Indianer – viele verbinden mit dem Stichwort Pfeife rauchende Medizinmänner und mit Federn geschmückte junge Frauen, die fröhlich um ihre Tipis tanzen. Die Realität sieht anders aus: Seit der Kolonialisierung Nordamerikas gibt es sogenannte Indianerreservate, in denen Zugehörige ethnischer Stammesvölker einquartiert werden. Das Gebiet selbst wird durch die amerikanische Regierung bestimmt, welche wenig bis kaum in die Größenverhältnisse der einzelnen Indianergebiete involviert ist. Für die europäischen Eroberer waren die Reservate eine Art „Zivilisierung“ der indigenen Bevölkerung – für die Indianer selbst ein Gefangenenlager.

Auch heute wohnen viele „Natives“ und ihre Nachkommen in solchen Reservaten. Während bei uns der Begriff der Naturvölker durch Stereotypisierung romantisiert wird, sind genau diese schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt. Alkoholsucht, Drogenkonsum und Gewalttätigkeit sind nur einige der Folgen der schlechten Konditionen.

Während noch vor circa zwanzig Jahren die amerikanischen Ureinwohner zur kulturellen, westlichen Anpassung gezwungen und gedrillt wurden, findet in der jüngeren Generation immer häufiger eine Gegenbewegung statt, die zur Auseinandersetzung mit dem Leben der Natives führen soll.

Einer von ihnen ist der in Berlin lebende Karl Addison. Aufgewachsen in Phoenix, Arizona stand er schon immer zwischen den beiden Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Durch sein Interesse für Street Art und Skulptur gibt er authentischen indigenen Darstellungen einen Raum – sowohl in Galerien als auch auf den Straßen der Welt: Karl besuchte schon Länder wie Mexiko, Pakistan und Malaysia um sich mit der dort lebenden Bevölkerung und ihrer kulturellen Identität auseinanderzusetzen.

In seiner kommenden Ausstellung widmet er sich seinem eigenen kulturellen Background: Sein Großvater war Mitglied der Chickasaw, ein Indianervolk welches ursprünglich im Gebiet des Bundesstaates Mississippi zuhause war. Während eines sogenannten „Powwows“, bei dem verschiedenen Indianerstämme aufeinandertreffen und zusammen feiern porträtierte er weitere Stammesangehörige der Chickasaw.

Durch das Porträtieren einzelner Individuen des Stammes will Karl auf die allgemeine Generalisierung aufmerksam machen, die gerade in der westlichen Welt über Indianer herrscht. Jeder Stamm hat seine eigenen Mythen, Bräuche und Rituale – doch bei uns kommen die Traditionen nur in vereinfachter Form an. Seine Ausstellung heißt „Chokma, Chinchoma?“ und ist eine Grußformel der Chickasaws. Der Satz fordert zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Stamm auf – in Form von Figuren und Bildern der amerikanischen Ureinwohner. Die nächsten drei Monate werden seine Kunstwerke in der Factory Kitchen in Berlin zu sehen sein.