Wie man auf die Idee kommt, durch russische Museen zu streifen und all die älteren Damen abzulichten, die dort die wertvollen Kunstwerke beaufsichtigen, können wir uns zwar auch nicht ganz erklären, aber festzuhalten bleibt, dass der US-amerikanische Fotograf Andy Freeberg in seiner Serie „Guardians“ eine skurrile Hommage an eben jene Hüterinnen der russischen Kunstschätze schafft.
Andy’s fotografischer Schwerpunkt liegt auf den Akteuren, die hinter den Kulissen des Kunstmarkts ihre Arbeit leisten. Vorangegangene Serien porträtieren Galeristen, Kunsthändler, Kuratoren oder Museumsmitarbeiter. Daher rührt auch wohl die Idee sich mit den Wächterinnen in russischen Museen auseinanderzusetzen.
In Russland übernehmen diesen Job, der ordentlich Geduld und Sitzfleisch erfordert, meist ältere Damen, die entweder mit ihrer Rente nicht zu Rande kommen oder sich zur Kunst hingezogen fühlen. Im Gespräch mit dem Fotografen erzählte eine der Wärterinnen, dass sie tagtäglich extra eine dreistündige Reise auf sich nehme, um im Museum, umgeben von der Geschichte ihres Landes, den Leuten zusehen zu können. Zuhause würde sie sich nur langweilen und über ihre vielen Krankheiten jammern.
Neben der starren Sitzhaltung und dem entschlossenen Blick der Damen, gibt es oft verblüffende Ähnlichkeiten zu den bewachten Kunstwerken – ob es nun die Farbe der Kleidung ist, die gleiche Mimik oder die stille Unbeweglichkeit. Fast hat man das Gefühl, die Wächterinnen werden zum Teil der Kunst.
All seine Bilder erschienen im Übrigen auch in einem Bildband.
Alle Bilder © Andy Freeberg