Für den zweiten Teil unserer neuen Reisekolumne 2NIGHTS flog Norman in die Stadt am Bosporus – Istanbul. Seine Eindrücke von der Stadt zwischen Abend- und Morgenland schildert er im Folgenden.

Ortszeit: 01.30 Uhr nachts
Location: Swissotel Hotelbar
Zustand: desolat und leicht angetrunken


Mit unter kann es so einfach sein – denkt man. Einfach einsteigen, hinfliegen, hinlegen, genießen, schmecken, riechen. „Es ist doch soo einfach,…“ Kinderleicht. Einfach buchen. „Einfach auf und davon!“ – noch so ein Spruch. Doch wenn alles so einfach ist, warum bin ich gerade so verwundert? Warum nur, warum?

Nun, ich bin eingestiegen, bin hingeflogen, hab’s geschmeckt und gerochen. Hab so getan als wäre es einfach und bin doch leicht überfordert, was Schillerndes zu texten. Also noch mal: Warum? Keine Antwort?

Na gut, ich versuch’s – FOLGENDES: Dato sitze ich am Tresen einer völlig überteuerten Bar in Istanbul – Istanbul, jawohl. Und eigentlich verlangt die Kür ’nen flotten Reisebericht à la Kultur, Morgen- und Abendland, Kebap und Teegemisch, die Hagia Sofia und natürlich der Bosporus. „Vergiss mir bloß nicht den Bosporus!“ teilte glatt der Barkeeper auf ultraschlechtem Englisch mit  – doch es kommt nix. Nüscht. Nada.

Mein ehemaliger, nennen wir ihn mal Schreibdozent, hätte akut getönt: „Dann schreib die Blockade runter! Egal was, schreib’s runter!“. Joah, dass könnte ich, jedoch scheint es keine zu sein. Bei Blockaden bin ich genervter, krampfiger und pöbel rum. Das ist aber nicht der Fall. Ich fühl mich wohl, sehr wohl.


Ich habe einen fabelhaften Tag hinter mir. Er startete mit einer Besichtigungstour durchs Swissotel. For my pleasure. Als Journalist fällt häufiger das Pleasure-Wort. Es ist quasi „ … a P to say P!“ P(ieh) auch der weitere Verlauf des Tages. Nachdem ich die Hagia Sofia von oben bis unten durchfotografierte, sollte es ein Spaziergang am Bosporus sein. Leicht aber gut verbrannt, lief ich die Brücke auf europäischer Seite ab, fungierte als Facebookmodel (Titelbild) und zelebrierte Lunchtime in Asien.

Sollte an dieser Stelle die Europa-Asien-Sache erwähnt werden? Gut, für alle noch Unwissenden: Istanbul liegt als einzige Stadt weltweit auf zwei Kontinenten – abgefahren. Wirklich abgefahren. Das sage ich und jeder einzelne Besucher. Und überhaupt: Die Stadt ist riesig. Ernsthaft, in Berlin schnattert jeder von London, New York oder Paris – Istanbul hingegen fällt hinten runter. Nicht einmal ansatzweise denkt der Mensch an eine 15 Millionen Metropole. Info an dieser Stelle: Ich schließe mich nicht aus, Sylvester 2011 schlug ich erstmals am Bosporus auf und war von der Größe, Schönheit und Einzigartigkeit Istanbuls überwältigt; kurz: Ich war platt – und wollte fieberhaft wiederkehren.

Scheinbar kein seltenes Prozedere; Designer, Künstler, Musiker und sämtliche sonstige Industrien, sie alle kommen an die schmale türkische Enge, um zu re- und produzieren. Es ist ein Sammelsurium aus allem und das in jede Himmelsrichtung – plus viel Buntes. Kein Wunder, die unter den Namen Kalchedon und Byzantion erbaute Metropole kann seit der Gründung ihrer ursprünglichen Stadtteile auf eine 2600-jährige Geschichte zurückblicken, in der sie drei großen Weltreichen als Hauptstadt diente.

Und die Kultur? Leicht überzogen sag ich’s mal so: Hätte das Wort Kultur einen Geburtsort so müsste dieser Istanbul lauten. Von antiken, mittelalterlichen, neuzeitlichen und zuletzt modernen Baustilen geprägt, vereint die Stadt Elemente der Griechen, Römer, Byzantiner, Osmanen und Türken. Mit zahlreichen Moscheen, Kirchen und Synagogen war Istanbul lange Zeit eines der bedeutsamsten Zentren des orthodoxen Christentums, des sunnitischen Islams und wurde darüber hinaus 2010 zur „Kulturhauptstadt Europas“ ernannt.

Fazit: Kulturhauptstadt ist kein Indiz für Geburtsort, jedoch nachweislich mehr als nahe dran – das sieht, spürt und schmeckt man, überall.

Doch wie auf jedem Trip definieren spezielle Ereignisse die Highlights des Aufenthalts. Ferner drei wichtige Empfehlungen meinerseits – Istanbul Modern, der große Basar nahe der Hagia Sofia und der Gewürzmarkt.


Das Istanbul Modern liegt zwischen einer Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe, einer Moschee und einer Meile abgewetzter Künstlerkaffees. Das Haus zeigt Gegenwartskünstler, vom bekannten deutschen, beispielsweise einem mit Licht agierenden Olafur Eliasson bis hin zu einer Vielzahl türkischer und internationaler Zeitgenossen. Nach der Dosis Kunst darf man sich, zusätzlich zur großartigen Küche dort, einen direkten Blick in die Kabinen der anlegenden Kreuzfahrtschiffe gönnen. Ganz umsonst und mit kulinarischer Verköstigung.

Die weltberühmten Basare Istanbuls sollten unbedingt auf der „To Do-Liste“ eines Trips in die Stadt am Bosporus stehen. Der große Bazar lockt mit einem Sammelsurium an orientalischen Schmuckstücken. Dort gibt es nichts, was es nicht gibt. Von Teppichen über Goldschmuck bis hin zu diversen Möbelstücken und vor Kitsch triefenden Herrlichkeiten.

Der Gewürzbasar hingegen ist ein Erlebnis für alle Sinne: Pfeffer trifft auf Sesam, Koriander auf Curry, hinterlegt von intensiven Erdfarben und in eine Wolke aus paradiesischen Gerüchen gehüllt. Dabei stört es kaum, dass sich unzählige Menschen durch die engen Trassen des Marktes schieben.

Als rhetorische Klammer halte ich fest: Istanbul, you had me at Hello.


Kooperation

2NIGHTS ist eine Kooperation zwischen i-ref Magazin und easyJet. Europas Flugnetz Nummer 1 unterstützt seit April 2012 als exklusiver Partner das neue Reiseformat der Berliner Kulturredaktion. Der orangefarbene Günstigflieger fliegt auf mehr als 600 Strecken zwischen 129 Flughäfen in 29 Ländern. Ab Berlin hebt easyJet zu 37 Zielen ab. Unter dem Titel 2NIGHTS gehen die i-ref Autoren auf Erkundungstour und berichten aus 20 Regionen über die kulturelle Vielfalt Europas. Das Besondere: Jeder Trip dauert nicht länger als drei Tage und zwei Nächte. Ziel ist es, den Lesern zu zeigen, wie einfach es sein kann, sich eine kleine Auszeit zu gönnen und darüber hinaus Europa aus nächster Nähe zu entdecken.