HALLO VINSCHGAU - NICE TO MEET YOU

Es dürfte mittlerweile mehr als sechs Jahre her sein, dass Norman mit i-ref.de das erste Mal eine Reise nach Südtirol angetreten ist. Schon damals stand fest, es wird nicht die Letzte sein. Unzählige Reisen in die Traumregion im Norden Italiens später, durfte auch ich vor drei Jahren dieses schöne Fleckchen Erde besuchen, von dem ich vorher nur durch endlose Erzählungen träumen durfte. Zusammen mit befreundeten Bloggern besuchte ich 2016 die Gegend, in der Alpen und mediterrane Weinlandschaften, südliche Gelassenheit und bäuerliches Traditionsbewusstsein, Palmen und Nadelbäume sowie schneebedeckte Gipfel und tiefgrüne Täler aufeinandertreffen.

Noch heute erinnere ich mich an den ersten lauen Sommerabend, an dem ich mit einem Weinglas in der Hand tief ins Tal blickend von der Region verzaubert wurde. Noch heute erinnere ich mich daran, wie schwer mir der Abschied nach fünf Tagen im Meraner Land fiel. Letztes Jahr war ich für drei Tage erneut vor Ort, denn einmal Südtirol, immer Südtirol – ist nicht nur ein belangloser Spruch, sondern wurde nach einem ersten Trip in die Region bereits zur Tradition. In diesem Jahr durften wir mit bekannten Gesichtern und neu gewonnen Freunden erneut in die Region reisen, denn #meetmerano 2018 hieß zum einen natürlich „Reunion im Meraner Land“ und darüber hinaus auch „Kennenlernen im Vinschgau“.

So ging es für uns vor einigen Wochen von München aus nicht über die bekannte Route namens Brennerautobahn in den nördlichsten Teil Italiens, sondern über Garmisch Patenkirchen und den Reschenpass, der an diesem Sonntagnachmittag mindestens so gut befahren war wie der Brenner während der Sommerferien. Von Tal zu Tal schlängelten wir uns von München durch die Alpen und wussten spätestens als wir den Reschensee erreichten auch, dass wir bald am Ziel im westlichsten Teil Südtirols ankommen. Während sich allmählich der versunkene Kirchturm im See rechts von uns offenbart, verschwindet an diesem späten Sonntagnachmittag bereits die Sonne hinter den Gipfeln der schneebedeckten Dreitausender.

ALPENPANORAMA HOCH SCHÖN - EIN SONNENAUFGANG IM OBERVINSCHGAU

Dass die Anreise nach Südtirol in den frühen Morgenstunden schon des Öfteren mal schwer in den Knochen sitzt sind wir mittlerweile gewohnt, doch selten war eine Anreise so anstrengend wie bei damaligen 35 Grad. Während es an diesem Abend nur noch für ein Willkommens-Dinner im eigenen Restaurant des Hotel Ansitz zum Löwen / Weisses Kreuz und einem Blick auf das Alpenpanorama aus der Glasfront reicht, beginnt der nächste Morgen mit neuen Kräften für mich bereits um 5.30 Uhr. Wenn es nämlich etwas gibt, was ich bei meinen Trips in die Berge gelernt habe, dann ist es das frühe Aufstehen. Der Grund ist ein einfacher: Während sich nämlich das Tal noch im dichten Nebel hüllt, steigt die Sonne allmählich in kaum beschreibbarer Schönheit nur zu gerne bei wolkenfreiem Himmel über die Gipfel der Berge und wecken das Tal aus seinem Schlaf. Wer einmal diesen Moment erlebt haben sollte, der weiß ihn zu schätzen. Während also noch nicht einmal die Düfte des ersten frisch gebrühten Kaffees durch die Gänge des Hotels ziehen, zieht es mich nach draußen auf den Dorfplatz und der Dorfstraße folgend hoch auf die Anhöhe hinter Burgeis, wo ein alter Plattenweg rechts aufwärts zum Bergsee führen soll. Keine zwanzig Minuten später erreiche ich den Hügel und machte die Holzscheiben ausfindig, welche man während des Faschings beim Brauch des Scheibenschlagens glühend zu Tal schleudert.

