AB IN DIE BERGE - DIE FARBEN KORSIKAS

Acht von Zwölf. Exakt acht von zwölf Tagen auf Korsika liegen hinter uns. Wir haben die Ostküste mit all seinen Stränden kennen und lieben gelernt, haben zwei Tage im süßen Mittelmeerstädtchen Porto Vecchio verbracht, die beeindruckende Festung von Bonifacio besucht und es uns in Porto Pollo gut gehen lassen. Nun geht es weiter. Wir sagen den feinen Sandstränden goodbye und werden unser Auto durch das Bergland von Korsika schlagen um unseren letzten Stopp in Norden der Insel anzusteuern. Der Weg dorthin ist mal wieder das Ziel und so ging es für uns an einem besonders heißen Herbsttag in das Herz der Insel.

Korsika ist von allen Mittelmeerinseln die gebirgigste und wartet mit über 70 Gipfeln auf, die mehr als 2.000 Meter hoch sind. Ich hatte euch schon zuvor erzählt, dass Korsika das „Gebirge am Meer“ genannt wird und das wird uns erneut auf unserer Fahrt in den Norden bewusst. Bereits wenige Kilometer nach Porto Pollo verlassen wir die viel befahrene Ringstraße und biegen nach rechts auf eine enge, gerade einmal ein Auto breite Straße, die man erst erreicht, wenn man das Gatter vor ihr öffnet. Es wundert kaum, dass alles eingezäunt ist, schließlich begegnen uns nach den ersten Metern bereits die ersten Schafe und Ziegen, die genüsslich ihr Gras kauend vor dem Auto flanieren.

Je höher wir uns mit dem Auto durch die eng gewundenen Straßen schlängeln, desto mehr Schönheit offenbart sich. Zum Ende des Sommers hier auf Korsika strahlen die steinreichen Pinienwälder grün während sich der Rest der üppigen Vegetation in allen denkbar schönen und farbenreichen Herbsttönen gibt. Zwischen all den Farben erscheint dann doch öfter als gedacht eines der Bergdörfer hinter einer der Kurven, die ins Hochgebirge führen. Kein Wunder: Die Korsen haben sich jahrhundertelang vom Meer abgewandt und sich in die Berge orientiert. Und so lange sie dies auch schon machen, so lange stehen die charmanten Steinhäuser noch am selben Fleck wie früher.

Eines ist auf dem Weg in Richtung des Monte Cinto, der mit knapp 2.700 Metern der höchste Gipfel und damit der König der korsischen Berge ist, garantiert: Egal wo ihr euch befindet, nach Ost und West könnt ihr fast immer bei klarer Sicht das Meer erblicken. Dieser Fakt gibt auch einen Eindruck darüber, dass Korsika wirklich keine große Insel ist und macht das Roadtrip-Abenteuer über die französische Insel noch greifbarer.

CORTE - DIE HOCHBURG KORSISCHER GESCHICHTE

Nach einer knapp 90-minütigem Fahrt durch das wunderschöne und so vielfältige Hinterland Korsikas erreichen wir nun endlich auch Corte. Corte, hat man mindestens dann einmal gehört bzw. gelesen, wenn man mit dem Auge ausführlich über eine Landkarte der französischen Insel fährt. Schließlich ist es einige der wenigen Städte, die man im Herzen Korsikas auf der Karte überhaupt erblickt. Corte war die Hauptstadt der Insel zur Zeit der Unabhängigkeit Korsikas und wird sogar noch heute als heimliche Hauptstadt bezeichnet. Kein Wunder noch bis heute ist die Stadt ein Symbol für den Kampf um die Unabhängigkeit sowie Selbstbestimmung der Korsen und gleichzeitig die einzige der wichtigen Städte Korsikas die nicht am Meer liegt, sondern tief im nördlichen Landesinneren.

