Barocke prunkvolle Architektur, futuristische Gebäude aus der industriellen Blüte und La Dolche Vita-Feeling soweit das Auge reicht. Turin wird nicht ohne Grund als die „verkannte Schöne“ bezeichnet. Was Architekten aus aller Welt an der norditalienischen Stadt wertschätzen, zeigt sich gesammelt vor allem im November. Denn die Stadt am Fuß der Alpen wird alljährlich im Spätherbst zur Kulturhochburg Italiens. Neben der bedeutendsten italienischen Kunstmesse – der Artissima – bietet die Stadt ein breites Potpourri zeitgenössischer Kunst. Wir haben Turin während der diesjährigen Contemporary Art Week besucht und einige Gründe zusammengetragen, warum sich ein kleiner Culture-Trip in die schöne Voralpenregion garantiert lohnt.


#1 ARTISSIMA – ART IS FOR LOVERS

Du bist Fan der Art Basel? Dann wirst du dich auf der Artissima wohl fühlen! Selbst wenn auf der Artissima viele internationale und ja – nennen wir es doch beim Wort – elitäre Galerien, um die Gunst der Sammler buhlen, ist die Kunst auf der Artissima wenig verstaubt. 207 Galerien aus 31 Ländern zeigten in dieser Auflage Werke die sich grob mit den zwei Leitideen „Back to the future“ und „Present future“ beschäftigten. Auch wenn die Artissima eine Verkaufsmesse bleibt, so verkörpert sie in diesem Jahr „ein Spiegelbild gesellschaftlicher Befindlichkeiten“ und spielt mit der Vergänglichkeit ihres Gleichen. Ein Blick auf den Bühnenplan genügt um festzustellen, dass performative Kunst der Schwerpunkt des Events war. William Hunt beispielsweise lässt in einer beeindruckenden Performance mit vier Drohnen Instrumente bespielen, während Carroll und Flechter den stetigen Wandel der Kunst aufgreifen, ohne sie überhaupt greifbar zu machen. Was die Artissima von anderen Institutionen klassischer Künste unterscheidet? „Artissima is a place were you come to discover artists for the first time.“ Das gesteht sich sogar die weltberühmte Kuratorin Sarah Cosulich Canarutto, die zusammen mit Frensesco Bonami unter anderem die 50. Biennale in Venedig kurierte. Art is for art lovers. Vor allem auf der Artissima!


2. PARATISSIMA – YOU CAN TOUCH THIS!

Das On/Off Konzept funktioniert immer dann erstaunlich gut, wenn es einen klaren Gegenpol zu klassischen Strömungen gibt. Dies war auch einer der Gründe, neben der klassischen Kunstmesse Artissima ein Off-Projekt namens Paratissima ins Leben zu rufen. Der Unterschied zwischen beiden turiner Art Fairs ist bereits beim betreten des Paratissima-Geländes im Detail spürbar. Denn Kunst soll hier in erster Linie erlebbar sein. So finden sich auf dieser Kunstmesse neben dem klassischen Kunstsammler, dem bereits in die Jahre gekommenen Pärchen und diversen Schulklassen „jung und alt“ wieder. Wer nun allerdings 0815 Fotoprints erwartet, der hat auch bei der bereits 11. Paratissima weit gefehlt. Denn auch wenn die Paratissima sich das Credo „You can touch this“ auf die Fahne geschrieben hat, erlebt der Zuschauer hier alles andere als belanglose Kunst. An fünf Tagen durften auch in diesem November knapp 50.000 Besucher Werke aus den Bereichen Design, Video, Foto, Fine Art, Mode und Illustrationen von knapp 300 Künstlern 14 verschiedener Nationalitäten bestaunen. Obendrauf gab es unzählige Unterrichtsräume, Labore und Werkstätten, die die Besucher selbst auf interdisziplinäre Grenzgänge einlud.


#3 CLUB TO CLUB FESTIVAL – THERE IS NO GENRE AS LONG AS IT’S HOT

Auf dem Spielfeld der Künste reiht sich während der Contemporary Art Week eine weitere Veranstaltung ein, die sich einzig und allein der Musik widmet: das Club to Club Festival. Im nunmehr 15. Jahr in Folge begann es auch in diesem Jahr das Festival zu schwingen, dass sich, wie der Name bereits vermuten lässt, elektronischer Musik widmet und sich darüber hinaus nicht vor den Einflüssen klassischer Musik versteckt. So standen die ersten zwei Abende klar im Zeichen avantgardistischer klassischer Tönen und wurden nicht zuletzt aus diesem Grund an zwei Orten der Stadt ausgetragen, die nur so von musikalischer Geschichte schtrotzen: das Teatro Carignano sowie das Conservatorio. Das Festival changiert so gekonnt zwischen Sunday Evening Classic auf der einen und minimalistischen Elektro-Beats auf der anderen Seite. Wenn ein sechzigjähriger Architekt neben einem mittzwanziger Raver sitzt, dann bist du wahrscheinlich beim Club to Club gelandet.


#4 ARCHITEKTUR – NEO FUTURE MEETS BAROQUE

Auch und gerade aus architektonischer Sicht ist Turin ein delikater Leckerbissen und hält einige Besonderheiten parat. Unzählige elegante Boulevards, prunkvolle Jugendstil-Cafés und prächtige Barock-Piazzas treffen im Lingotto-Viertel auf neo-futuristische Fabrikgebäude aus den Zeiten der industriellen Blüte. Hinzu gesellen sich unzählige, eigens für die Olympischen Winterspiele 2006 gebauten Gebäude, die leider zu diesen Zeiten auch das letzte Mal von Menschen heimgesucht wurden. Nun allerdings wieder entdeckt und umfunktioniert wurden, ganz im Zeichen des schwingenden Tanzbeins. Highlight und Wahrzeichen von Turin ist zweifelsohne die knapp 170 Meter hohe, urspünglich als Synagoge gebaute Mole Antonielliane, die heute das bedeutendste Filmmuseum Europas beheimatet. Aber auch der Palazzi Reale – die einstige Königsresidenz – zeugt vom Prunk der längst vergangenen Zeit und seiner pitoresquen Architektur. Turin war nicht ohne Grund 2008 die Weltstadt des Designs.

To put in in a nutshell – don’t miss it!

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Die Reise nach Turin findet in Kooperation mit Airbnb statt. Folgt unserem Partner auch auf InstagramFacebook oder Twitter. Sämtliche redaktionell entstandenen Beiträge bleiben von der Kooperation unberührt.

Wir danken Airbnb für die Unterkunft in Turin. Die Unterkunft unseres Gastgebers Ruggero findet ihr hier.