Zu meiner Linken der liegt der Bergsee, in dem sich die aufgehende Sonne spiegelt. Zu meiner Rechten das noch im Nebel liegende Tal. Es ist gerade einmal 6.30 Uhr, doch der Moment entschädigt für jede Stunde fehlenden Schlafs. So halte ich einige Minuten inne bevor ich den Weg Richtung Hotel wieder auf mich nehme. Das Hotel Weisses Kreuz / Ansitz zum Löwen ist, wie man übrigens relativ schnell bemerkt, nicht immer ein Hotel gewesen. Ganz im Gegenteil, es war Reisehospiz, Bauernhof, Krämerladen und Gaststätte bevor es im Jahr 2013 wirklich erstmals als Hotel diente. Und auch noch heute atmet dieser einzigartige Ort Geschichte und ist ein Fenster in die Vergangenheit, welches mit Sichtbeton, Glas und viel Sorgfalt ins Heute transportiert wurde. Hinter jeder Tür der neun individuell gestalteten Suiten der einstigen Scheune wartet das Geheimnisvolle, jeder Winkel erzählt noch heute seine Geschichte und das, obwohl dem Hotel die moderne Architektur nicht zu verkennen ist. Historische Bausubstanz und Zukunftsvisionen, klare Linien und alpine Behaglichkeit – all das sind auch mir scheinbare Widersprüche, die an diesem Ort so gut zueinander finden, dass es die Anschein macht sie würden kaum ohne einander auskommen.

DAS STILFSER JOCH - DIE FREIHEIT HINTER JEDER KEHRE

Während ich auf dem Dorfplatz am ersten Morgen in aller Seelenruhe meinen Espresso in der Sonne schlürfe fiel mir wieder ein, was ein anderer Grund dafür gewesen sein könnte so früh wach zu sein. In nur wenigen Minuten sollte ein Abenteuer auf mich warten, von dem ich ungelogen schon seit meiner Kindheit träume. Seit  ich mich in Urlauben mit meinen Eltern in Österreich in die Berge verliebt habe, bin ich fasziniert von den Passstraßen, die sich hoch in die Berge schlängelten und teilweise im Himmel zu  verschwinden scheinen. Diese Begeisterung ist bis heute nicht verebbt und so kam es schließlich dazu, dass ich ganz genau weiß, welche die faszinierendsten und schönsten Bergstraßen der Alpen sind. Eine davon ist das sogenannte Stilfser Joch. Eine Straße, die sich in 48 klassischen Kehren durch die Ortler Alpen schlängelt und damit die kurvenreiche Bergstraße zur höchsten Passstraße Italiens und zur zweithöchsten Passstraße der Alpen macht.

Wenig später ging es auch schon los. Von Burgeis aus fuhren wir mit einem Tesla in Richtung Prad, wo der Anstieg auf 2578 Meter offiziell beginnt. Wir halten noch einmal am Wegesrand, erblicken durch noch dichtem Nebel das Bergmassiv vor uns und visieren mit einem Zeigefinger den höchsten Punkt der Strecke an, den wir in diesem Moment noch nicht einmal erblicken können. Mit jedem Kilometer in dem wir uns durch die engen Kehren der Straße den Pass hoch kämpfen steigt die Euphorie. Nicht nur weil sich die Frage nach dieser architektonischen Meisterleistung stellt, sondern weil die idyllische Fahrt durch den Nationalpark Stilfser Joch deutlich macht, warum die berühmt berüchtigten 48 Kehren auf Südtiroler Seite diese Straße zu einer der imposantesten Straßen der Welt macht.

Fast meditativ schlängeln wir uns die Straße Kehre um Kehre gen Gipfel, während mein Kopf nach jeder Kehre in eine andere Richtung dreht, um den beeindruckenden Blick ins Tal für jede Sekunde zu genießen. Je höher man kommt, desto unvorstellbarer ist der Blick aus dem Fenster. Während wir 30 Minuten zuvor noch durch das saftgrüne Tal gefahren sind, erreichen wir allmählich die Baumgrenze in dem Stein, Geröll, einige Büsche und Schneefelder das einzige sind was gedeiht. Nun sind es nur noch wenige Minuten bis zum höchsten Punkt der Straße. Jener Punkt, über dem das Panorama-Restaurant Tibet über die Straße wacht und die Besucher auf einen Kaffee mit einzigartigem Blick auf das Tal von der Terrasse einlädt.

