Mal wieder im Dauerrausch. Mal wieder von Sinnen. Gott, wie liebe ich dieses Gefühl. Fern zu sein, zu gucken wie’s bei den anderen läuft, wie Menschen so leben, die so ganz anders sind als wir. Eben noch in der westlichen Welt irgendwelchen Flat-White-Matcha Schnick Schnack bestellt, stampfe ich heute Cocoa Tee, in der Hoffnung, dass er mich vorm Höhenkollaps bewahrt.

In sage und schreibe 5.200 Meter puzzle ich euch diese Zeilen am Fuße des Titicacasee zusammen und habe zum ersten Mal die Zeit euch zu erzählen, was gerade Sache ist. Und die Sache, ihr Lieben, ist folgende: Peru ist der absolute Wahnsinn. Ich kann nicht aufhören zu fotografieren, stelle eine Frage nach der nächsten und probiere alles, was ich nicht kenne. Ich in Peru und Peru in mir. Röhlig hat wieder Lunte gerochen und posted sich die Finger wund.

Allein über meine zwei Tage in Lima und Arequipa könnte ich stundenlang erzählen, doch zum Glück hat mein Team euch bereits bestens informiert (Lima, hier! Arequipa, hier!). Drum reise ich weiter, verlasse die Tore von Arequipa und fahre nach Chivay, eine Stadt im Colca-Tal und ins Aguada Blanca National Reservat, ein Naturschutzgebiet in den Regionen Arequipa.

Das Colca-Tal ist eine Schlucht, die je nachdem ob man vom höchsten Berggipfel oder vom Rand der Schlucht misst, 3.269 Meter bzw. 1.200 Meter tief ist. Zum Vergleich, der Grand Canyon in den USA ist dagegen „nur“ etwa 1.800 Meter tief. Damit ist der Cañón del Colca der zweittiefste Canyon der Welt und laut Geologen etwa 100 Millionen Jahre alt. Was im übrigen nicht alt, sondern eher jung ist.

Die oberen Hänge von Colca sind vielfach von menschlicher Hand zu Terrassen strukturiert und mehrere hundert Jahre alt. Jeder Besucher kommt nicht umhin sich zu fragen: „Wie haben sie das nur gemacht?“ Tatsächlich diskutieren die Wissenschaftler bis heute, wie unsere Vorfahren diese zuweilen architektonischen Meisterleistungen vollbracht haben.

Doch nicht genug: Im Zuge meiner Canyon Tour bekam ich nicht nur einmalige Ausblicke, sondern obendrein ein Motiv, was schon lange in meiner Sammlung fehlt, ein Condor. Die IUCN schätzt den Gesamtbestand auf etwa 10.000 erwachsene Vögel weltweit, somit steht diese Vogelart unter strengstem Artenschutz. Zum ersten Mal erlebe ich hautnah, wie vor mir ein Condor sein Flügel ausbreitet. Bis zu drei Meter kann die Spannweite der Flügel betragen, doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was in mir vorging, als er beim Sonnenaufgang über den Anden seine Runden drehte.

Einmal mehr frage ich mich, warum Menschen zu gerne denken, es läge alles in unserer Hand. Ich schildere aktuell nur kurze Eindrücke einer Tour, die zumindest einen groben Einblick über das Land verschaffen sollen. Immer ein bisschen so, als wüssten wir wie das so läuft. Doch das Spannende ist doch tatsächlich, dass nicht der Mensch die Regeln macht, sondern diejenige, die schon ewig da war, nämlich die Erde selbst. Als der Condor heute morgen über meinem Kopf weit durch eins der beeindruckendsten Täler kreiste, war vor allem eines klar: Es sind definitiv nicht wir, die glauben zu beobachten.

Weit. Farbig. Voller Leben. Das ist das Aguada Blanca National Reservat. Auf unserer Route haben wir es mehrfach durchkreuzt. Bis auf 5.200 Meter komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus und will nicht glauben, wie viel Leben in diesen Höhen steckt. Seine wohl bekanntesten Einheimischen sind jedoch die Vikunjas, Lamas und Alpakas. An sich gibt es kaum einen Felsen, wo sie nicht ihre Hälse vorbeistrecken. Zu unterscheiden vor allem nach Fellwuchs und Größe oder wie ich es gerne mache, nach witzig (Alpaka), niedlich (Vikunja) und sportlich (Lamas). Umgeben von einer Kulisse, wie man sie sonst nur aus Bilderbüchern kennt, jagte ich einem Traummotiv dem nächsten nach, bevor ich die siebenstündige Autofahrt zum höchstgelegensten See der Welt antrete: dem Titicacasee.

Mit einer Fläche von 8.288 Quadratkilometern, was in etwa der Größe von Korsika entspricht, gehört der westliche Teil mit 4.916 km² zu Peru und der östliche Teil mit 3.372 km² zu Bolivien. Gemessen an seiner Fläche ist er einer der größten natürlichen Seen der Welt.

Im ansässigen Örtchen Puno, am Ufer des Titicaca-Sees im Süden Perus, beziehe ich meine Unterkunft und stelle schnell fest, dass ich mich dringend hinlegen muss. Nach drei Tagen zwischen 3.500 und 5.200 Höhenmetern zieht mein Körper erstmals alle Register: Kopfschmerzen, Übelkeit und erste Halluzinationen haben mich 24 Stunden fest im Griff. Meiner Höhenkrankheit bin ich mir seit meiner Tour durch Chile mehr als bewusst und war für Peru bestens vorbereitet. Nur meine Disziplin ließ wohl zu Wünschen übrig: „In der Ruhe liegt die Kraft!“ – bei der Atmung also auch in Bewegung, das ist nun mal die Grundregel im Hochland.

Ganz schön nervig liebe Leser, wenn man eigentlich an zehn Orten zugleich sein will.

KOOPERATION

Die Reise durch Peru findet in Kooperation mit Peru Tourism und STA Travel statt. Sämtliche redaktionellen Beiträge bleiben von der Zusammenarbeit unberührt. Eindrucksvolle Bilder, Geschichten und Tipps für Peru findet ihr auch bei Facebook, Instagram und auf peru.travel.

Normans komplette Route könnt ihr übrigens hier bei STA Travel eins zu eins nachbuchen. Weitere Informationen findet ihr auf deren Website und natürlich auch auf Facebook.

Wir danken für das wunderbare Programm sowie die Organisation der Reise.