als erste ihre Koffer packen und zum ersten Mal in ihrem Leben nach: London.
Am vergangenen Freitag stiegen wir in den easyJet Flug von Berlin Schönefeld nach London Gatwick und landeten bei leichtem, very britischen Nieselregen in der 8 Millionen Einwohner Metropole. Zunächst stellen sich einige fundamentale Fragen, bevor man sich ins Getümmel stürzen kann: nimmt man den Bus, den Zug oder das Taxi in die Stadt? Denn bis auf einen der fünf Londoner Flughäfen liegen alle im äußersten Speckgürtel, so auch der Gatwick Airport. Es muss also ordentlich Zeit eingeplant werden. Mit einem optimistischen Reisebudget von £100 pro Person (exklusive Flug und Hotel), entschieden wir uns für die mittlere Preisvariante: dem Airport Express Train. £33 Hin- und Rückfahrt pro Person. Das tut weh, ist aber eine äußert bequeme Art innerhalb von 30 Minuten zur Victoria Station, einem der größten Bahnhöfe Londons, zu gelangen.
Angekommen in der City of Westminster, fuhren wir mit dem Bus weiter zum 10 Minuten entfernten South Kensington, einem der edleren Wohnviertel der Stadt. Hier befand sich unser Hotel, das Blakes (Designhotel), umgeben von mondänen Wohnhäusern in einer ruhigen Seitenstraße. Eine angenehme Herberge, die zwar nicht in den Rahmen des typischen Low-Budget-Touristen fällt, allerdings auch für ein nettes Abendessen oder Frühstück einen Besuch wert ist – findet im Übrigen auch Lady Gaga und Gwyneth Paltrow. Immerhin.
Mittlerweile war es bereits später Freitagabend und uns stellte sich direkt die nächste unumgängliche Frage: Ausgehen, Geld ausgeben oder ab in die Kiste und früh aufstehen? Feiern können wir in Berlin eh am besten, dachten wir, und verbrachten eine geruhsame erste Nacht im Hotel.
Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Denn am nächsten Morgen wurden wir mit strahlendem Sonnenschein auf den Straßen Londons empfangen. Die Wettervorhersage, die am Donnerstag noch zwei ungemütliche Regentage voraussagte war also doch nicht so präzise. Whoop!
Das angestrebte Ziel unseres 2NIGHTS Trips war in erster Linie: kein Stress, kein Sightseeing-Druck und Rekreation. Ziemlich große Ziele für einen Ort wie London – aber wie alles im Leben, nur eine Frage der richtigen Einstellung und des richtigen Schuhwerks:
Los ging es zunächst zu Fuß (auch immer besser für die Reisekasse). Vorbei am Victoria & Albert Museum, dem National History Museum, quer durch den Hyde Park und die Kensington Gardens nach Notting Hill. Ach, Notting Hill – ein Watteball von einem Stadtteil. Süßer kann man eigentlich nicht wohnen, aber leider auch fast nicht teurer. Und dank Hugh Grant stürmen seit über 10 Jahren auch Tausende von Touristen das bekannte Viertel, insbesondere die Portobello Road. Dort schieben sie sich dann in Massen an den Souvenirshops vorbei, kaufen englischen Whiskey und Kühlschrank Magneten in Form von roten Bussen. Wir vermuten, die Hausfassaden der niedlichen Straße sind mittlerweile durch Pappmaché ersetzt oder die Bewohner vermieten ihre ehemaligen Eigenheime als Ferienwohnungen. Anders würde man es hier wohl nicht mehr aushalten. Also holten wir einmal tief Luft und drängelten uns in eine Seitenstraße, von dort aus bahnten wir uns unseren Weg durch das angenehmere Notting Hill. Nichts außer kleiner Cafés, brillant-weißer Häuser, blühender Kirschblütenbäume und: RUHE.
Danach juckten unsere Shopping-Finger und wir fühlten uns von der Oxford Street angezogen wie Mücken vom Licht. Wir wollten es wissen. Wollten keine kleinen Vintage-Shops und alternative Designer Läden sehen. Nein, wir wollten die volle Ladung Abartigkeit. Die Oxford Street ist so etwas wie ein zur Perfektion getriebener KuDamm. Nicht mal der Broadway in NYC ist so gut aufgestellt wie diese Konsummeile. Also taten wir, was wir vorher nicht für möglich gehalten haben: wir verbrachten drei Stunden im Top Shop. Der ultimative Faux-Pax. Versagen auf ganzer Linie. Auch wenn uns 4 Etagen billig Trendmode nahe an einen Schlaganfall brachten, glaubt uns, es hat sich gelohnt (Shopping fiel übrigens nicht in unser Reisebudget und wurde daher als ein außenstehender Posten behandelt).
Schlechten Gewissens liefen wir dann runter zum Piccadilly Circus -denn man muss ja auch noch was gesehen haben- bevor wir zum St. James’s Park schlenderten um den reich geschmückten London Marathon Zieleinlauf auf der Mall zu begutachten, der für den großen Lauf am Sonntag geschmückt wurde. Schließlich ließen wir uns in die öffentlichen Liegestühle (High Five an London) fallen, genossen die Nachmittags-Sonne und tankten neue Energie. Dann, der Klassiker, den auch ich nicht verpassen wollte: Ab zum Buckingham Palace. Denn immerhin war es ja mein erstes (!) Mal in London.
Doch dann wurden auch die geübtesten urbanen Profis müde. Also ging’s wieder Mal zu Fuß zurück ins Hotel. Das dauerte dann zwar noch gute 45 Minuten, aber gerade als Raucher sah ich diese Distanz als eine persönliche Herausforderung des Wochenendes. Im Zimmer angekommen planten wir den nächsten Tag.
Zum Ende unseres ersten Tages lässt sich festhalten: London ist Europas einzig wahre Großstadt. Riesig, beeindruckend und atemberaubend schön. Hier braucht man Ausdauer und Zeit und sollte sich von all den Sehenswürdigkeiten bloß nicht unter Druck setzten lassen. Lieber entspannen und sich treiben lassen. Genau das planten wir auch für den nächsten Tag, der um einiges untouristischer werden sollte als der Erste.
Kassensturz am Abend: es bleiben noch £36.
To be continued…