Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Ein Grund mehr, noch ein letztes Mal in den Süden zu fliegen und das Ende heraus zu zögern. Also machten wir letzte Woche aus unserer Reisekolumne 2NIGHTS einfach 6 Nächte und füllten unseren Endorphin-Haushalt vor dem deutschen Herbstanbruch noch einmal mit reichlich Sonne auf. Ziel war einer unserer Lieblings-Spots Europas: Sardinien.

Nachdem Norman im letzten Jahr auf die italienische Insel reiste, kam ich nun auch zum zweiten Mal in den Genuss. Mit easyJet ging es von Berlin Schönefeld in 2 1/2 Stunden an die Südspitze des kleinen Paradieses, nach Cagliari. Von hier aus machten wir uns mit dem Auto auf den Weg in das ca. 1 Stunde entfernte Solanas an der südöstlichen Küste im Golf von Cagliari. Der kleine Ort mit 250 Einwohnern, der im Sommer zum großen Teil von italienischen Wochenendtouristen bevölkert wird, hat alles, was man braucht, um abzuschalten. Einen 1 km langen Sandstrand, einen kleinen Supermarkt, eine Metzgerei, eine Tankstelle und 2 Pizzerien. Ansonsten schlummert das Dorf zwischen bergigem Hinterland und seiner kristallklaren Lagune vor sich hin. Hotels sucht man hier vergeblich – was uns gerade recht kam. Wir zogen es dieses mal vor, ein kleines Apartment in Strandnähe zu mieten – natürlich: über airbnb. Preislich im grünen Bereich hausten wir schließlich auf dem Grundstück einer zuckersüßen italienischen Familie, die hier ihre kleine Sommerresidenz bewohnt.

Ein schönes Kontrastprogramm zu den üblichen (nicht weniger schönen) Hotelbesuchen, war unser Aufenthalt hier auf das Wesentliche reduziert. Luxus hieß für uns: der Blick auf die Berge, unsere Veranda, eine Außendusche und der Grillplatz. Und nicht zu vergessen: Keine Internetverbindung – vielleicht sogar der größte Luxus.

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Bei Sonnenschein und 29° Grad fiel die Tagesplanung nicht schwer. Ob am Hausstrand von Solanas oder einem der unzähligen anderen Buchten hatten wir täglich die Qual der Wahl. Sardinien ist bekannt für sein sauberes, kristallklares Wasser und weiße Sandstrände. Besonders unter der Woche tritt man sich hier selten mit anderen Badegästen auf die Füße. Auch angenehm: Die überwiegend italienischen Touristen schlagen meistens als Familie ihr Lager am Strand auf. Lautes Party-Folk wird euch hier nicht die Urlaubsruhe rauben.

Gute Spots erkennt man in dieser Ecke besonders an den geparkten Autos am Straßenrand der Küstenlandstraße SP17. Einige Strände sind weder ausgeschildert noch in einem Reiseführer zu finden. Unser Tipp: Losfahren und selbst entdecken! Ansonsten lohnt eine Fahrt durch Villasimius Richtung Costa Rei an die Südostküste der Insel. Hier ist die größte Herausforderung sein Mietauto nicht die Klippen herunter zu fahren, da der Blick auf’s Meer konstant vom Straßenverkehr auf den engen Serpentinenstraßen ablenkt.

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Wer Lust auf Kultur und Stadtleben hat, der fährt zurück nach Cagliari. Ein Tagesausflug in die sardische Hauptstadt sollte definitiv mit eingeplant werden. Ca. 150.000 Einwohner, ein Hafen, die hügelige Altstadt, unzählige Kirchen und Gässchen, Einkaufsstraßen und eine florierende Musik- und Barszene machen aus der Universitätsstadt alles andere als einen kleinen verschlafenen Inselort. Mit ein wenig Puste und Kamera bewaffnet sollte man den Aufstieg zur Bastione San Remy wagen. Die klassizistische Terrasse wurde 1901 auf die alte Bastion gebaut und bietet am Abend einen einmaligen Blick über die gesamte Stadt.

Übrigens: Wer das Auto gerne stehen lassen will, kann von fast jedem kleinem Küstenort bequem für wenige Euros mit dem Bus in die Stadt fahren.

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Ansonsten trennen Sardinien 202 km vom italienischen Festland im Osten, Tunesien liegt nur 184 km weiter südlich und das französische Korsika schließt in 12 km Entfernung praktisch an die Insel an. Das besondere an Sardinien ist, dass die Gesamtfläche des Verwaltungsgebietes Sardegna gar nicht exakt zu bemessen ist, da der Insel zahllose Inseln und winzige Archipel vorgelagert sind. Die Kultur der Sarden kann auf eine 6000 Jahre alte Geschichte zurückblicken, die von wechselnden Herrschaftsverhältnissen, autarken Bestrebungen und kulturellen Konflikten geprägt ist.

Das macht sich vor allem in der Sprache der Einheimischen bemerkbar: Während in der Praxis das Italienische dominiert, sprechen weite Teile der Bevölkerung außerdem das vom italienisch unabhängige Sardisch, das im Gegensatz zu anderen romanischen Sprachen, viele phonetische und grammatikalische Elemente des Lateinischen bewahrt hat. Darüber hinaus gibt es ein katalanisches Sprachgebiet und, vor allem entlang der Nordküste, halten sich permanent korsische Sprachinseln.

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Preislich ist die Insel, entgegen aller Vorurteile, nicht nur ein Reiseziel für Yachtbesitzer und die Flavio Briatores unter euch. Auch wenn im Norden der Geldadel an der Costa Smeralda seine Scheine verbrennt, kommt die Region um Cagliari um einiges bescheidener daher. Hier findet ihr günstige Bread and Breakfast, Hostels, Ferienwohnungen und für uns besonders überraschend: als Gruppe lassen sich auch in der Hauptsaison faire Deals für Ferienhäuser aushandeln. Kulinarisch könnt ihr euch außerdem sicher sein, dass jeder Griff ins Weinregal ein Treffer sein wird – egal ob im Kiosk oder im Supermarkt. Ja, sardischer Wein hat uns zwar immer wenig Geld, aber dafür auch fast unsere Leber gekostet.

Unterm Strich kann ich sagen: eine Woche Sardinien war für mich entspannender als jede andere Reise des Jahres. Um abzuschalten braucht man eben nicht viel außer selbst gemachte Spaghetti Carbonara, tägliche Traumstrand-Routine, italienische Gastfreundschaft und das abgeschaltete Handy.

Hach, Sardinchen – Ti amo!

Kooperation

2NIGHTS ist eine Kooperation zwischen i-ref Magazin und easyJet. Europas Flugnetz Nummer 1 unterstützt seit April 2012 als exklusiver Partner das neue Reiseformat der Berliner Kulturredaktion. Der orangefarbene Günstigflieger fliegt auf mehr als 600 Strecken zwischen 129 Flughäfen in 29 Ländern. Ab Berlin hebt easyJet zu 37 Zielen ab. Unter dem Titel 2NIGHTS gehen die i-ref Autoren auf Erkundungstour und berichten aus 20 Regionen über die kulturelle Vielfalt Europas. Das Besondere: Jeder Trip dauert nicht länger als drei Tage und zwei Nächte. Ziel ist es, den Lesern zu zeigen, wie einfach es sein kann, sich eine kleine Auszeit zu gönnen und darüber hinaus Europa aus nächster Nähe zu entdecken.