Tausende Menschen, fleißig, höflich und liebenswert, in Scharen überqueren sie die bunten Straßen. Dazu diese unfassbare Technologie, der Smog, der Lärm, der Kimono nebst kleiner konzentrischer Rohfischstreifen und einer Suppe names Miso. Das Ganze eingebettet in sagenhafte Tempelanlagen und einzigartige Architektur im Glanze des Fujiyama. Wohl wahr, über Japan erzählt man sich so einiges, doch zweifelsfrei niemals genug. Von Osaka über Kyōto nach Tokio, Norman reiste für sieben Tage nach Japan und buchstabiert die Tour auf seine Weise.
A-NA ALL NIPPON AIRWAYS: Die japanische Fluggesellschaft beförderte mich in 12 Stunden von Frankfurt nach Tokio. Mängel, Beschwerden oder sonstiges Genörgel? Ungeachtet der Tatsache, dass ich kein Wort japanisch verstehe und das Boardingvideo bereits darauf schließen ließ, dass ich die kommenden Tage mehr lächelnd denn sprechend verbringe, ist am Service von ANA nicht eine Kleinigkeit zu bemängeln.
B-MW KULTURENGAGEMENT: Weltweit organisiert BMW im Rahmen langfristiger Partnerschaften Projekt- und Eventreihen zur Förderung der Beziehung zwischen Mensch und Kultur. Zentrales Augenmerk der Japantour ist das aktuelle Engagement namens „Spielfeld Klassik“ zwischen den Münchner Philharmonikern und BMW. Neugierige aller Altersstufen sind eingeladen, die Welt der klassischen Musik aus unterschiedlichen Perspektiven zu erkunden. Seit April 2013 reisen die Musiker von Welt im Rahmen einer Asien-Tournee durch Japan und geben unter anderem Konzerte in Tokio, Osaka, Nagoya und Sapporo. Bei den Konzerten in Osaka und Tokio war ich live dabei.
C-OMPOSITION: Als konstanten Trigger die fantastischen Klänge eines Weltorchesters zu genießen, während sich nebenan der Fujiyama in sensationeller Kulisse offenbart, beschreibt nicht nur die perfekte Komposition von Kultur und Musik. Vielmehr ist es die Erfahrung selbst, die hektischen Privilegien des Alltags abzulegen und für ein paar Stunden zu genießen, was häufig am meisten fehlt, die Zeit.
D-OTONBORI VIERTEL: Lasst die Sonnenbrille am besten gleich auf der Nase, im weltbekannten Dotonbori Viertel der Megacity Osaka knallt die Leuchtreklame nachts heller als am Tag. Das ehemalige Rotlichtviertel gilt als die Vergnügungsmeile der Stadt und bietet neben abgedrehten Teens, gestressten Geschäftsleuten in Smokings und unzähligen Touristen zudem ein fulminantes Spektrum an Shopping-Möglichkeiten, Restaurants sowie Clubs und Bars.
E-IN AUSFLUG NACH KYŌTO: Der erste Tag hätte besser nicht starten können. Knapp eine Stunde von Osaka entfernt, verschlug es mich in eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten Stadt Japans – nach Kyōto. Die Region war von 794 bis 1869 Sitz des kaiserlichen Hofes und beherbergt hunderte von Tempelanlagen auf engstem Raum – davon wurden 14 Tempel und Shintō-Schreine 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
F-UJIYAMA, EIN WAHRZEICHEN SPRICHT BÄNDE: “Wer einmal auf den Berg Fuji steigt ist weise. Wer ihn zweimal besteigt ist ein Narr.“ So lautet ein altes, japanisches Sprichwort. Der Fujiyama ist mit seinen 3776 Metern der höchste, bekannteste und schönste Vulkanberg Japans – und Ziel von mehr als 3000 Bergsteigern am Tag!
