WILLKOMMEN IM PARADIES. WILLKOMMEN IN STELLENBOSCH.

Nun, da war ich. Verliebt bis über beide Ohren, wie man so schön sagt. In eine Sonne, die ich wohl kaum anderswo so purpurrot im Atlantik versinken sehen würde. In die Natur, die vom feinsten perlweißen Sandstrand an türkisblauem Wasser bis zu majestätischen Gebirgsformationen in Blickweite reicht. In eine Stadt, die ich mir in den kühnsten Träumen nicht hätte so berauschend vorstellen können. Ja, in ein Land und deren Menschen, die noch heute von der Vergangenheit gebeutelt um einen normalen Alltag ringen, herzlicher und lebensbejahender aber kaum sein könnten.

Es ist mein vorerst letzter Morgen in meinen ausgelatschten Birkis und einer Zigarette auf Christianes Terrasse im Stadtteil Gardens Kapstadt. Das vorerst letzte Mal, dass mir Alke, die sich wie Christiane selbst in den vergangenen Tagen so liebreizend um mich gekümmert hat, einen Filterkaffee auf die Terrasse bringt. Ja, der letzte Morgen, an dem ich das immergleiche Spiel fluffig sich über den Tafelberg legender Wolken beobachten kann. Es ist der letzte dieser Morgen, die ich gar schmerzlich in Berlin vermisse werden. Dessen war ich mir an diesem Tag bewusster denn je.

Wie ich diese Art von Abschieden doch hasse und zugleich liebe. Hasse, weil ich weiß, dass die schöne Zeit, die vor knapp einer Woche für mich erst begann an diesem Morgen schon sein jähes Ende finden wird und gleichzeitig diese Art von Abschied ist, der die Erinnerungen an die letzte Woche, die letzten Stunden und Minuten noch einmal in seinen wahrlich schönsten Facetten offenbart. 

Dass da draußen, in den Weinbergen von Stellenbosch, noch so viel für mich in den nächsten Tagen warten würde, wusste ich in diesem Moment, ignorant wie ich manchmal auch sein kann, bewusst zu ignorieren. Wäre da Christiane nicht gewesen, die mir beherzt auf die Schulter klopft, meinen brühend heißen Kaffee dabei fast über meine Füße schüttet und mich darauf hinweist, dass an Trübsal jetzt, ja zumindest jetzt noch nicht zu denken ist, hätte ich es wohl dann noch nicht geglaubt, als sich auf der Fahrt in die Berge die andere, ja ebenso paradiesische Seite Südafrikas, vor meinen noch leicht verheulten Augen schleierhaft offenbart. 

GENUSS FÜR ALLE SINNE. ABER VORALLEM FÜR DEN GAUMEN.

Während die City Bowl Kapstadts aus dem Rückspiegel des Autos betrachtet allmählich im Dunst verschwindet, der an diesem Morgen zäh über der Stadt klebt und sich der kleine rote VW mit aller Mühe die kleine Steigung hoch in die Weinberge kämpft, wird mir zunehmend klar, dass diese Reise mit Kapstadt schon längst nicht als abgeschlossen gilt. Ich lehne meinen Kopf weit aus dem geöffneten Fenster und inhaliere die in verschiedensten Grüntönen strahlende, fast schon paradiesisch andere Seite Südafrikas tief ein. Vorbei an unzählig sich über den weiten Hügeln erstreckenden Weinplantagen und sporadischen verstreuten, im Sonnenschein glänzend-weißen Farmen, die sich auf dem ersten Blick ohnehin ähneln, führt unser Weg weiter hoch in wohl eines der berühmtesten Weinanbaugebiete der Welt: Die Region um Stellenbosch.

Die Sonne steht am Zenit, als Christiane in einer scharfen Linkskurve in eine Einfahrt einbiegt, die dicht verborgen zwischen üppigem Grün und zwei weißen Pfeilern gelegen ist. Sie zieht den Schlüssel und öffnet die Tür  – die Natur  offenbart plötzlich und erstmals in meinen sieben Tage völlige Stille. Adrian, der Chefkoch der 96 Winary Road, winkt schnell auf die kühl im Schatten gelegene Terrasse und zeigt, dass Gastfreundschaft an diesem Ort tatsächlich mit Freundschaft zu tun haben muss. Zwar war ihm ziemlich schnell klar, dass auch wir, so wie die meisten Gäste auch, das nicht ohne Grund als „Kantine“ der Weinindustrie bezeichnete Restaurant besuchen, um uns von den hervorragenden Speisen selbst zu überzeugen, sucht aber vorerst lieber ein aufrichtiges und ehrliches Gespräch mit uns und wirkt nicht nur deshalb wie ein Freund, den man schon viele Jahre kennt. 

