Kein anderer Künstler hat es wohl so oft in die heiligen i-ref Blogposts geschafft wie der Berliner Tony Futura. Selbst ein eigenes Schlagwort besitzt der gelernte Kommunikationsdesigner bei uns schon. Doch zurecht ist er wieder mal mit seinen Arbeiten unser Cover-Boy, denn Tony beherrscht perfekt das Zusammenspiel von provokanten Bildmotiven, minimalistischem Design und klugen Wortspielen. Höchste Zeit, dem 29-Jährigen mal ein paar Fragen unsererseits zu stellen!
1. Was machst du, wenn du nicht gerade provokante Popkultur-Collagen erstellst?
Interviews beantworten. Scherz. Ich bin Senior Art Director in einer Werbeagentur.
2. Von wo nimmst du deine Ideen? Mehr aus dem Internet oder woanders her?
Es gibt vieles was mich inspiriert, aber sicherlich viel davon kommt aus dem Netz, Social Media, dem Fernsehen oder der Straße. Ich schau mir gern alles an, besonders die Dinge, die ich noch nicht kenne, denn dadurch bleibe ich wach und interessiert und suche weiter nach dem nächsten Bild. Generell verknüpfe ich gerne Gegensätze zu einer neuen Story und schaue ob es passt oder suche eben weiter.
3. Wie viel Zeit investierst du so für eine Collage?
Ganz unterschiedlich, das kann mal eine Stunde oder ein Tag sein, je nachdem wie einfach ich’s umsetzen kann. Ich versuche mir nicht allzu viel aus der Umsetzung zu machen, eine starke Idee kommt meistens auch mit der Hälfte der Skills aus, weil sie darüber steht. Aber oft kommt der Perfektionist durch und ich fange an, an kleinen Ecken oder Linien zu feilen, die man bei der Auflösung auf dem Smartphone eh kaum sieht.
4. Hast du Vorbilder?
Brock Davis und Maurizio Cattelan, der eine Grafikdesigner, der andere Künstler. Aber beide sind ziemlich clevere Typen und es macht mir großen Spaß, mir die Arbeiten von ihnen anzusehen.
5. Was ist an der Ironisierung der Popkultur so reizvoll für dich?
Ich mag es, Dinge nicht zu ernst zu nehmen. Was bliebe uns denn, wenn wir nichtmal mehr über uns selbst lachen würden? Außerdem ist es ein risiegs Themenfeld, welches ständig neuen Input für mich bereit hält. Wobei ich mir nie klar gesagt habe, dass ich jetzt die Pop-Welt auf die Schippe nehmen will, das kam durch die Medien, Blogs und so. Ich mache einfach was mir Spaß macht und was in erster Linie mich unterhält.
6. Du arbeitest für Red Bull, Coca Cola.. und machst dich über Popkultur lustig. Ist das für dich ein Widerspruch?
Nein wieso, mein Privatleben ist nicht mein Job. Ich arbeite in der Werbung, weil es oft einen Heidenspaß macht, sich Konzepte für Kampagnen auszudenken und privat kann ich ganz andere Gedanken haben und Dinge verwirklichen, die mir Kunden niemals erlauben würden. So kann ich von beiden Seiten profitieren. Ziemlich opportunistisch ich weiß, aber steht das irgendwo als eisernes Gesetz, dass man sich immer für eine Seite entscheiden muss? Das wäre ja wie zu sagen, ich darf nur 2Pac ODER Biggie hören, weil die hatten ja Beef miteinander.
7. Wie wichtig sind deine Social Media Kanäle zur Bekanntmachung deiner Arbeiten?
Sehr wichtig, es läuft ja quasi fast alles nur darüber. Es hat als persönliche Herausforderung für mich angefangen und ist im letzten Jahr immer größer geworden. Mittlerweile läuft es stetig weiter und ich freue mich natürlch sehr, dass meine Sachen so vielen Menschen gefallen. Ohne diese Platformen im Netz könnte ich niemals diese Reichweite entwickelt haben, schon garnicht in der kurzen Zeit.
8. Siehst du dich selber als Künstler?
Nein, ich finde das müssen andere beurteilen. Generell aber denke ich, dass jeder Mensch ein Künstler ist, wer sollte da etwas eingrenzen können? Ich mag es einfach nicht, mich selbst mit einer Bezeichnung zu beschreiben, die sich irgendwie hochgestochen anhört. Ich würde vielleicht sagen „ich bin Kreativer“ aber wer ist das nicht? Vorallem in Berlin wäre man damit nicht alleine und es hört sich doch schon irgendwie arrogant an.
9. Wann bist du mit deiner Collage richtig zufrieden? Was ist die „Essenz“, was muss immer mit drin sein?
Es muss einfach sein, nicht unbedingt der Gedanke darin, aber die Machart, der bildliche Auftritt, muss einfach sein. Ich merke manchmal, dass die eine Arbeit, die ich persönlich sehr gut finde vielleicht gar nicht so gut bei anderen ankommt und dass die Leute manchmal Dinge komplett feiern, auch wenn ich die selbst nichtmal sehr clever finde. Es ist ein ständiger Lernprozess was meine Arbeiten angeht. Aber die Essenz ist generell etwas neues zu finden, etwas, dass ich noch nicht in der Form gesehen habe.
10. Was sind deine konkreten Zukunftspläne?
Weiter leben.
Zusatzfrage: Wird es zu den schauerlichen US-Wahl-Ergebnissen ebenfalls eine Collage geben?
Ja die gab es tatsächlich. Ich habe der Freiheitsstatue das Feuer ausgehen lassen, sodass sie wie eine erloschene Kerze qualmend da stand. Als Reaktion auf die Pläne Trumps bezüglich der Mauer zu Mexiko und der Rücksendung der illegalen Einwanderer. War ein sehr schönes Bild zu diesem unschönen Wahlende, wie ich finde.
Titelbild: @meetkvell
Beitragsbilder: Tony Futura