Es gilt nicht als besonders ratsam, einen Artikel aus einer Verunsicherung heraus zu veröffentlichen, im Eindruck einer emotionalen Erschütterung. Nun gebietet es der Anlass.

Ich war auf einer Party in Graz, als mich die Meldungen aus Paris erreichten. Mit einem Mal wirkte all das so absurd entrückt. Das Licht der Scheinwerfer, die das Halbdunkel flackernd rot erleuchteten, die freudig erregt tanzenden Menschen, die unaufhörlich wummernde Musik. Ich wollte nur noch nach draußen.

Es waren nicht nur die horrend hohe Zahl von Opfern und die sich in Windeseile über Twitter verbreitenden, grausamen Bilder, die mich schockierten, sondern vor allem die barbarische Dimension dieser Attacken. In dieser Nacht wurden freie Menschen mit einer unsagbaren Willkür dafür bestraft, dass sie ein freies Leben führen. In Cafés gehen, Konzerte besuchen, in den Straßen spazieren.

Egal, welcher Motivation die Mörder folgten, nicht weniger als einen Angriff auf die Freiheit haben sie unternommen. Auf eben jene Freiheit, wie auch ich sie gestern Nacht lebte.

Auch wenn es in den Wirren der Nacht und im ersten entwölkenden Licht des nächsten Tages schwer fallen mag. Man darf nun nicht dem Reflex nachgeben, Religion mit ideologischem Fanatismus zu verwechseln und sich in die Festung zurückziehen, die wir gerade im Begriff sind zu bauen. Bedenken wir: Die Menschen, die da so zahlreich zu uns kommen, fliehen genau vor jenem Terror, der gestern über Paris kam.

Was bleibt, ist die Gewissheit, dass selbst der erbarmungsloseste Terror die Menschlichkeit nicht zum erlöschen bringen kann: Minuten nach den Attacken machten viele Pariser den Hashtag #PorteOuverte prominent, mit dem sie aus den Gefahrenzonen fortlaufenden Menschen Zuflucht in ihren Wohnungen anboten.

In Anteilnahme mit den Opfern von Paris.