Obgleich uns Adrian natürlich noch nicht kennt, weiß er zumindest, weswegen seine Gäste von nah und fern an dem kleinen idyllisch gelegenen Häuschen in Sommerset West seit nunmehr 20 Jahren stoppen: So sind es nicht nur Touristen, die das lokale, zumeist organische Essen sowie die frischen Steaks lieben, sondern größtenteils eher Einheimische, die  Adrians Kombination von regionalen, traditionell südafrikanischen Speisen mit Gewürzen und Zutaten von seinen Reisen aus aller Welt schätzen und die 96 zu einem wirklichen Geheimtipp machen. Während Adrian geduldig die gesamte Karte detailliert erläutert, werfen Christiane und ich uns unterdessen einen überforderten Blick zu. Schweinebauch-Streifen? Springbock Ravioli? Riebeek Lamm oder räumen wir mit einem gebackenen Whiskey Cheesecake das Feld lieber von hinten auf? Noch bevor wir eine Entscheidung treffen können schließt Adrian unsere Karte und verschwindet in der Küche, nachdem er uns versichert, er würde uns das zubereiten, weswegen die Gäste aus nah und fern bereits seit 20 Jahren kommen. 

Obgleich wir uns noch immer einen leicht verwunderten Blick zuwerfen, reicht uns Adri zunächst einen Chenin von Ken Forrester, der natürlich und wie hier so üblich direkt hinter dem Haus angebaut wird, bevor der sympathische Koch erneut in der kleinen Küche verschwindet, aus der bereits wenige Minuten später die wundersamsten, herzhaften und zugleich auch süßen Düfte durch die leicht gekippte Tür der Terrasse strömen. Es dauert nicht lange, bevor unser herzlicher Gastgeber erneut mit zwei liebevoll angerichteten Tellern und den beiden Traditionsgerichten des Hauses vor uns steht. Zu seiner Linken ein herzhaftes Hollandaise Pfeffer Fillet aus organischem Anbau. Zu seiner Rechten ein Wagyu Beef Burger, von dem jedes Berliner Burger-Restaurant nur träumen kann. 

DAS GLÜCK DER ERDE LIEGT AUF DEM RÜCKEN DER PFERDE.

Wir verweilen noch einige Stunden in netter Gesellschaft von Adrian, von dem wir nicht nur etwas über gutes Essen lernen können, sondern auch von seiner Menschenkenntnis als Koch, bevor wir bei bereits tief stehender Sonne bis ans andere Ende der Straße fahren und das nächste, viel größere doch ebenso liebevoll gepflegte Anwesen von Avontuur Estate besuchen. Der Wegesrand  wird von weißen Rosen geziert, die dem weißen Zaun in leichten Schlangenlinien hoch zum majestätisch auf dem Hügel thronenden Anwesen folgen. Oben angekommen, gibt der Blick in die Ferne die vollkommene Schönheit des in der Nachmittagssonne stehenden Panoramas frei. Leicht rechts, irgendwo, das im Dunst verborgen Kapstadt, das sich nur wegen des Tafelbergs ausfindig machen lässt. Links wiederum die False Bay mit der kleinen Stadt Strand, bis zu der die Hottentots-Holland Mountains reichen, um hier tief ins Wasser zu fallen. 

Philipp Taberer, der zugegeben sehr junge Besitzer des Anwesens kommt uns entgegen, streicht lässig seine Sonnenbrille vom Kopf und begrüßt uns herzlich auf dem Anwesen, welches er vor wenigen Jahren von seinem Vater erbte. Nachdem er fragte, ob wir bereits in der 96 Winary Road waren und wir natürlich bestätigten, wird schnell klar, dass wir einen Espresso brauchen um nach unserer ausgedehnten Siesta der südafrikanischen Art wieder in die Gänge zu gekommen. Gesagt, getan. Philipp reicht uns einen doppelten Wachmacher und zeigt währenddessen bereits die acht verschiedenen auf diesem Hof produzierten Weine, die wir nach einem kleinen nachmittäglichen Spaziergang später im Schutz der Palmenblätter auf der Veranda kosten werden. 

