Oh My Myanmar!

Fünf Wochen, unzählige Erinnerungen und ein Wunsch, unbedingt noch mal wiederzukommen: Eine unglaubliche Reise nach Myanmar liegt hinter mir und noch immer schwelge ich in Erinnerungen an diese unglaublich intensive Zeit. Myanmar gehört definitiv zu den Ländern, die noch nicht vollkommen überladen mit größeren Touristengruppen sind. Trotzdem sind schon manche hoch angepriesene Touristenhighlights wie der malerische Inle Lake und die Tempelstadt Bagan zu den Höchstanlaufzeiten überfüllt, sodass man die ganze Magie dieser zu Recht gut besuchten Schauplätze oftmals nicht wahrhaben kann. Und gerade würde ich jedem empfehlen, mehr als zwei Wochen in diesem Land zu verbringen um Kuriositäten und Banalitäten des Alltags kennenzulernen und zu intensivieren. Denn der eigentliche Komfort von Backpackingreisen besteht darin, sich eigens seine Zeit einteilen zu können und nicht auf Touristenführer oder Ähnliches angewiesen zu sein. Und so verweilt man an manchen Orten länger als man es eigentlich geplant hätte und entdeckt durch Mundpropaganda von anderen Reisenden Orte, die man sich vielleicht nicht im Reiseführer auserkoren hätte. Hier findet ihr eine kleine, aber feine Selektion von meinen persönlichen Highlights, die mehr durch Muße und gute Gespräche mit gerade erst kennengelernten Mitreisenden entstanden sind als durch ewige Recherche und strukturierte Planung.

1. Bago

In den meisten Toursitenrouten wird Bago, die viertgrößte Stadt des Landes gerne mal übersehen. Zu viele andere spannende Sachen kann man in diesem Land bereisen und wenig Zeit bleibt über bei den gängigen 30-Tage-Toursiten-Visen. Doch im Gegensatz zu vielen weiteren Ortschaften lässt sich Bago super easy von Rangun aus erreichen: Man steigt einfach in einen der morgendlichen Züge am Hauptbahnhof der Stadt ein und ist zwei Stunden später in Bago.

Allein für die Zugfahrt lohnt sich der Abstecher, wenn der typisch rucklige Zug durch die ganzen Nebendörfer Ranguns fährt und schließlich durch die satten, grünen Landschaften. In Bago angekommen sollte man erst einmal die hektischen Motorrad-Taxifahrer ausblenden und die Stadt auf eigene Faust erkunden. Im Gegensatz zu Rangun ist das Stadtleben hier wesentlich ländlicher, ab und zu sieht man Kühe auf den unebenen Straßen laufen.

2. Hpa-An

Hpa-An (ausgesprochen „Pa-An“) ist die Hauptstadt des Kayin-Staates der sich östlich von Rangun befindet. Die 50.000-Einwohner-Stadt ist ein beliebter Ausgangspunkt für Backpackerreisende, die von der thailändischen Grenze aus Myanmar bereisen. Die Stadt selbst lädt weniger zum Erkunden ein als die umgebende Landschaft: Schließlich befinden sich in unmittelbarer Nähe faszinierenden Höhlen und Felsformationen, die ein wenig an die Sơn-Đoòng-Höhle in Vietnam erinnern. Mietet euch am Besten ein Motorbike für den ganzen Tag und fahrt zu den Höhlen, die ihr am Liebsten anschauen wollt. Unbedingt solltet ihr die Saddan-Höhle sehen, eine der größten und schönsten Höhlen in ganz Myanmar. Am Eingang erwarten euch eine Reihe von goldenen Buddhastatuen und lassen euch in den magischen Untergrund tauchen. Am Ende der Höhle erwartet euch ein filmreifer Ausblick auf einen kleinen See, den man gegen einen Aufpreis auch überqueren kann.

Auch die Kaw Ka Thawng Höhle ist einen Besuch wert, allerdings weniger wegen der Höhle an sich, sondern wegen eines kleinen natürlichen Swimmingpools und der Motorradfahrt dorthin: Auf dem Weg befindet sich eine „Armee“ von kleinen Buddhas auf der rechten Seite, zur linken hat man einen schönen Blick auf die Landschaftsszenerie. Kommt man bei der Badegelegenheit an, tummeln sich viele birmanische Kleinkinder im kühlen Nass. Rund um den Pool gibt es ein paar Restaurants, die nach einer kleinen Badesession zum Dinieren einladen. Wer ein wenig länger bleibt, sollte auch die Wanderung auf den Mount Zwegabin nicht missen: Gerade zu frühen Morgen- oder Abendstunden wird ein Aufstieg empfohlen, da es in den Sommermonaten tagsüber extrem heiß wird. Taschenlampe und genügend Wasser mitnehmen, den 800 Meter hohen Berg erklimmen und einen spektakulären Blick auf die Landschaft genießen!

