HELLO SUZHOU!

Willkommen im zweiten Teil meiner China-Reise und willkommen in Suzhou, das von vielen aufgrund der vielen Wasserkanäle auch „Venedig des Ostens“ genannt wird! Am frühen Abend fahren wir mit unserem Reisebus in die Großstadt ein, die mit 8840qm sechsmal so groß wie Berlin ist. Suzhou gehört zu den Boom-Städten Chinas, ca. 14 Millionen Einwohner leben im Einzugsgebiet der Stadt. Dabei sieht die Umgebung unseres Hotels weitaus ruhiger und harmonischer aus als die unglaubliche Dynamik von Hangzhou.

Wir nutzen den freien Abend nach einem leckeren Dinner für einen kurzen Spaziergang durch Suzhou Pingjiang, dem historischen Quartier der Stadt. Die Häuser hier sind in einem traditionellen, chinesischen Architekturstil und sind mit blinkender Neonreklame beleuchtet, ein sehr ästhetischer Kontrast wie ich finde. Es werden Bilder geknipst und in die ein oder andere Boutique gelinst, die sich hier aneinanderreihe, Hand in Hand mit urigen Restaurants und kleinen Bars.

Ein kleiner Laden verkauft chinesische Kosmetikartikel und spielt Musik aus den goldenen Zwanzigern, auf chinesisch. Unser Guide erklärt dass die meisten Cremes hier ein Bleichungsmittel enthalten, da weiße Haut als Schönheitsideal unter Chinesinnen gilt. Bleichungsmittel habe ich aufgrund meines eh schon kalkweißen Teints nicht nötig, trotzdem kaufe ich mir einen Primer aufgrund der reizenden Verpackung. Und lausche ein bisschen den jazzigen Retroklängen auf Mandarin.

Ein weiteres musikalisches Spektakel bietet sich mir ein paar Häuser weiter: Ein kleines Konzert mit chinesischen Zupfinstrumenten findet statt, trotz Ermahnung der Aufsicht, keine Fotos zu machen, höre ich den Spielern zu und schieße ein paar Bilder.

24 HOURS SUZHOU - GARTEN DES BESCHEIDENEN BEAMTEN

Der Tag in Suzhou beginnt ein wenig später als sonst, was meine Mitreisenden und ich aufgrund immer noch vorhandenen Jetlags sehr begrüßen. Nach dem Frühstück geht es zum Garten des bescheidenen Beamten, der seinen Namen von einem Beamten des Kaisers hat, der wohl nicht immer d’accord mit dessen Meinung war und sich deshalb in seinen Garten in Suzhou zurückzog. Bis zur Kulturrevolution (1966 – 1976) gab es 200 solcher Privatgärten in China, jetzt existieren nur noch 90, sieben davon gehören zum Weltkulturerbe. Wir erfahren, dass China eine Art Ranking-System für die Relevanz von Sehenswürdigkeiten eingeführt hat und der Garten des bescheidenen Beamten hat 5 „A“-s bekommen, die höchste Auszeichnung die man kriegen kann. Auch die chinesische Mauer hat 5 „A“-s bekommen und ich frage mich wie die Sehenswürdigkeiten aussehen die mit nur einem „A“ ausgestattet sind. Die Einstufung erfolgt durch die Wichtigkeit in der chinesischen Geschichte. Mit diesem Ranking hat Suzhou sogar mehr „relevante“ Sehenswürdigkeiten als Shanghai!

Wir laufen durch den 5,2 Hektar großen Garten und sind beeindruckt von der Bauweise, die ganz nach dem Feng Shui Prinzip ausgerichtet ist: Das Prinzip lobt Wasser im Vordergrund und eine Berglandschaft dahinter, doch Suzhou nicht wie Hangzhou von Bergen umgeben ist, wurden einfach künstliche Hügel um die kleinen Süßwasserreiche errichtet. Außerdem finden man in vielen der Privatgärten Zickzack-Brücken, die nicht gerade, aber kreuzförmig verlaufen. Dies soll böse Geister fernhalten, da diese angeblich nur geradeaus laufen können.

