Meine Tour neigt sich leider dem Ende, doch fand sie ihren Abschluss durch ein sensationelles Abenteuer – ein Abenteuer aus Eis und Schnee. Vorweg: Für all jene unter euch, die jetzt das latente gähnen plagt, für mich war es ein mega Adventure, ein riesen Ding! In den letzten 24 Stunden fühlte ich seit langem mal wieder den kleinen Jungen in mir, der erstmals die Achterbahn betritt und nicht weiß, was gleich passiert.
Alles begann vor 2 Monaten als via E-Mail das Angebot reinflatterte, die Hardliner vom Salewa Base Camp, in 2500 Metern persönlich zu treffen. Als vehementer Nicht-Ski-Fahrer (Kurzer Einwurf: Meinereiner schläft am Strand, nicht im Schnee!) kommt da einiges an Gefahren zusammen: Angefangen bei der Ausrüstung, der Kleidung, der Höhenluft und einer flott geteerten Raucherlunge, sollte an dieser Stelle Erwähnung finden, dass Wetter nicht gleich Wetter in diesen Höhenlagen ist.
Ferner kann es schon mal vorkommen, dass unter sternenklarem Himmel, mit ’nem Fichtentee in der Hand, eine Übernachtung im Zelt auf 2500 Metern zum romantischen Ausflug aufläuft, Sternschnuppen inklusive. Gestern – TROMMELWIRBEL – jedoch nicht! Bereits an der ersten Seilbahn tönte es: „Schon gehört, 90 cm Neuschnee in einer Nacht, da ist ordentlich was los da oben!“. Vermutlich war es genau jener Moment als ich so dachte: “Norman du Pfeife, ein paar Handschuhe wären jetzt auch nicht schlecht!“
Doch soweit so gut, der erste Sessellift bei Meran 2000 schipperte schwerelos aufs erste Plato, Ski-hungrige Kids stürtzten quer über die Piste und trotzende Boarder soweit das Auge reicht. So hab ich mir das vorgestellt, so ’ne richtige Ski-Alm. Doch sollte dies nur der Anfang sein; unser Ziel war höher! Eine Stunde Fußmarsch, nebst dünner Luft bei glühenden Wangen erreichten wir die ‚kälteste Seilbahn‘ Südtirols. „Was für eine tolle Auszeichnung für einen Lift !“, dachte ich noch und wackelte fröhlich los.
Mittlerweile sah ich die Hand vor Augen nicht mehr, war jedoch vom körperlichen Aufmarsch noch reichlich aufgewärmt. „So kalt ist es doch gar nicht – prollte ich kurz rum!“, stieg in die zweite Seilbahn und hielt mich fest. Nicht einmal zwei Minuten hat es gebraucht, dass sämtliche Wärme verschwunden war und vom Fuße beginnend die Eiseskälte empor stieg. Sogleich wurde mir klar, die klirrende Auszeichnung ‚kälteste Seilbahn‘ ist mehr als verdient. 15 Minuten später, festgefroren am Sitz spürte ich weder Hände noch Füße. In der Ferne erkannte ich ein Licht und die letzte Seilwinde – wir waren am Ziel. Zumindest vorerst.
Hier zelten also ernsthaft Menschen! Doch um das zu tun, muss man die Zelte erst mal finden. Also auf zu Runde 3 beim lustigen Frost-Camping. Der Guide meinte noch: “Gestern mussten wir die Zelte erst freischaufeln aber wir sind gleich da!“. Da waren sie: 6 – 9 gelbe Salewa Zelte ragten im Schneesturm empor, strahlten Sicherheit, Wärme und ein einen Hauch von Gemütlichkeit durch die schier endlosen Schneemaßen.
Die Hartgesottenen wärmten sich kurz am Feuer der nahegelegenen Hütte und schlugen sogleich die dicken Schlafsäcke für die kommende Nacht auf. Allmählich verstand ich das Abenteuer Bergsteigen, den Kampf gegen die Natur – hier oben, wo der Mensch einfach mal gar nichts zu melden hat.
Und während die Dunkelheit, die Kälte und der Sturm unlängst den Berg beherrschten, erhellten zwei riesige Strahler das kalte Massiv der verschneiten Hochebene. Ein Kettenfahrzeug der Bergwacht traf ein um den Berliner Journalisten Norman zurück ins Tal zu bringen! Wenn das mal kein Service ist. Abenteuer Eis-Camp war hiermit beendet!
Da sitze ich nun, in meinem warmen Hotelzimmer, während 2000 Meter höher, in den Tiefen der Schneemassen, eiserne Abenteurer die Nacht in klirrender Kälte verbringen. Der Mensch, liebe Leser, ist schon ein echtes Tier!
Was für ein Tag. Ich Danke von Herzen.