Der Tag, an dem ich in Sydney ankam, war sonnig und warm. Einer dieser Tage, an denen du die Haustür aufmachst und den Geruch aufsaugst, weil er so etwas wie einen Neuanfang, eine neue Jahreszeit, eine neue Ära in sich trägt. Das war der 15. Oktober – jetzt, zwei Monate später, hat sich einiges getan hier, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt. Ich will meine Zeit hier deswegen etwas aufrollen und euch an diesem Leben teilhaben lassen – spannend ist es hier, so viel kann ich euch schon verraten.

Als ich Ende Oktober nach Sydney kam, zog ich in die 269 Goulburn Street mitten in Surry Hills. Das kleine, dunkel-lilane, von außen etwas heruntergekommene, viktorianische Häuschen ist perfekt gelegen – mitten im Herzen Sydneys. Ich liebte es dort, in der kleinen Abzweigung zwischen Crown- und Riley Street, Parallelstrasse der Oxford Street. Sie trug den Geruch, die Hitze und den Vibe einer Großstadt in sich, jeden Tag wenn ich die Tür öffnete, liebte ich sie mehr, wenn mein Blick auf die buntbesprühte Wand gegenüber und einen der wenigen übrig gebliebenen Record Stores der Stadt fiel.

Ich wohnte dort, wie ich ganz gern sage, in einer kleinen Kommune, die eigentlich wie eine Familie funktionierte. Das ist ein warmes Ankommen, wenn man gerade vom anderen Ende der Welt alleine in eine fremde Stadt kommt. Schnell fand ich mein Café des Vertrauens, das mir jeden Morgen den besten Flat White der Welt zauberte und den Auftakt meines Tages einleitete.

Ich genoss das Leben in der 269. Irgendetwas klopfte dennoch die ganze Zeit ganz leise in mir, dass das vielleicht doch nicht der Ort sein sollte, an dem ich meine Zeit verbringen möchte, irgendetwas flüsterte mir, ich würde hier nicht hingehören.

Das lag nicht an mir oder der „Familie“. Die Menschen waren alle ganz liebenswürdig und von Grund auf herzensgute Persönlichkeiten – sie waren nur so weit weg von all dem, das mich definiert. Sie waren bewegt von völlig anderen Dingen, teilten andere Leidenschaften und ich hatte machmal das Gefühl, mich verteidigen zu müssen, für die Person, die ich bin. Ich denke, dass jeder, der das schon einmal erlebt hat, an dieser Stelle genau weiss, was ich meine – für die, die das noch nicht kennen: ich glaube ihr werdet der Situation noch begegenen. Sie ist nicht weiter wild, sie motiviert dich nur in Form eines ruhigen, warmen, inneren Gefühls zur Veränderung.

Wie das Schicksal so spielt, gibt sich manchmal eins dem anderen – und plötzlich verändert sich alles. So traf ich eine Person, durch die sich mein Leben hier vollkommen verändern sollte. Wir trafen uns in Surry Hills, zufällig, bei einem Dinner von Bekannten, die auch ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht besonders gut kannte. Das Haus in dem wir uns trafen ist in der Stadt und über deren Grenzen hinaus bekannt – dafür, dass sich hier Menschen mit ähnlichen Mindsets treffen, auf der Suche nach inspirierenden Gleichgesinnten, guter Musik, außergewöhnlichen Zeiten und Gesprächen. Es ist ein wahrhaft magischer Ort. Dort traf ich meinen neuen Mitbewohner. Wir kannten uns schon vorher – lustigerweise haben wir uns im Sommer auf Ibiza kennengelernt und direkt wiedererkannt – der Vibe hat gestimmt und zwei Wochen später zog ich dort ein.

Von da an änderte sich mein Leben und in den Genuss des Vibes von Surry Hills komme ich nur noch selten, doch ich bin glücklicher als jemals zuvor, denn ich bin umgeben von Menschen, deren Werte mit den meinen übereinstimmen, die meine Seelensprache sprechen und die jeden Tag das beste aus mir herausholen. Das ist der Inbegriff von Schicksal – und das ist es, was dir passiert, wenn du auf die Person hörst, die in dir spricht. Gleiche Seelen finden immer zueinander, so ist das – zum Glück. Und wenn du dich wo nicht wohl fühlst, dann ist das nicht deine zwangsläufig deine Schuld und du kannst das ganz einfach ändern, das darf man nie vergessen.

So spielt sich mein Leben jetzt im schönen, ruhigen Double Bay ab, mit dem traumhaftesten Meerblick, der mir jeden Morgen ein fast noch grösseres Lacheln ins Gesicht zaubert, als der Record Store aus den Zeiten in Surry Hills. Ich habe wieder gelernt, mich niemals “zufrieden” zu geben, immer auf mich zu hören, keineswegs meine innere Stimme zu ignorieren und die Augen immer offen zu halten, auf fremde Menschen einzugehen und dass das Leben immer überraschend umschlagen kann – und das ist wahrhaft gut so, denn alles andere fände ich langweilig.

Vom Leben in Double Bay erfahrt ihr bald mehr – mein Lieblingscafe jedenfalls, das habe ich schon gefunden. Stay tuned.

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