Zu unserem Glück entdecken wir eine blühenden Loutuspflanze, dessen Blütezeit eigentlich vorbei ist. Sie sticht heraus aus dem satten Grün der anderen Gartengewächse. Ich habe noch nie einen Garten gesehen, in dem so viel Liebe zum Detail erschaffen wurde, wie hier.

24 HOURS SUZHOU - TIGER HILL PAGODE

Nach der Gartenbesichtigung geht es für uns weiter zur Tiger Hill Pagode oder auch offiziell Yunyan Pagode. Diese sieht ein bisschen aus wie der Schiefe Turm von Pisa, nur im Asian Style halt. Der Turm ist deswegen ca. 3 Grad schief, weil die eine Hälfte aus Stein und die andere Hälfte mit Erde zusammengebaut wurde und den Wetterbedingungen einfach nicht so gut standhält. Deswegen kann man seit 2010 auch leider nicht das Innere des Turms erklimmen, denn ein spektakulärer über Suzhou wäre garantiert.

Auf dem Hügel gibt es auch einen akribisch gepflegten Bonsai-Garten, der in einem weitaus besseren Zustand ist als die Topfpflänzchen in meiner WG. Kein Wunder, wenn „Bonsai-Meister“ mit einer dreijährigen Bonsai-Ausbildung die Pflanzenhecken stündlich stutzen und schneiden. Manche der Pflanzen sind mehrere 100.000 Euro wert und kosten mehr als ein Mercedes.

24 HOURS SUZHOU - AUF DEM KAISERKANAL

Von den höchsten Höhen Suzhous geht’s herab auf eine Bootsfahrt auf dem Kaiserkanal, der auch durch die südostchinesischen Großstadt verläuft. Der Kaiserkanal ist insgesamt 1694 km lang und war früher die wichtigste Verkehrsader zwischen Nord- und Südchina. Auf dem Wasserweg wurden wichtige Handelsgüter wie Kleider, Porzellan und Seide verkauft. Wir fahren also den Weg entlang, den vor Tausenden Jahren Händler bestritten haben um ihr täglich Brot zu verdienen. Doch außer anderen Touristenbooten können wir keine wirtschaftlichen Handlungen auf hoher See erblicken.

Und so kommen wir in der historischen Touristenmeile Shantang an, die insgesamt über 11km lang ist. Auch hier verfalle ich ein bisschen im Shoppingfieber, denn wenn eine Stunde Freizeit auf dem Programm ist, wird diese auch effizient genutzt! Ich lasse mir einen Scherenschnitt für meine Großeltern anfertigen, dass der Sohn eines bekannten Scherenschnittmeisters anhand von Fotografien innerhalb von 20 Minuten anfertigt. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen! Ich kann es kaum erwarten, Oma und Opa das Kunstwerk zu überreichen.

24 HOURS SUZHOU - CHINESISCHE ESSENSKNIGGE

Beim Abendessen erzählt uns Richard, unser Guide in Suzhou, ein bisschen was über die chinesische Essensknigge: Auf den Teller, den wir immer aufgetischt bekommen, kommen eigentlich nur die „Abfälle“ des Essens rauf, also Knochen, Gräten, etc. Auf den Teller, wo wir Europäer immer den Reis oder Suppen raufgescheffelt haben, kommt das gesamte, eigentliche Essen. Ich finde diese Aufteilung logistisch etwas schlecht geplant, da auf den Teller mehr raufpasst – also mehr Essen für mich!

Außerdem soll immer was übrig gelassen werden, da es als unhöflich gilt, den Tisch restelos zu verlassen. Da das restliche Essen aber eh in den Müll kommt, finde ich das ebenfalls eine fragwürdige Sitte. Außerdem ist es unhöflich, zu lange Zeit im Restaurant zu verbringen, aus Rücksicht zu den anderen Gästen, die auf ihre möglichen Sitzplätze warten. Ach ja, Hund wird übrigens nur in wenigen Regionen im Südwesten und Nordosten gegessen. Dann bleibe ich lieber beim Mandarin-Fisch, der hier auch „Eichhörnchen Fisch“ genannt wird – und mit Süß-Sauer-Soße wie saftiges Hühnchen schmeckt. Ein Tipp für alle, die so wie ich nicht im totalen Explorer-Modus beim Thema Essen sind!