G-EWIDMET DEM GOTT DER LIEBE – ZU BESUCH IN KIYOMIZU-DERA: Es ist eine der wohl bekanntesten Tempelanlagen Japans, Kiyomizu-dera im Herzen von Kyōto. Das großangelegte Areal beherbergt mehrere Shintō-Schreine, welche allesamt Okuninushino-Mikoto, dem Gott der Liebe gewidmet sind. Der Legende nach bringt es Glück in der Liebe mit geschlossenen Augen einen speziell errichteten Pfad zwischen zwei Steinen vorm Tempel langzugehen. Ich hab’s versucht – die Romanze blieb aus!
H-OCHHÄUSER: In Europa gelten Gebäude mit über 25m Höhe als Hochhäuser. Nicht so in Japan! Erst ab 100 Metern können sich die Bauten mit dieser Kategorie schmücken. Eine Tatsache, die sich die emsigen Japaner scheinbar zu Herzen nahmen – getreu dem Motto „Sky is the Limit“ fährt jede Stadt mit einer sensationellen Skyline auf.
I-NTENDANT PAUL MÜLLER leitet die Münchner Philharmoniker seit 2008. Der 53-Jährige war zuvor bereits als Leiter der Bamberger Symphoniker tätig und gilt als einer der gefragtesten Intendanten weltweit – zahlreiche Initiativen zur Förderung klassischer Musik und Kultur wandern auf das Konto von Paul Müller. Zusammen mit Star Dirigent Lorin Maazel stellte er 2011 mit „Spielfeld Klassik“ das neue Education-Programm der Münchner Philharmoniker auf die Beine.
J-APAN IN EINEM ABSATZ: Brachiale Landschaften, einzigartige Sonnenaufgänge und wahrhaftige Einsamkeit im Glanze millionenschwerer Metropolen – nein, Japan passt in keinen Absatz, Japan ist anders, Japan muss man erleben!
K-IMONO: Der Kimono ist ein traditionelles japanisches kaftanartiges Kleidungsstück, welches durch einen breiten Gürtel (Obi) zusammengehalten wird. Folgen wir dem linken Bildverlauf sollte man hinzufügen, dass er nicht jedem steht.
L-ORIN MAAZEL: Die Münchner Philharmoniker vor Ort zu erleben war nicht nur der Anlass und Höhepunkt meiner Reise, es war zudem eine Ehre den Star-Dirigenten und Komponisten persönlich zu treffen. Seit 2012 ist der Weltstar Lorin Maazel Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und motiviert seither das Orchester zu Höchstleistungen – das sieht, hört und spürt der Besucher. Ich danke für diesen sensationellen Ausflug auf’s Spielfeld der Klassik.
M-EGACITIES: Millionenstädte auf kleinster Fläche – das ist Japan. Beginnend mit der weltweit größten Metropole zählt Tokio bis dato sage und schreibe 37 Millionen Einwohner, gefolgt von Osaka, das mit sagenhaften 17 Millionen immer noch größer als jede europäische Stadt ist. Zudem gilt Japan mit Nagoya (8,7 Mio.), Fukoka (4,2 Mio.) und Sappora (2,5 Mio.) nicht nur als wirtschaftlicher Spitzenreiter sondern gleichermaßen als das Land mit der höchsten Dichte an Megacities. Wenn das mal nicht MEGA ist!
N-EVER FORGET: Wanna smoke? Do not walk! – Tatsächlich ist es in Japan aufgrund der Vielzahl an Passanten nicht gestattet in Bewegung zu qualmen. Verstöße werden mit hohen Geldstrafen geahndet!
O-SAKA: In der zweitgrößten Metropolregion der Welt fand mein erster Kontakt mit der japanischen Kultur statt. Die Phoenix-Stadt, die nach vollkommener Zerstörung im zweiten Weltkrieg erneut aus der Asche stieg, rangiert derzeit auf Platz 13 der Megacities und ist neben Tokio das zweite wirtschaftliche Handelszentrum Japans. Absolutes Highlight ist das Schloss Osaka in der südlichen Altstadt.
