YOU KNOW NORMAN, SOMETIMES IT'S REALLY IMPORTANT TO FAIL TO UNDERSTAND WHAT YOU ARE REALLY CAPABLE OF!
Jeden Morgen. Im Kaffee. Auf dem Weg zur Arbeit. Während der Arbeit. Beim Sport. Manchmal auch mitten im Gespräch. Während ich anderen in die Augen blicke, mich reden höre, Dinge sage oder nicht sage, klopft sie wieder an, die Sehnsucht. An sich will ich es selbst nicht glauben; bevor ich im September nach Australien reiste war ich in meinen Erwartungen frei wie ein Vogel.
„Ja. Ja. Ja. Australien, der Wahnsinn, ich weiß!“, dachte ich immer. Sydney. Melbourne. Sonne. Meer. Leben. Gott und die Welt hatte mir schon von Down Under berichtet. Alle waren sie da, alle wollten zurück. Keiner, wirklich kein einziger verlor je ein schlechtes Wort. So schön da, so sexy, so frei! Und nun sitze ich hier, weiß nicht wohin mit meinen Gefühlen und kann eigentlich nur eins sagen – allesamt, liebe Leser, allesamt hatten sie recht.
Durchweg frage ich mich: Warum gerade Sydney? Ich reise das ganze Jahr, bin nur auf Tour, darf so viel mehr sehen als andere. Warum verliere ich mein Herz ausgerechnet hier, am Ende der Welt? Zuweilen dachte ich: „Wäre ich lieber nicht gefahren …“, dann müsste ich jetzt diesen Weg nicht gehen. Doch platzt die Wahrheit aus allen Ecken: Jeder Zentimeter meines Körpers sehnt sich zurück. Will zurück an die Küste, in die Sonne, will zurück nach Australien.
Nach über 80 Reisen rund um den Globus und 14 Jahren Berlin, bin ich erstmals bereit zu packen. Für länger. Länger als zwei, länger als vier Wochen. Wohlmöglich für eine sehr lange Zeit. So oft hab ich es durgespielt: Vor allem unterwegs stelle ich mir gerne die Frage, wie es wohl wäre hier zu leben. Doch so bunt diese Welt auch ist; ich bin stets gerne zurück nach Berlin gereist. Berlin, die Basis von Allem: Der Ort des Schaffens, mein Epizentrum der Träume, die ich von hier aus in die ganze Welt verteile.
Doch erstmals wollte ich nicht! Ich wollte nicht zurück. Als ob es gestern war, so klar sind die Bilder, denke ich an den 15. September zurück. Drei Tage vor Abflug spürte ich bereits, dass dieser Ort mehr auslöst als er sollte, mehr als er darf. Ich werde niemals vergessen, wie ich völlig zusammenhangslos unter der Sonne Australiens am Flughaften in Tränen ausbrach ohne zu wissen warum.
Im Leben ziehen ja gerne mal Situation vorbei, die erst in der Summe Sinn ergeben. Heute weiß ich, dass ich es nur nicht wahr haben wollte, dass ich hier und jetzt nicht nach Hause wollte. Eingeständnisse sind und bleiben des Menschen größter Feind. Da muss man durch: Ich habe in der Hauptstadt, nebst Beziehung, Company und Freunde, so viele Dinge, die mein Ich mehr geprägt haben als alles andere. Seit Jahren begleiten sie mich im Geiste auf Reisen – durchs Leben.
All das hätte ich nicht mehr, wäre ich am 15. September nicht in den Flieger gestiegen. Knapp 17.000 km trennen meine Wohnung in Berlin und das Apartment in Surry Hills, dessen Tür ich niemals schließen wollte. Wie ein kleines Kind vergleiche ich seither meinen Alltag: Es fängst bei frustrierten Berliner Tram-Gesichtern an und endet im Dilemma der bevorstehenden Frostphase.