Wie auch auf all den vielen anderen Farmen und traumhaften Estates im Umland von Stellenbosch, steht Avontuur natürlich für erstklassigen preisgekrönten Wein, der auf mehreren hundert Hektar hinter dem schillernden Anwesen angebaut wird um dann von Weinmacher Jan Van Rooyen zu einem edlen Tropfen veredelt zu werden. Während die bereits geernteten Reeben im oberen Teil der Farm in der lauen Herbstluft wehen, finden wir wenig später im unteren Teil der während der Kolonialzeit gebauten Farm hunderte Pferde, die in Kreisformation im Wind galoppieren und ein Sinnbild der Freiheit sind, wie man sie hier oben in Stellenbosch merklich spürt. Philipp ruft eines der preisgekrönten majestätisch anmutenden Tiere herbei, liebkost seinen Schützling mit einigen Streicheleinheiten und serviert uns einen Wein, der nach seinem wertvollsten und erfolgreichsten Rennpferd der Farm benannt ist.

Gespannt belauschen wir den Worten des noch jungen Landherren, der uns nicht nur die Philosophie seiner Eltern und des Rennsports näher bringt, sondern uns bereits wenig später mit den hauseigenen Weinen verköstigt, bevor wir einen traumhaften Nachmittag auf eines der wohl schönsten Anwesen in Stellenbosch mit dem selbstgebrannten Brandy beenden, der nunmehr 20 Jahre in alten Eichenfässern ruhte. Philipp verabschiedet uns mit seinem Surfboad unter dem Arm, um in der Bucht von Sommerset West noch einige Wellen zu reiten. Wir hingegen fahren erneut einem blutorangenen Sonnenuntergang entgegen, bevor wir das kleine Refugium erreichen, in dem wir die kommenden zwei Tage unsere Nächte verbringen: die Spier Wine Farm

DER LUXUS DER ABSOLUTEN STILLE.

Es ist der erste morgen seit Jahren, an dem ich nicht unsanft von meinem Wecker aus dem Bett geklingelt werde. Der erste morgen, an dem ich tatsächlich frisch und zu einhundert Prozent erholt erwache. Ungelogen, es ist der erste Morgen seit meines Studiums, an dem ich aufwache, ohne auch nur einen Gedanken auch nur daran zu verschwenden, was denn als nächstes zu erledigen wäre. Die Miete begleichen, zur Arbeit gehen, meine 5000 unbeantworteten E-Mails lesen? Nein, heute denke ich an rein gar nichts und drehe mich noch einmal zu Christianes Seite, die so wie ich allmählich von der Morgensonne geweckt wird. Durch die geöffnete Balkontür dringt unterdessen der Geruch von ofenfrischen Brötchen und frisch gemähten Rasen. So muss Urlaub riechen, habe ich mir schon früher immer genau so vorgestellt. 

Mit dem von Wein am Vorabend verursachten noch tapsigen Beinen, stolpern wir allmählich durch die Lobby zum Frühstücksbuffet im Hauptgebäude der Spier Wine Farm, in der wir erneut herzlich begrüßt werden. Die Tür zum noch verlassenen Pool eröffnet einen Blick auf die noch herrlich grün blühende Oase hinter dem Lodges, in der wir schließlich auch den Ort finden, an dem sich mit einem Kaffee, einem frisch gepressten O-Saft und Pancakes kaum besser in den Tag starten hätte lassen. Mein Kopf versinkt im Rasen bevor meine Augen noch eine Weile die schönsten Formationen von Schleierwolken beobachten und sich wenig später vor lauter Entspannung wieder schließen. Es ist das Paradies auf Erden. Ein Refugium, dass wohl keiner der Spier Gäste so schnell wieder verlassen will. Der Luxus der absoluten Stille. 

IN VINO VERITAS - IM WEIN IST WAHRHEIT.

Christiane, die wie am ersten Tag in Kapstadt vor Energie kaum zu bändigen ist, versinkt mit ihren Fingern im eiskalten Wasser der Pools um mir ein paar Tropfen des kühlen Nass ins Gesicht zu spritzen. Sie deutet damit bereits an, dass auch heute viel auf unserem Programm steht. Recht hat sie. Nach einer ausgiebigen Dusche sitzen wir wenig später erneut im Auto und biegen an der Schranke vom Estate links Richtung Stellenbosch ab, um weitere fünf Minuten später erneut eine lange mit schattenspendende Pinien bewachsene Allee zu befahren, die auch heute auf eine Weinfarm führt: dem Neethlingshof, ein seit 1705 in Familienhand geführtes Estate, das nicht ohne Grund zu einer der ältesten Weinfarmen der Region gehört.