Auch wir parken unser Auto, bewegen uns auf die Reling der Terrasse zu und blicken sprachlos auf die 48 Kehren, welche wir uns nur wenige Minuten zuvor mit dem Auto hochgekämpft haben. Mein Opa hat mir bereits von der Königin der Passstraßen erzählt, nun verstehe ich warum der Stelvio diesen Namen mehr als nur verdient hat. Ist es das Alpenpanorama? Ist es die unglaubliche Leistung der Menschen die diese Straße erbaut haben? Ist es die Schönheit des Nationalparks Stilfser Joch? Oder ist es doch einfach nur das Gefühl der unbändigen Freiheit, welches ich an diesem Morgen habe? Es fällt mir bis heute schwer eine Antwort zu finden.

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K(EIN) GEWÖHNLICHES MITTAGESSEN - ZU BESUCH IM JÖRGENSTADL

Nach so viel Aufregung sehnt man sich natürlich auch nach etwas Ruhe. Was für ein wunderbares Timing, denn am Mittag lernen wir die Gourmet-Restaurant-Familie Trafoier kennen, die sich im Vinschgau in den letzten Jahrzehnten zu einer echten Institution gemausert haben. Während sie in Kastelbell ihr erfolgreiches und hoch gepriesenes Restaurant Kuppelrain betreiben, bietet der Jörgenstadl im Goldrain Raum für exklusive Veranstaltungen und kulinarische Reisen in Gruppen. In der Tür zum Stadl begrüßt uns Küchenchef Jörg Trafoier. Er führt die Riege der Spitzenköche der Region ganz weit vorne an und verdient sich damit Jahr für Jahr sogar den Michelin-Stern für sein Gourmet Restaurant. Allerdings kommt man nicht umhin zu betonen, dass das Restaurant in Familien-Teamwork geführt wird und seine Frau Sommelière Sonya, Sohn und Koch Kevin sowie die Tochter Natalie Trafoier – gelernte Konditorin und Patissière – zum guten Ruf des Restaurants über die Ländergrenzen hinweg beitragen. Das Haus selbst ist bereits Refugium für die Seele: Im Garten werden wir mit einem Glas Wein von Sonya zwischen Bäumen und Sträuchern willkommen geheißen. „In der Ruhe liegt die Kraft“ ist die Devise und so erzählt uns die sympathische Familie in aller Seelenruhe von ihrer Philosophie bevor wir im Stadl selbst zu Platz gebeten werden.

Die Philosophie wird hier gelebt – dabei überzeugt das Vier-Personen-Dreamteam mit einer großen Küche mit den besten einheimischen Produkten, die immer wieder neu interpretiert werden und als Kreativgerichte in unverfälschter Reinheit zunächst das Auge des Gastes, die Nase und schließlich auch den Gaumen verzaubern. Dass Südtirol die Region mit der höchsten Dichte an kulinarischen Hochburgen Italiens auffweist wussten wir und dennoch sind wir nach all den Jahren noch immer erstaunt, welche Restaurants sich in den Dörfchen und Tälern verbergen. Was folgt ist ein Gänge-Menü der besonderen Art. Auf dem Teller wird Gang für Gang das Regionale gefeiert und Fernweh für das Exotische geweckt. Kombiniert mit den Weinen von Sonya, die nicht ohne Grund zu den „Donne Del Vino“ Italiens zählt, zelebrieren wir für knapp zwei Stunden das Leben und den Genuss.

GLURNS - DAS SÜSSESTE STÄDTCHEN IM OBERVINSCHGAU

Im Meraner Land findet man Ruhe und wer es noch ein wenig ruhiger mag, der findet sein Glück im Vinschgau. Zwar reihen sich auch hier die Dörfchen das Tal hinunter, doch gibt es im Vinschgau nur ein Städtchen: die mittelalterliche Perle Glurns. Unterhalb des mystischen Tartscher Bühels im Obervinschgau liegt die historische Altstadt, die sich seit Jahrhunderten äußerlich kaum verändert hat. Wir parken an diesem heißen Nachmittag das Auto vor einem der drei Stadttore und spazieren ins Innere der noch vollständig erhaltenen malerischen Ringmauer. Mit gerade einmal 900 Einwohnern ist Glurns die kleinste Stadt der südlichen Alpen und verzaubert nicht nur mit seinem charmanten mittelalterlichen Flair, sondern vor allem mit seinen kleinen Gassen und Lauben. Bei bereits tief stehender Sonne erkunden wir die historischen Laubengänge, die charmanten Gassen und edlen Bürgerhäuser, die noch heute von der bewegten Geschichte der ehemaligen Handelsstadt zeugen. Solltet ihr also einmal durch die Region fahren, nehmt euch die Zeit und erkundet nicht nur die kleinste Stadt Südtirols, sondern auch die Süßeste!

