Ich liege heute also den ganzen Tag im Bett und eigentlich ist alles was ich tue, mich auf morgen zu freuen. Ich könnte nämlich Purzelbäume schlagen und an die Decke gehen wie eine kleine Rakete, wenn ich daran denke, wo Yvonne und ich morgen um diese Zeit unsere Beine hochlegen werden. Die Reise in Ecuador ist zwar vorbei, aber das Schicksal meint es gut mit mir – und schickt mich, statt direkt zurück nach Berlin, erst einmal über Panama City nach Havanna, Kuba –
It’s Shorts and T-Shirt Time für die nächsten fünf Tage.
DER MAGISCHE REALISMUS, DIE KUNST DES VERWEILENS UND DER EINZUG DES BIG BUSINESS.
Kuba war für mich immer ein Traum. Ich habe eine ganz traumhafte, ja illusorische Vorstellung von dieser Insel in der Karibik, die irgendwie eine außergewöhnliche Magie ausstrahlt. Außergewöhnlich – ja ich denke, das ist ein treffendes Attribut für die Insel. Ohne jemals dort gewesen zu sein, habe ich im Gefühl, dass dort noch dieser magische Realismus waltet, welcher die Grenzen zwischen Illusion und Wirklichkeit verschwimmen lässt. Auch in Europa reden manche Leute davon, aber ich denke, dass es sehr wichtig ist uns Deutsche und Europa generell in dieser Hinsicht von Lateinamerika abzugrenzen. Wir aufgeklärten Rationalisten, wir sehr bedachten Menschen, wir werden schon seit der Epoche der Aufklärung immer wieder stark dabei ausgebremst, uns auf das „wunderbar Wirkliche“ zu konzentrieren. Vielleicht wissen viele von uns nicht einmal, was sie mit dem Begriff des Magischen Realismus anfangen sollen. Man kann es ihnen nicht vorwerfen, denn man findet ihn nunmal nicht an jeder Ecke. Mein Professor Byung-Chul Han würde an dieser Stelle vielleicht vorschlagen, sich mehr auf das „Vita Kontemplativa“ zu konzentrieren – es lehrt einem die Kunst des Verweilens und des stillen Beobachtens.
Kuba war immer anders – und das ist es, zumindest in meiner Vorstellung, bis heute. Der kleine Revolutionsgeist Kubas hat mich schon immer in seinen Bann gezogen – nicht zu vergessen die schönen alten Autos und Maschinen. Ich glaube es ist, wie wenn man auf eine Zeitreise geht. Allerdings, wie ich befürchte, nicht mehr für lange Zeit. Ich will nicht sagen, dass die momentanen Lockerungen der Wirtschaftsbeziehungen mit der großen Macht des Westens etwas Schlechtes ist, aber ich will damit sagen, dass das Phänomen des „Big Business“ auch Kuba nicht davor verschonen wird, irgendwann auch einmal so, wie jede andere Stadt, Insel oder Gegend der Welt, mit den imposantesten Malls und den großen Brands geschmückt zu sein. Wie man das nun auffassen mag, das darf jeder selbst entscheiden, da gibt es kein Pauschalurteil. Und urteilen, das mag ich sowieso nicht besonders gern.
Ich jedenfalls bebe innerlich vor Aufregung, wenn ich daran denke, morgen auf eine Insel zu reisen, auf der ich mir alles anders vorstelle, als auf jedem Fleckchen dieser Erde.
Und weil die Insel in der Karibik so besonders ist, wird es dort auch kein fließendes Internet geben. Für manche mag das mittlerweile so schlimm sein, wie wenn sie an einen Ort kämen, an dem es kein fließend Wasser gäbe. Für mich meine Lieben, ist das ein großartiges Erlebnis und ich zähle die Stunden, bis ich endlich dort sein kann. Macht’s gut, ihr Lieben – I’m off!