Auch an meinem nunmehr zehnten Tag lechzt die Sonne über Südafrika und auch heute sollen wir wieder etwas über den köstlichen Rebensaft lernen, für den Südafrika letztendlich auch bekannt ist. In einem kleinen angenehm kühlen Keller unterhalb der Kelterei begrüßt uns Ulyn, reicht uns zur Begrüßung den hauseigenen Merlot und bereitet währenddessen das Flash Food zu, welches wir in kleinen, mundgerechten Stücken passend zu den verschiedensten Weinen vom Neethlingshof, gereicht bekommen. So startet auch dieser Tag mit einem Weintasting, mit dem Unterschied, dass wir heute erstmals lernen, welche Speise am besten zu welchem Wein passen könnte. Ein tropisch fruchtiger Chenin Blanc a zu einer fruchtigen Tomatensuppe? Ein leichter Malbec zum marinierten Hähnchen und zum Abschluss ein Caracal Dessertwein mit Aromen von Pfeige und Schwarzer Johannisbeere zum Schokomouse? Ulyn nimmt sich die Zeit, erklärt ausführlich, welche Aromen wiederum anderen Aromen in die Hand spielen, führt uns auch auf dem Neethlingshof durch die gesamte Weinproduktion und verabschiedet uns drei Stunden später in die gleißende Sonne.

Während Ulyn, die uns lange nachwinkt, allmählich im Rückspiegel verschwindet, geht es nun erstmalig in Richtung der Studentenstadt Stellenbosch. Fernab von großen Weingütern liegt östlich der Stadt im Devon Valley das ebenfalls aus Familienhand geführte Weingut Middelvlei, welches sich hufeisenförmig um die Ausläufer der historischen Viertel von Stellenbosch erstreckt. Jeanneret Momberg, die liebenswürdige Besitzerin des Weingutes, führt uns auf die schattenspendende Terrasse, die hier vor allem Nachmittags die Besucher zum verweilen einlädt. Mit dem Blick in die Ferne erzählt uns Jeanneret von ihrer Familie, die diese Farm seit nunmehr 1919 betreibt, erklärt dass sich Middelvlei vor allem wegen der verschiedenen Wine-Blendings fernab von großen Weingütern der Region etablieren konnte und reicht und schließlich selbst Messbecher, Trichter und diverse Flaschen Pinotage, Shiraz und Merlot, mit denen wir nun unseren eigenen Wein blenden sollen, um all die Aromen in einem Tropfen zu vereinen, die wir an den verschiedenen Weinen lieben.

Plötzlich muss ich mich an die weisen Worte von Philipp erinnern, der gestern zurecht meinte „Wein herzustellen ist 90% Wissenschaft und zu 10% Kunst“. Zwar hört es sich leicht an, die verschiedenen Weine zu kombinieren, jedoch ändert sich das Aroma bereits mit einer minimalen Menge eines anderen Weines und versprengt den Geschmack in eine völlig neue Richtung. Nach knapp 60 Minuten endet unsere rote Schlacht und wir präsentieren Jeanneret stolz unseren ersten i-ref Blend, den die stilsichere Frau mit kritischer Mine verköstigt, uns aber schließlich zu dem ausgesprochen gelungenem Ergebnis gratuliert.

Doch nicht nur Wine-Blending hat auf dem kleinen Hof der Familie Homberg Tradition, sondern auch Braai, die südafrikanische Version eines Barbecues. So kamen wir trotz unseres zuvor verspeisten Food-Pairings nicht umhin, die auf dem offenen Grill zubereiteten traditionellen Speisen zu probieren, die uns Jean, wie wir sie von nun an nur noch nannten, bereits wenig später reichte. Natürlich spielt auch hier das auf den weitläufigen Wiesen nebenan gereifte Rind eine ebenso tragende Rolle wie die Lammkeule, die an köstlichem Weintrauben Chutney gereicht wurde. Fasziniert von der geduldigen und ruhigen Art der Südafrikaner verbringen wir erneut einige Stunden länger in geselliger Runder auf dem Hof der Familie Momberg, bevor wir den Hof im Staub einer trampelten Rinderherde verlassen und durch das kleine Tor weiter in Richtung Stellenbosch fahren.

STELLENBOSCH BY BIKE.