Unlauterer Wettbewerb, klar. Sunny-State vs. Schmuddel-State. Ja, das funktioniert irgendwie nicht. Doch bevor euch mein Gelaber endgültig zu viel wird, will ich wenigsten einen rationalen Versuch starten, zu erklären, warum diese Stadt, dieses Land, so anders ist, als alle anderen. Denn das Wetter, liebe Leser, ist wahrlich nur ein kleiner der Teil der Summe. Die wahren Stars sind die Australier selbst.
Als Deutscher frustriert mich vor allem eins: Meine Gesellschaft hat es – und jetzt schreit nicht gleich rum sondern geht bitte in euch – leider erschreckend verlernt, glücklich zu sein. Wir sind das, was ohnehin die halbe Welt von uns denkt: Eine herzlose Arbeiterkultur. Das ist natürlich ein bisschen viel Behauptung für einen Absatz, klar. Doch irgendwo dazwischen, kann jeder zugeben, dass ich so falsch nicht liege.
Die Australier haben mich in zweierlei Hinsicht stark beeindruckt: Zum einen sprach ich sehr viel über das Thema Erfolg, zum anderen über das Leben selbst. In Sachen Erfolg wird hierzulande der neue Lifestyle-Begriff „Work Life Balance“ gerne mal bis zum erbrechen eingefordert jedoch niemals praktiziert. Keiner merkt es, doch fliegt uns die Wahrheit nahezu täglich um die Ohren: Wir sehen uns immer an zweiter Stelle nach unseren Zielen. Wir fühlen uns gut „ … wenn’s läuft!“, wenn andere sagen „Doll gemacht!“, sonst eher nicht!
In Down Under funktioniert das anders. Der Mensch steht an erster Stelle, das sieht, spürt und hört man. Drum bohrte ich nach: Ich wollte wissen, was diesen Glücks-Code ausmacht. Das Fundament ist ja eigentlich das Gleiche: Westliche Welt, Konsum an allen Ecken und – genau wie hier – tausend Möglichkeiten für ein individuelles Lebenskonzept. Es muss also irgendwo zwischen ‚Mensch zu Mensch‘ passieren, in den Ansichten und Gepflogenheiten im sozialen Untereinander. In der Tat erkannte ich zwei Aussagen mit ordentlich Zugkraft, dessen O-Ton die komplette Community vereint:
I. „Misserfolg ist Erfolg!“
II. „Viele Optionen ist die beste Option!“
Klar. Jetzt denken viele: Was ist daran so dramatisch anders? Ganz ehrlich, eigentlich so ziemlich alles. Der deutsche Tunnelblick ist doch quasi legendär: Wer versagt, hat stets erst mal komplett versagt. Bei zu vielen Möglichkeiten droht die Orientierungslosigkeit.
Nicht am anderen Ende: Hier profitieren die Menschen von Fehlschlägen. „You know Norman, sometimes it’s really important to fail to understand what you are really capable of!“ – so Rachel, einst Marketing-Entscheiderin, heute Betreiberin eines kleinen Bootsverleihs in Manly Beach.
Wann praktizieren wir endlich diese Aussagen? Ernsthaft. Wann? Ich rede nicht vom endlosen Parodieren sondern von der Umsetzung. Im Zuge dessen war ich auch wenig verwundert, dass der perfekte Aussie-Job gerne mal die Summe von mehreren ist. Anstatt der immergleichen Idee zu folgen, lieben die Australier die Vielfalt der Dinge. Es ist quasi gar nicht möglich ein Ziel derart aufzuladen, dass im Fall einer Fehlentscheidung die Welt dramatisch untergeht.
Nein, Australien, das ist mehr als der Sunshine-State am anderen Ende der Welt – in Australien praktiziert man das Glück. Deswegen habe ich mich verliebt, deswegen blutet mein Herz und deswegen will ich zurück.
MEHR
Die 4-wöchige Reise nach Australien fand in Kooperation mit Tourism Northern Territory, Queensland, Australia und Singapore Airlines statt. Sämtliche redaktionell erstellten Inhalte bleiben von der Kooperation unberührt. Wir danken für das einwandfreie Programm und die super Zusammenarbeit.
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Alle bisherigen Beiträge der Reise findet ihr hier.