Wenn ihr diese Zeilen lest, hat sich mein Leben radikal verändert und ich wohne nicht mehr in Berlin, sondern ziemlich genau am anderen Ende der Welt. Einen guten Zeitpunkt, um Abschied zu nehmen, gibt es ja bekanntlich nie – nur, dass man immer dann gehen soll, wenn’s am Schönsten ist – sagt man sich. Ich hielt das immer für totalen Quatsch, aber dieses Mal musste ich in den Flieger steigen, obwohl ich am liebsten schreiend davongelaufen wäre und verstehe nun, was das Ganze bedeuten soll. Ich lebe seit 10 Tagen  in einer  Stadt am Meer. Es ist also passiert, was ich schon geahnt habe.

Die Zeit, um Adieu zu sagen und Berlin für eine Weile, also „meanwhile“ zu verlassen, war gekommen, nachdem ich bereits das ganze Jahr über wusste, dass 2016 grosse Veränderungen mit sich bringen würde. Dass es mich an’s andere Ende der Welt verschlägt, damit hätte ich bis zuletzt nicht gerechnet. Dass ich es aber besser nicht hätte treffen können, das merke ich erst jetzt nach und nach.

Plötzlich laufe ich durch Straßen, die ich nicht kenne, verliere immer wieder komplett die Orientierung, kenne fast niemanden und bin wieder jemand, der ich lange nicht mehr war: “die Neue”. Alles ist anders, ich dabei völlig auf mich allein gestellt und ich glaube, dass genau dieses Erleben mir in meiner momentanen Lebenssituation gut tut.Es stellt mich wieder auf die Probe. Man lernt sich selber noch einmal völlig neu kennen und das, nachdem ich das Gefühl habe, schon sehr bei mir selbst zu sein. Das ist super spannend und lässt einen unglaublich wachsen. Besonders,  nachdem Berlin mich in letzter Zeit immer gemütlicher hat werden lassen, ist hier wieder die volle Power gefragt – in allen Hinsichten.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten in der Stadt, habe ich nun das Gefühl, dass ich “settled” bin und deswegen kann ich jetzt anfangen, wirklich festzuhalten und einzutauchen. Nachdem ich vor viereinhalb Jahren mit 19 nach Berlin kam, war ich so überwältigt von der Stadt, dass ich mir schwor, nie wieder irgendwo anders auf der Welt wohnen zu wollen, als nur dort. Ich kann das Gefühl, das ich damals hatte, noch immer nachempfinden. Pure Begeisterung. Pure Neugier. Pure Energie. So pur, dass ich selbst überwältigt war. Immer häufiger hatte ich zuletzt aber das das Gefühl zu stagnieren – deswegen der Schritt an’s andere Ende der Welt. Das hat sich ganz schön schräg angefühlt, denn irgendwas hat mir gesagt, weiterziehen zu müssen – dass Weiterziehen, wenn auch nur temporär, jetzt ganz wichtig ist für mich. Und das, während eine andere Seite in mir glücklicher war, als je zuvor. Dennoch denke ich, dass man diesen Ahnungen Folge leisten muss, sie bringen immer etwas Aufregendes mit sich – und sie haben immer einen Sinn.

Gesagt, getan,: Hallöchen Sydney!!! Und schon sind die gleichen Gefühle wieder da. Ich fühle mich wie ein neuer Mensch. Jeder Tag startet mit Adrenalin in den Venen, jedes Mal riecht die Luft nach Meer, wenn ich aus dem Haus gehe. Keiner weiss wer du bist – und das ist etwas ganz Grossartiges.

Jetzt bin ich hier, verbringe den Sommer in Sydney, einer Metropole am Pazifik, in die ich mich jetzt schon für immer verliebt habe. Diese neue Kolumne heisst “meanwhile” und wird berichten, was mir hier so zustösst. Stay tuned and get lost, that’s what I do.

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