In den USA kommen auf 100 000 Menschen etwa 700 Häftlinge. Mehr als die Hälfte davon sind Latinos und Schwarze, die im Land mit den meisten Inhaftierten weltweit ihre Strafen verbüßen. Auch Unternehmen begehen Verbrechen. Der Unterschied ist, dass dafür nur selten jemand ins Gefängnis wandert.
Jeff Greenspan and Andrew Tider würden das gerne ändern. Deshalb haben sie im vergangenen Jahr Häftlinge dazu aufgerufen, Menschen zu porträtieren, die nach Ansicht der beiden Aktivisten längst hinter Gittern sitzen sollten. Vorstände und CEOs von weltweit agierenden Wirtschaftsunternehmen, deren Geschäftspraktiken in Vergangenheit und Gegenwart zu Umweltkatastrophen, Ausbeutung und Korruption geführt haben. Sepp Blatter beispielsweise, den ehemaligen Chef der FIFA. Oder Tony Hayward, den CEO von BP, der für die Havarie der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ die Verantwortung tragen sollte.
Dabei wählten Greenspan und Tider die Gefängnisinsassen nicht allein nach deren künstlerischer Begabung aus, sondern auch nach deren Verbrechen, die denen der Porträtierten im Prinzip gleichen. Die Kunst soll gleichsam ein Signal an die Öffentlichkeit sein, Häftlinge nicht länger als eindimensionale Verbrecher wahrzunehmen, sondern als Personen mit Gewissen – ein Gewissen, das Unternehmen eben nicht haben.
„Captured“ haben sie ihr Projekt genannt und nun ein Buch herausgebracht, das um 40 $ auf der Website vertrieben wird. Die Erlöse aus dem Verkauf sollten erst der Wohlfahrt zugute kommen, als die Initiatoren aber erkannten, dass der nachhaltigste Wandel nur mit einer Veränderung der Politik einhergeht, entschieden sie sich dazu, die Wahlkampfkampagne von Bernie Sanders zu unterstützen. Sie hoffen, dass unter seiner Präsidentschaft Wirtschaftskriminalität genauso schwer bestraft werden wird wie zivile Delikte.
Alle Bilder © The Captured Project
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