Sonntag vormittag, 08:30 Uhr, ca. 03 °C – und das sanfte Rauschen meines Weckers. Was ich einmal wieder festgestellt habe, ist, dass Sonntage einfach nicht gemacht sind, früh aufzustehen. Grund war der spontan ergatterte Flohmarktstand – am Maybachufer, nach einer flohmarktlosen Sommerphase und einem immer noch anhaltenden Trauma des letzten Flohmarktes im Mauerpark, 2013. Um 08:00 Uhr dort sein, weil der Stand sonst weg ist, Stress pur in der Früh, klirrende Kälte und lächerliche 35 Euro Umsatz für die Eiszapfen an Füßen und Händen. All das solllte diesmal anders sein – hoffte ich zumindest.

In den letzten zwei Jahren – und wenn wir ehrlich sind, können wir auch von den letzten sieben, acht Jahren reden, hat sich so einiges bei mir eingeschlichen. Modische Fauxpas, totale Geschmacksverirrungen, diese „irgendwann-kommt-der-Moment-schon“- Teile – und einfach wahnsinnig viel alter Kram, an dem ich einfach keinen Funken Freude mehr hatte. Am Mittwoch hat mich die Muße dann überkommen, rigoros auszumisten. Und heute wollte ich den Kram loswerden. Mit der Attitude, nur nichts mehr mit nach Hause zu bringen machte ich mich auf den Weg in den grauen Sonntag, um mit meinen allerliebsten Freundinnen einen schönen Tag in der Kälte zu verbringen. An dieser Stelle muss man auch einfach mal wieder sagen: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Meine Laune war im Keller, mein Stresslevel auf 360 – ich war schon wieder viel zu spät. Letztenendes bin ich dann los, mit Kotzlaune im Taxi – bis ich dann selber die Schnauze voll von meiner Laune hatte. Als hätte man einen Schalter bei mir umgelegt, hat sich meine Stimmung dann geändert. Und ich bin mit einem Strahlen und guter Laune wieder aus dem Taxi gestiegen – ich hatte richtig Bock auf den Tag. Trotz Kälte.

Die letzten Jahre habe ich alle meine Kleidung gehortet, jedes Stück gesammelt bis mir wirklich alles übergequollen ist. Um zum Punkt zu kommen: Es tut so gut, sich mancher Dinge einfach bei Zeiten zu entledigen. Die alten Stücke hatten bei mir ihre Zeit, ich habe sie getragen, sie geliebt aber bin irgendwann einfach über sie hinausgewachsen. Vielleicht habe ich auch ein Stück weit einfach mehr zu meinem Stil gefunden, mehr zu mir gefunden. All die Dinge loszuwerden und zu sehen, dass andere Leute sich darüber freuen, hat mir das Herz erwärmt. Klar, manchen Stücken habe ich auch mit einem kleinen Herzschmerz hinterhergesehen, aber andererseits beginnt auch für diese quasi wieder eine neue Ära.

Am Ende des Tages war ich quasi ausverkauft, von meinen unendlich vielen Dingen blieb nur ein kleiner Rest noch übrig – den ich dann zum Großteil an Bedürftige verschenkt habe, die, als es schon dunkel wurde, den Weg über den Markt gemacht haben, um noch etwas zu ergattern. Die zwei jungen Frauen haben sich so sehr über meine Geschenke gefreut, dass mir das Herz erneut aufgegangen ist. Es tut so gut, Gutes zu tun. Und es tut gut, loszulassen. Sich freizumachen, sich auf was Neues einzulassen.


Zurück zuhause habe ich den Sonntag Abend gemütlich mit den liebsten Freunden, Movies, meinem neuen, türkisen Lieblingsaccesoire und selbstgekochter Hühnersuppe ausklingen lassen. Hätte besser nicht laufen können – was meint ihr?