Am Schlimmsten muss das Warten sein. Diese endlosen Stunden, in denen die Gedanken frei sind, sich aber doch nur in Ellipsenbahnen um ein Thema bewegen. Wie wird der nächste Freier aussehen? Wieder ein verschwitzter Trucker, der kurz bevor er nach Hause kommt, noch nach ein bisschen schneller Befriedigung verlangt? Ein kranker Sadist? Oder doch nur der unscheinbare Typ, der jede Woche kommt und schon so etwas wie Zuneigung entwickelt hat?
Manche mögen sich selbst hinterfragen, mögen kurz vor dem Ausstieg gestanden haben und machten dann beim Gedanken an das schnell verdiente, dringend benötigte Geld doch weiter. Manche mögen Familie und Kinder in ihren Mutterländern haben, die auf das Geld angewiesen sind. Manche mögen es aus Opferbereitschaft für eine höhere Sache tun, beispielsweise die Finanzierung des Studiums im Ausland oder die Zukunft der Kinder.
Man kann nur Vermutungen anstellen, klar ist nur, dass auch in Spanien, in diesem Fall entlang der sonnigen Mittelmeerküste, die Prostitution blüht. Frauen aus Osteuropa sind es, aus Südamerika, auch aus dem nahen Afrika, die hier Tag für Tag ihren Körper verkaufen.
Txema Salvans, Fotograf aus Barcelona, hat sich diesen Frauen mit der Kamera genähert, lichtet sie in großformatigen Analogaufnahmen ab. Obwohl sie das Zentrum des Bildes darstellen, muss man sie vielfach suchen, sie wirken entrückt, isoliert und deplatziert.“The Waiting Game“ hat er diese Serie an Bildern gennant, denn allen Frauen ist eines gemein: sie warten.
Sie warten auf staubigen Landstraßen, in heruntergekommenen Seitenstraßen oder entlang der zahlreichen namenlosen Highways, die von den großen Städten aus das Land durchmessen. Vor diesem Hintergrund ist „The Waiting Game“ gleichzeitig eine Studie dieses unbeschriebenen Raums zwischen urbanen und ruralen Räumen, von Randgebieten und Vorstädten.
Die Serie ist in einem Bildband gedruckt worden, der über Txemas Website erhältlich ist. Außerdem hat er „The Great Leap Sideways“ ein ausführliches Interview gegeben, in dem er die Vorgehensweise und den ideellen Hintergrund seiner Arbeit beschreibt.
All Images © Txema Salvans