Nach dem Essen und der kleinen kulinarischen Lehrstunde gehen wir aus dem Restaurant und sind überwältigt von den Lichtern der Stadt, die aus den typischen roten Lampions hervorgehen. Sie tauchen die Touristenmeile in romantischen Fernost-Flair und die Kameras werden demonstrativ ausgepackt um sich und den einmaligen Moment auf der Brücke zu verewigen.

24 HOURS SUZHOU - AUF EIGENE FAUST

Zurück im Hotel beschließe ich, Suzhou auf eigene Faust für ein paar Stündchen zu erkunden. Meine Tour führt mich in den Garten des Hotels, wo für geladenen Gäste eine kleine chinesische Oper aufgeführt wird. Ich bin zwar kein geladener Gast, doch dank meiner gefärbten blonde Haarpracht und einer Prise Naivität „Oh sorry, I thought it’s also for other hotelguests!“ wird mir Eintritt gewährt und ich schaue mir das faszinierenden Schauspiel von nächster Nähe an.

Danach fängt es an zu regnen und ich suche Asyl in einem kleinen antiquarischen Buchladen gegenüber von unserem Hotel. Dort warten verborgenen Schätze wie alte chinesische Schriftrollen und delikate Zeichenbücher auf mich, entdeckt zu werden. Ich trommele in purer Euphorie Elli und Christine zusammen und gemeinsam bahnen wir uns durch den Weg von Comics, die aus der Revolutionszeit und sogar davor sind. Der Verkäufer führt uns zum Dachboden des Geschäfts mit mehr Comics, mehr Büchern, mehr Schätzen. Ich decke mich mit einer Prise chinesischem Kulturgut ein und kaufe meiner Mutter eine chinesische Ausgabe von Tim und Struppi, die sie sehr mag.

DIE SEIDENFABRIKEN SUZHOUS

Nach einem erfolgreichem Abend in Suzhou geht es endlich mal ausgeschlafen und munter in die Seidenfabriken der Stadt. Suzhou ist nämlich bekannt für die Seideherstellung und -produktion, sodass man viele Seidenschals, -kleider und andere -produkte erwerben kann. Uns wird Eintritt gewährt in die heiligen Hallen des „Suzhou Embroidery Research Institute Of China“, wo wir Seidenstickerinnen hautnah bei der Arbeit zusehen können. Diese fertigen Seidenbildnisse & Co mit der Hand an und können bis zu drei Jahren an einem(!) Bild sitzen. Dieses kann dann einen Wert von ein paar Millionen Euro haben.

Mithilfe der Seidenfäden der Seidenraupe kommen kunstvolle Ergebnisse zustande, die man ganz einfach von billiger Kunstseide unterscheiden kann: Beim Verbrennen beider Stoffe wird die echte Seide zu Asche, während die Kunstseide zu Plastik schmilzt. Allgemein kühlt richtige Seide, während Kunstseide den Träger ordentlich ins Schwitzen bringt.

 

DAS WASSERDORF ZHOUZHUANG

Von Suzhou geht es weiter nach Shanghai, doch vorher legen wir einen Zwischenstopp im Wasserdorf Zhouzhuang ein. Das sogenannte „Dorf“ hat 150.000 Einwohner und würde in Deutschland schon als beschauliche Großstadt gelten. Doch hier ist Zhouzhuang eben nur ein Dorf. Hier ist der Ausdruck „Venedig des Ostens“ präsenter denn je, da chinesische Gondoliere uns durch die Kanäle der Stadt schiffen und chinesische Gesänge zum Besten geben.

Auch hier ist die Altstadt mehr als malerisch und ich kann mich vor tollen Fotomotiven kaum retten. Von der Tradition Hangzhous und Suzhous geht es nun zu unserer letzten chinesischen Destination, nämlich der Mega-Metropole Shanghai. Was mir dort so alles widerfährt, lest ihr im dritten Teil der China-Triologie…

KOOPERATION

Die Reise nach China fand auf Einladung mit dem Fremdenverkehrsamt der Volksrepublik China statt: Dem  sowie  Folgt unserem Partner auch auf Facebook und Instagram. Sämtliche redaktionell entstandenen Beiträge bleiben von der Kooperation unberührt.

Wir freuen uns über das tolle Programm und sagen Danke für die Organisation der Reise! #discoverchina2017