Nachdem wir unseren zweiten Tag in Athen mit einem wunderbaren Frühstück im New Hotel beginnen durften, hieß es sehr zielstrebig: heute Kultur! Denn Athen ist nicht nur eine Stadt, die von einer jungen Atmosphäre begleitet wird, sondern auch sehr sichtbar Geschichte zu bieten hat. Und so beschlossen wir, die Akropolis zu erklimmen.

Akropolis bezeichnet eigentlich alle antiken Stadtfestungen der Helenen, jedoch wird der Titel oftmals für genau die imposante Akropolis in Athen. Ihre Gebäude sind auf einem Hügel gelegen und von der ganzen Stadt aus zu sehen, und das zurecht: hier liegen immerhin die Wurzeln Europas. Das Weltkulturerbe ist normalerweise täglich zu besichtigen, nur leider haben wir Tomaten es natürlich nicht geschafft, uns vor unserem Trip über die Ausnahmen zu informieren. An Wahltagen etwa bleibt der Zugang verschlossen. Doch wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen, denn obwohl es natürlich auch schön gewesen wäre, auf alten Ruinen zu toben, wollte der innere Fotograf viel lieber auf den gegenüberliegenden Hügel, von welchem man einen atemberaubenden Ausblick hatte. Unser Marsch war trotz fast 30 Grad schnell erledigt und wurde auch entsprechend belohnt: nicht nur die Akropolis, sondern auch die ganze Stadt lag in unserem Blick. Wir waren betäubt von so viel wahnsinniger Schönheit. Das ist also Athen: Meer, Berge, die Antike und eine endlos groß wirkende Stadt. Dabei ist Athen nicht viel größer als Berlin: die Metro-Area umfasst knapp 4 Millionen Einwohner, die alle ihre Stadt zu schätzen scheinen.

Auf unserem Aussichtspunkt machten wir dann zu meiner persönlichen Freude die nette Bekanntschaft mit einer großen Landschildkröte. Wie die da hin gekommen war, und was sie dort machte, konnten wir dann zwar auch nicht rekonstruieren – aber in Athen überrascht uns nichts mehr. Erwartet hatten wir eine Stadt, die in ihrem Anblick und ihrer Kultur wie festgefahren war, eine Stadt die betäubt durch Schönheit ist. Doch was wir hier vor uns hatten war ein kleines, griechisches Paradies, pulsierend und belebend, mit dem Hauch von Veränderung in der Luft.

Diese Veränderungen sind auch nicht weit hergeholt: denn die Nationalwahlen standen an diesem Tag bevor. Ein bisschen erwarteten wir auch das Chaos, das die Medien gerne vorhersagen. Die Polizeipräsenz war auf jeden Fall zu spüren: überall im Zentrum postierten sich schwer uniformierte Riot-Polizisten, die sich aber latent langweilten, denn es gab keine Spur von Aufständen. Auf unserem Weg durch die Stadt beschlossen wir spontan, noch mal rauszufahren, während alle Siesta machten. Raus, zurück ans Meer, dort zieht es uns hin. Nur diesmal begnügten wir uns nicht mit einer Fahrt an die nahen Strände, sondern fuhren ein gutes Stück weiter gen Süden, wo das Wasser – man mag es kaum glauben – sogar noch blauer und schöner wurde. Wie hypnotisiert begaben wir uns auf hohe Klippen, die uns einen magischen Ausblick boten, bis wir uns doch noch an einem vollen Strand niederließen. Diesmal hatten wir auch an eine Sonnenmilch gedacht, die kam aber zu spät: mit freundlichem Gelächter begrüßten uns die Einheimischen im Wasser ob unseres krebsroten Anblicks.