Beim Adventure Shop in der Drop Street wartet bereits Raino mit zwei Fahrrädern auf uns, um uns in unseren letzten Stunden in dieser traumhaften Region noch einmal die 70.000 Einwohnergemeinde näher zu bringen, die wir bis dato noch nicht erkunden konnten. Nach einem kurzen aber freundlichen „Hallo“ sitzen wir bereits auf unseren Rädern und folgen dem sympathischen deutsch sprechenden Guide mit holländischem Akzent durch die nach Kapstadt älteste von Europäern gegründete Siedlung im heutigen Südafrika. An endlosen schneeweißen Häuserreihen vorbei, kämpfen wir uns entlang des Eerste Rivier hoch in Richtung des Hottentots-Holland Mountain, der wie ein Hüter hoch oben über „Busch van der Stil“, so wie die Einwohner Stellenbosch noch heute manchmal nennen, thront. Wir besuchen nicht nur den ältesten Laden der Stadt, der einer ramschigen Version eines Souvenir-Shops gleicht, sondern halten auch an dem Ort, an dem Simon van der Stil mit der Niederländischen Ostindien-Kompanie im 17. Jahrhundert die erste Siedlung gründete. Vorbei am Moederkerk, der ältesten Kirche von Stellenbosch, führt unser Weg im lauen Fahrtwind wieder runter in die Stadt, die nicht nur wegen des Weines Bekanntheit erlangte, sondern, deren Einwohner zu sage und schreibe aus 30% Studenten bestehen, die diesen traditionsreichen Ort merklich beleben.

Raino, der uns die schönsten Ecken von Stellenbosch zeigt, kommt allerdings nicht umhin, auch auf einige traurige Fakten der Vergangenheit einzugehen. So berichtet er nicht nur von Zeiten der Apartheid, sondern auch von vielen Katastrophen und Bränden, welche einen Großteil der Stadt bereits mehrfach zerstörten. Sieht man Stellenbosch heute, erinnert jedoch nichts mehr daran. Es macht fast den Eindruck, als würden die Bewohner die Vergangenheit lieber ruhen lassen und das Leben im Hier und Jetzt so gut wie möglich genießen. Wir schließen uns an, genießen einen wunderschönen letzten Abend vor einer Bar in der Lein Street und erinnern uns mit einem freudigen Auge auf die letzten Tage blickend an die wunderschöne Zeit, die sich nun, traurig aber wahr, tatsächlich dem Ende zu neigt.

ALLER ABSCHIED IST SCHWER

Kaum zu glauben aber wahr. Mit einem klingenden Wecker im Anschlag, brechen die letzten Stunden meiner Südafrika-Reise an. Heute habe ich mir den Wecker früh gestellt. Früh genug, um noch ein letztes Mal bei Sonnenaufgang mit einem Fahrrad durch die wunderschönen Gärten und Plantagen der Spier Wine Farm zu fahren. Nur noch einmal musste ich diese klare Luft atmen, die ich so noch nie zuvor gerochen habe. Noch einmal den strahlend blauen Himmel sehen, der mich die letzten zehn Tage ohne Ausnahme begleitete. Ich musste nur noch einmal in die Ferne blicken, um meine Sehnsucht nach diesem Fleckchen Erde zu stillen. Und schließlich nur noch einmal die Augen schließen, um den Moment völliger Losgelöstheit lange genug zu speichern, bevor mir in Berlin der alltägliche Großstadtwahnsinn wieder hart ins Gesicht bläst. 

Ganze zehn Tage habe ich mit Christiane verbringen können. Ganze zehn Tage habe ich mit einer guten Freundin zunächst Kapstadt und – trotz anfänglicher Trauer diese Stadt verlassen zu müssen – glücklicherweise Stellenbosch kennenlernen dürfen. Wir haben zehn Tage geredet, gelacht, philosophiert, aber vor allem genossen. Doch auf der Rückfahrt zum Flughafen haben wir uns nichts entgegen zu bringen, außer Schweigen. Vielleicht, um uns allmählich daran zu gewöhnen, dass wir Südafrika von nun an nicht mehr gemeinsam teilen. Vielleicht auch, um noch einmal die blutrot im Meer versinkende Sonne im Stillen zu genießen. Ich tippe auf letzteres, denn sind wir ehrlich, liebe Leser: Dieser Sonnenuntergang sagt doch wahrlich mehr als tausend Worte? 

DANKSAGUNG

Wir bedanken uns bei Mariette und Destinate für die individuelle Zusammenstellung unserer Reise nach Stellenbosch und die Gastfreundschaft. Unsere herzlichen Gastgeber könnt ihr auf Facebook, Instagram und Twitter verfolgen.

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