WHEN IN LAAS - DEM MARMOR AUF DER SPUR

Von der süßesten Stadt des Vinschgaus geht es am folgenden Tag für uns in das wohl berühmteste Dörfchen der Region: Nach Laas. Nun mag dem ein oder anderen unter euch Laas vielleicht noch nicht so viel sagen, aber wer Laas nach einem Tag wieder verlässt wird sich überall auf der Welt nach Etwas umsehen, was nur so aus dem Vinschgauer Dörfchen kommt. Die Rede ist vom Laaser Marmor. Am Bahnhof der Marmorwerke von Laas angekommen, ist das weiße Gold der Alpen nicht mehr zu übersehen. Ein paar hundert Meter entfernt hinter den Gleisen türmen sich die weißen Riesen, welche hoch auf dem Berg und tief in den Ortler Alpen abgebaut wird, um sie vom Bahnhof in alle Welt zu verschiffen. Wenige Meter von uns entfernt stehen riesige Marmorskulpturen, welche durch Künstler und Steinhauer in mühseliger Arbeit in Form gebracht wurden. Weit oben auf dem Berg sieht man den weißen Marmorstaub des Bergwerks in die Ferne ziehen. Wir nehmen den Weg hoch zum berühmten Weißwasserbruch auf uns und begeben uns in das Innere der mächtigen Marmoreinlagerungen, welche hier vor knapp 400 Millionen Jahren entstanden. Seit knapp 80 Jahren wird das Gestein hier schon abgebaut, welches durch seine seltene Reinheit bei Architekten und Künstlern auf der ganzen Welt beliebt ist. Nicht nur zum Ground Zero hat es das Kalkgestein geschafft, sondern auch die ikonischen Gräber der US-Army entstehen aus dem einzigartigen Marmor aus Laas. Beim anschließenden Besuch des Dörfchen Laas wird einmal mehr bewusst, welche Bedeutung der Marmor tatsächlich für die Region hat, denn auch der ikonische Dorfplatz ist aus Marmor gestaltet worden. So wie viele andere Skulpturen und Orte des Dörfchens übrigens auch.

Für künstlerische Zwecke wurden in den vergangenen Jahrhunderten übrigens nur schätzungsweise 5% des im Vinschgau geförderten Marmors verwendet, was nicht bedeutet, dass Künstler und Bildhauer nebst Architekten das reine weiße Gestein ebenso zu schätzen wissen. Einen dieser Künstler lernen wir nach unserem Lunch unweit vom Laaser Dorfplatz in seinem Studio kennen. Sein Name ist Jörg Hofer. Während viele Künstler seiner Art nur die besten Stücke im Marmor suchen greift er auf Marmorsand zurück. Bei einer Führung durch sein Studio zeigt er uns schließlich auch die großformatigen Werke, welche aus dem Marmorsand und vermischter Eitempera entstehen. Sein Studio, so nicht nur mein Eindruck, wäre allerdings auch schon Kunstwerk genug. Überall sammeln sich die grellen Farbpigmente in Töpfen, welche unordentlich und doch gut sortiert wirkend auf einem riesigen Tisch stehen, seine Kunstwerke reichen weit über den Rahmen der Leinwand hinaus und jede einzelne Ecke des Studios gibt Einblick in das Denken des Künstlern, dem nicht ohne Grund vom Land Österreich der Professorentitel verliehen wurde. In dem Studio angrenzeden Garten lässt der Künstler seinen Gedanken freien Lauf bis es ihn, hin und wieder in den Steinbruch zieht, den die Einsamkeit dieses Ortes inspiriert.

KOOPERATION

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit dem Vinschgau: Sämtliche redaktionell erstellten Inhalte bleiben von der Zusammenarbeit unberührt.

Das vollständige Recap-Video von #meetmerano 2018 findet ihr auch hier. Weitere eindrucksvolle Bilder, Geschichten und Tipps für eine Reise in den Vinschgau findet ihr auch bei Facebook und Instagram!

Wir danken für das wunderbare Programm sowie die Organisation von #meetmerano 2018 und grüßen gleichzeitig unsere Reisebuddies  Virginia von zuckerzimtundliebe.de, Willy von drlima.net, Maria und Wilken von herzundblut.com sowie Björn von Monocle Films für die audiovisuelle Aufbereitung unzählig schöner Erinnerungen.

In den nächsten Tagen lest ihr hier auch den zweiten Teil unserer Reise ins Meraner Land.