P-HILHARMONIE oder „Liebe zur Harmonie“ aus dem Griechischen, nennen sich die größten Konzertgesellschaften. Unterdessen sticht eine besonders hervor: Die Münchner Philharmoniker gelten mit über 80 professionellen Musikern als eines der renommiertesten deutschen Spitzenorchester.
Q-UAL DER WAHL IN TOKIO. Die Optionen in Tokio überschlugen sich: Vom Besuch des SCAI The Bath House, eine Galerie für zeitgenössische Kunst über das Museum of Contemporary Art Tokyo und dem Hara Museum traf ich eine gnadenlose Entscheidung und besuchte die legendären Homeworld Girls im Cafe@home. Unter dem Hirnschlag leide ich noch heute – doch bereue ich auch dieses absurde Highlight nicht.
R-ESTAURANTS? WAS WIRD SERVIERT? NATÜRLICH JAPANISCHE KÜCHE. Fangen wir von vorne an: Das Grundnahrungsmittel der japanischen Küche ist Reis und gleichermaßen Hauptgericht bei jeder Mahlzeit, nebst dem Hauptgetränk, dem Tee – klar. Die Beilagen werden als Okazu bezeichnet und spiegeln die geografische Lage des Landes wider. Da Japan ein Archipel ist, spielen Fisch und Meeresfrüchte eine wichtige Rolle. Ferner überrascht es natürlich nicht, dass auf nahezu jeder Speisekarte Sashimi, Miso-Suppe und Sushi vertreten ist + Tsukemono, eingelegtes Gemüse.
S-HINTŌ-SCHREIN MEIJI-JINGŪ: Es ist ein Ort des Friedens, der Ruhe und des inneren Gleichgewichts. 1920 erbauten Freiwillige den weltbekannten Shintō Tempel, nebst 100.000 Bäumen im Herzen Tokios als Zeichen der Dankbarkeit und Liebe ihres verstorben Kaiserspaares Meiji-tennō und seiner Frau Shōken-kōtaigo. Zweifelsfrei ein Höhepunkt der japanischen Hauptstadt, den sich kein Besucher entgehen lassen sollte.
T-EMPEL: Glaube und Spiritualität ist das Fundament japanischer Kultur. Ferner sind die Städte und Dörfer mit den architektonisch und historisch atemberaubenden Tempeln als Andacht der prägenden Religionen Buddhismus und Shinto übersät, die jeweils verschiedenen Gottheiten, Kaisern oder heiligen Geistern gewidmet sind. Jede lokale Gemeinde hat mindestens einen, in kulturellen Zentren wie Kyōto findet der Besucher gar tausende Tempelanlagen über die Stadt verteilt.
U-NBEMERKT, ISOLIERT, LOST: Die volle Bedeutung des Wortes „Sprachbarriere“ wurde mir in Japan mehrfach vor Augen geführt. 35 Millionen – und doch allein. In einer detailliert ausgeschilderten Stadt – verloren. Wer die Sprache nicht beherrscht, wird die robuste Wand zu den Herzen der Menschen nur schwer durchbrechen. Wie vom Mars entflohen wurden selbst die alltäglichsten Lappalien wie Bankautomaten oder Wegbeschreibungen zu ultimativen Herausforderungen. Doch hat es – wie so oft – auch Gutes: Mein Repertoire im Ausdruck durch Gestik und Mimik lief zur Hochform auf und beim nächsten Scharadespiel werde ich definitiv siegen.
V-IOLINKONZERT MIT SOLOIST RYU GOTO: Ryū Gotō ist ein junger amerikanischer Violinist japanischer Abstammung, und wird wegen seinen Einflüssen von elektrischen Gitarren wie Jimi Hendrix und der teilweise aggressiven Spielart als feurig oder wild beschrieben. Er erhielt erstmals im Alter von drei Jahren Violinunterricht, hat unlängst im Alter von 24 Jahren zwei CD’s veröffentlicht und wird in Japen als der Shooting Star gefeiert. Beim Konzert in Tokio erlebten wir ihn live.