Und so kann es passieren, dass man eben noch in der Stadt und plötzlich schon wieder tauchend und schwimmend im Wasser ist. Doch lange konnte uns dieser Stillstand nicht fesseln: zurück ging es wieder in das Zentrum. Auf dem Weg nach Plaka, wo wir in einem der unzähligen Restaurants um den Syntagma-Square essen wollten, stießen wir im Stadtteil Gazi auf einen ramschigen Flohmarkt, über den wir spontan schritten. Hier gibt es alles: Nippes und Gedöhns, aber auch neue Klamotten und viele, viele Menschen. Weiter ging es dann, vorbei an einem riesigen Murial der brasilianischen Street Artists Os Gemeos, in Richtung Hotel. Wir stellten das Auto ab und entschieden uns das Essen noch mal aufzuschieben, denn die Nachmittagssonne lud noch zu einem Spaziergang durch den National Garden ein, der quasi direkt vor unserer Haustür lag. Wie ein riesiger Irrgarten erstreckt sich dieser durch die Stadt, mit Spielplätzen, Palmen und Schildkrötenteich (so viele Schildkröten an einem Wochenende – da kommt mein Schildkröten-Herz nicht mehr klar!). Auch das ist so ein Detail, das die Stadt einzigartig macht: der städtische Lärm und die ständige Ablenkung sind wie Weggeblasen, wenn man in dieser Oase ist. Flora und Fauna sind einfach beeindruckend und bestätigten noch mal, wie vielseitig Athen ist.

Ein bisschen war es dann doch schade, dass wir die antiken griechischen Tempel nicht mehr besuchen konnten. Doch wir sind auch freilich keine Museumsgänger, die sich davon lange betrüben lassen: bei einem köstlichen Abendessen (Oliven! Mehr Oliven!) ließen wir unsere Gaumen verwöhnen. Dazu ist zu sagen, dass Athen bei weitem nicht so günstig ist wie Berlin, aber noch in einer Liga spielt, die im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten durchaus als „angenehm“ zu verbuchen ist. Ein schöner Bonus: die vielen Kioske in der Stadt entsprechen dem Berliner Äquivalent eines Spätis. Bis tief in die Nacht sind sie geöffnet und bieten eine angenehme Alternative zu den teuren Getränken in den Bars. Warum sich nicht in Exarchia auf eine Treppenstufe setzen und die milde Abendtemperatur genießen?

Aber es sollte nicht sein, denn unsere Freundin Dafni, die wir am Monastiraki Platz trafen, lotste uns zurück nach Gazi – ein „up & coming“ Kiez, den man problemlos zu Fuß erreichen kann. Dort sollte unsere Reise einen würdigen Abschluss finden: auf der Rooftop Bar „Bios“ konnten wir zu den Klängen perfekter elektronischer Musik einen makellosen Nachtanblick auf die beleuchtete Akropolis genießen. Mit dem Vollmond im Himmel erschien uns dieser Ausblick wie aus einem kitschigen Film: besser geht’s doch gar nicht! Aber nach so einem Tag war es schon eine regelrechte Mission, noch im wachen Zustand ins Hotel zurück zu gelangen, weshalb wir bereits um Mitternacht aufbrauchen und uns langsam von Athen verabschiedeten. Mit Tränen in den Augen und ein bisschen Wehmut, wieder zurück ins Berliner Schauerwetter zu müssen, sagten wir jedem einzelnen wunderschönen Gebäude auf unserer Fahrt zum Flughafen noch mal Tschüss und stiegen in den Flieger. Das war mit Sicherheit kein „Lebewohl“, sondern eher ein „Bis bald, Athen!“.


Kooperation

2NIGHTS ist eine Kooperation zwischen i-ref Magazin und easyJet. Europas Flugnetz Nummer 1 unterstützt seit April 2012 als exklusiver Partner das neue Reiseformat der Berliner Kulturredaktion. Der orangefarbene Günstigflieger fliegt auf mehr als 600 Strecken zwischen 129 Flughäfen in 29 Ländern. Ab Berlin hebt easyJet zu 37 Zielen ab. Unter dem Titel 2NIGHTS gehen die i-ref Autoren auf Erkundungstour und berichten aus 20 Regionen über die kulturelle Vielfalt Europas. Das Besondere: Jeder Trip dauert nicht länger als drei Tage und zwei Nächte. Ziel ist es, den Lesern zu zeigen, wie einfach es sein kann, sich eine kleine Auszeit zu gönnen und darüber hinaus Europa aus nächster Nähe zu entdecken.