So idyllisch das Städtchen auf Fotos bereits den Anschein machte bevor wir die Reise angetreten sind, so idyllisch war auch unsere Ankunft und der erste Blick auf die Augenweide. Gelegen am Zusammenfluss dreier Flüsse, wird die Stadt von der auf einem Felsen erbauten Zitadelle überragt. Das Herz der Insel wirkt aus gutem Grund sehr eindrucksvoll – immerhin ragt die einzige Universitätsstadt Korsikas auf verschiedenen Ebenen heraus: Unten liegt die Altstadt, oben auf dem Felsen thront die Zitadelle und die Festung, welche auch liebevoll Adlernest genannt wird und die Kunstfakultät sowie das Nationalmuseums Korsikas beheimatet. Die Umgebung der Stadt ist mit einer atemberaubenden Natur gesegnet: dichte Wälder, fruchtbare Täler und mächtige Berge treffen auf kristallklare Seen und eiskalte Flüsse. Wir verbringen den Nachmittag in den engen Straßen von Corte, schlürfen hier einen Eiskaffee, essen ein Eis und warten bis sich die Sonne hinter die 2000er schiebt und die letzten warmen Sonnenstrahlen über Corte sinken, bevor wir die letzte Stunde Fahrt auf uns nehmen und die letzte Station unserer Reise – Bastia – ansteuern.

SAINT FLORENT - DIE MITTELMEERPERLE DES NORDENS

Zwei weitere Nächte liegen noch vor uns, doch so richtig wollen wir uns von der Insel, die wir in den letzten zwei Wochen so in Herz geschlossen haben, noch nicht verabschieden. Wir setzen uns noch einmal ins Auto und steuern an diesem etwas kühleren Tag die Hauptstadt der Region Nebbio an: Saint Florent. Sie liegt am gleichnamigen Golf von Saint-Florent an der Nordküste Korsikas und ist gerade einmal 45 Autominuten von Bastia entfernt. Auf dem Weg zur Mittelmeerperle in Korsikas Norden legen wir zur brütenden Mittagshitze einen Stopp am windgeschützten Lozari Beach ein. Schon von weitem als Blickfang identifiziert, ist der Strand einer seiner schönsten in seiner Art. Obgleich der Strand windgeschützt liegt, bekommen wir hier das erste Mal richtiges Meerfeeling mit meterhohen Wellen und einer Gischt, die sich an unseren Beinen bricht.

Den Nachmittag verbringen wir schließlich in Saint-Florent, welches nicht nur von Touristen oft als das korsische Saint-Tropez bezeichnet wird. Das mediterrane Flair des kleinen Städtchens zieht uns sofort in seinen Bann. Im Sommer tummeln sich im Hafen unweit der Promenade dutzende Segelboote als auch haushohe Luxusyachten. Während man im Yachthafen von Saint Florent unzählige Restaurants und Bars findet in denen sich das mondäne Leben abspielt, erlaubt ein Bummel durch die verwinkelten Gassen der Altstadt zwischen dem Place des Portes und dem Place Doria eine Schlemmertour durch die vielen kleinen Spezialitätengeschäfte der Korsen.

BASTIA - ALLER ABSCHIED FÄLLT SCHWER

Kaum zu glauben aber wahr, es ist der letzte Tag auf der Insel. In unserer letzten Unterkunft, die hoch über der Stadt Bastia liegt, genießen wir die letzten ruhigen Minuten bevor wir die knapp 1500 Kilometer lange Reise antreten, die uns wieder nach Deutschland führt. Von unserem Pool blicken wir ein letztes Mal auf die traumhafte Ostküste der Insel, während sich irgendwo im Hintergrund die Silhouette der Insel Elba im Dunst des Mittelmeers auftut. In dem Städtchen an dem vor knapp zwei Wochen das Abenteuer Korsika begann, verabschieden wir uns von der Insel, von der wir eigentlich nicht genug bekommen könnten. So vielfältig schön, so abwechslungsreich waren unsere Tage hier. Wir waren schon auf vielen Mittelmeerinseln, doch Korsika ist mit Abstand die Insel, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

MEHR

Ihr wollt mehr über Korsika erfahren, dann lest hier das #irefWiki mit zehn spannenden Fakten zur französischen Insel, den ersten Teil des Korsika Roadtrips hier sowie den zweiten Teil hier.