W-LAN: Die Japaner lachen sich ins Fäustchen – während wir hierzulande teils noch verzweifelt WLAN suchen, könnte man in Japan tagelang nach einer WLAN-freien Zone suchen ohne fündig zu werden. Von der Bestellungen im Restaurant bis zur digitalen Klobrille läuft hier alles online.
X-TRA KARAOKE: Die weltweit verbreitete und beliebte Freizeitbeschäftigung Karaoke kommt ja bekanntlich aus Japan. Dass Karaoke im Land des Lächelns jedoch auch gerne mal zur Afterhour verkommt, war mir neu. Natürlich hab ich mitgemischt und legte mit Red Hot Chili Peppers‘ „Under the Bridge“ und The Cure’s „Friday I’m in love“ den Grundstein für meine anstehende Gesangskarriere. Klare Empfehlung an dieser Stelle: Teilt euch die Kabine mit Einheimischen! Eine Parodie aus japanischen und europäischen Songs ist unschlagbar, wir haben ernsthaft Tränen gelacht.
Y-ES, I will definitely come back!
Z-U GUTER LETZT: Es steht außer Frage, dass es unmöglich ist, sich in einer Woche einen allumfassenden Überblick über Japan zu verschaffen. In einem 7-tägigen Powerprogramm, geprägt von Events, Pressegesprächen und konstanter Übermüdung, wird schnell klar, dass dies nicht der letzte Besuch sein kann. Zu häufig fehlte der Schulterblick, der Moment für’s Wesentliche oder gar die kleinen Details – alles eine Frage der Zeit. Völlig ausgespart sei auch die Tatsache, dass Japan als westliche Technologie- und Industrienation auch wunderschöne Landstriche, Dörfer und einmalige Berglandschaften zu bieten hat. Noch heute bereue ich, dass der optionale Ausflug zum Fujiyama auf Kollisionskurs mit weiteren Programm-Highlights leider nicht stattfand. Prioritäten zu setzen ist manchmal eben nicht leicht.
Nicht anders bei den Einwohnern: Scheint es zurück in Europa nahezu unmöglich, einen Zugang zur Andersartigkeit dieser Gesellschaft zu finden, steht zweifelsfrei fest, dass ich nach Jahren des Reisens rund um den Globus nur selten eine Nation erlebte, die mit so viel Disziplin das eigene Land nach vorne treibt. Hier den Klischees zu folgen, gar zu tönen diese Menschen seinen ein „arbeitswütiges Volk“ kommt nicht nur einer Falschaussage gleich, es wäre obendrein mehr als respektlos. Japaner sind stolze Menschen, Menschen die wissen, was das Wort Anstand bedeutet. Menschen, die ihr kulturelles Erbe schätzen, die eine der stärksten Wirtschaftsnationen der Welt geschaffen haben und nebenbei auf engstem Raum Abermillionen eine Heimat bieten.
Ferner gilt, anstatt nur ohnmächtig und hilflos beizuwohnen, das Sammelsurium aus Mensch, Kultur, Glaube und Technologie mit Interesse zu hinterfragen, und allen voran von ihnen zu lernen.
Doch bleibe ich beim Thema: Sieben Tage Japan sind nun vorüber! Mein Dank gilt dem Team vom BMW Kulturengagement und den Münchner Philharmonikern. Zurück in Deutschland kann ich mir bei weitem keinen besseren Anlass vorstellen, als beim ersten Auftakt in einer völlig neuen Kultur die Klänge eines Welt-Orchesters als ständigen Begleiter an der Seite zu haben.
In der modernen Welt ist häufig von positiven Synergie-Effekten die Rede – diese Kombination war magisch.