 

3. Mindat

Fragt man mich, was mein absolutes Highlight der Reise war, kann ich die Frage definitiv mit meinem Aufenthalt in Mindat beantworten. Das kleine Bergdorf im westlich gelegenen Chin-State ist ein guter Ausgangspunkt für Wandertouren in der Umgebung geworden. Außerdem wohnen hier die berühmten „Tattoo-Ladies“, die durch ihre prägnanten Gesichtstattoos weltweit bekannt sind. Auf der einzigen Hauptstraße der Stadt wird man mit Sicherheit einige von ihnen zu Gesicht bekommen. Seit den 60er Jahren ist die Gesichtstätowierung jedoch verboten, sodass die Frauen die letzten ihrer Generation sind, die den auffälligen Körperschmuck tragen.

Die Wandertouren in Mindat sind vergleichsweise teurer als in anderen Orten in Myanmar (Hsipaw, Kalaw) doch lohnen sich immens, da sie meist in kleinen Gruppen durchgeführt werden und mit professionellen Guides, die mit guten Englischkenntnissen viele interessante Fakten zur Umgebung erzählen und euch mit Essen und Trinken versorgen. Außerdem übernachtet man bei mehrtägigen Touren in einem der vielen urigen Dörfer auf dem Weg und wird herzlich von den Dorfbewohnern empfangen. Da es tagsüber selbst in luftigen Höhen recht warm wird, ist ein Ausflug zu einem glasklaren Mini-See am Fuße der Hochebene mehr als empfehlenswert. Einfach mit einem Motorbike die Straße am östlichen Ende der Stadt hinunterfahren. Am Besten kommt man nach Mindat übrigens mit dem Bus von Bagan, welches ca. 250 Kilometer entfernt liegt.

 

4. Thabarwa

Reisen und Gutes tun – für viele steht diese Kombination als „Volonteerism“ auf dem Urlaubsprogramm. Wer in Myanmar auf der Suche nach einem kostenlosen Schlafplatz, Verpflegung und Meditationsmöglichkeiten ist, sollte sich den Namen „Thabarwa“ merken: Das erste Meditationszentrum wurde 2007 in der Nähe von Rangun eröffnet und beherbergt momentan ca. 3000 Menschen, die auf die Hilfe der dortigen Volontäre und Mönche angewiesen sind. Psychisch Kranke, Obdachlose, Gebrechliche und Waisen können in Thanlyin unter einem Dach leben und meditieren. Mittlerweile gibt es über 50 verschiedene Thabarwa-Zentren in ganz Myanmar, so auch eins in der Nähe von Pyin U Lwin, einem ehemaligen Kurort der britischen Besatzungskräfte im Norden des Landes. Die Stadt liegt auf ca. 1070 Meter Höhe und diente als Zufluchtsort vor den tropischen Temperaturen des Landes.

Die Vegetation ist dem britischen Landschaftsbild wohl sehr ähnlich, sodass die Briten ein wenig von Heimatgefühl umgeben waren. Umgeben ist übrigens das dortige Thabarwa-Center von idyllischen Gebirgslandschaften und üppiger Flora umgeben – die nächsten Häuser sind kilometerweit entfernt, zum Center selbst kommt man nur mit (Motorrad)taxi. So abgeschieden von Allem ist genau dieser Standort perfekt für mehrtägige Meditationstrainings und Volontärarbeit. Während des Besuchs lernt man nicht nur verschiedene Techniken der Meditation kennen, sondern erfährt einiges über die Grundlagen der buddhistischen Lehre und kann während Q&A-Runden Mönchen Fragen rund um Buddhismus stellen die einem auf der Seele brennen. Und so vergehen die Tage im Thabarwa, die um 4:30 (morgens!) mit der ersten Meditation beginnen.

 

5. Strand!

Gerade Touristen, die eine mehrmonatige Reise durch Südostasien unternehmen, lassen besonders in Myanmar den Erholungsfaktor am Strand aus. Schließlich findet man auch im Süden Thailands, in Indonesien und besonders den Philippinen kilometerlange Strände und Paradiesfeeling. Wer aber ausschließlich in Myanmar unterwegs sein sollte, sollte sich nach den ganzen Entdeckungen auch mal was gönnen können: Denn auch Myanmar hält einige Strände bereit, manche mehr, manche weniger bekannt. Mich hat es in den letzten drei Tagen meines Aufenthalts nach Ngwe Saung verschlagen, einem ca. 15 Kilometerlangen Sandstrand westlich von Rangun. Mein eigentlicher Plan war es, die noch wenig touristischen Strände rund um Dawei und Myeik im Süden des Landes auszuchecken, doch aufgrund der schlechten Transportmöglichkeiten und wenig Restzeit entschied ich mich dann doch für den Strand am Golf von Bengalen.

Das Hauptareal des Strandes ist ein beliebter Touristenort für die reiche birmanische Bevölkerung – neben gleich aussehenden Souvenirshops parken glänzende BMWs und andere Luxusgefährter. Doch läuft oder fährt man die Küste entlang, findet man immer einen Spot für sich ganz allein und ohne lärmende Strandverkäufer. Aufgrund der Tatsache, dass viele Asiaten die Mittagshitze meiden da sie ungerne in der prallen Sonne liegen hat man zu diesen Tagesstunden oftmals den Strand nur für sich. Am Besten erreich ihr Ngwe Saung mit dem Bus von Rangun. Nördlich von Ngwe Saung befindet sich übrigens der Ngapali Strand, der ebenfalls für seine paradiesischen Qualitäten bekannt ist.