Madrid am grünen Meer

Anfang Mai ging es für 2NIGHTS mit easyJet in angenehmen drei Stunden direkt in das Herz Spaniens und der drittgrößten Metropole Europas: Madrid.


Im Gegensatz zur nicht eingehaltenen Wettervorhersage für Isa in London, hat diese leider für Madrid die Wahrheit gesagt: Wir starten in luftiger Sommerkleidung bei sympathischen 23 Grad in Berlin und der europäische Süden umarmt uns bei erwarteten regnerischen 12 Grad; und lässt uns auch so schnell nicht wieder los. Aber, wie Mutti schon sagte, es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung. So war unser erster Stopp nach der Landung die Shoppingmeile Gran Via, der Ku’damm Madrids.

Mit so bereits beinahe komplett investiertem Reisebudget und leichter Schamesröte den Madridbesuch auf der Tourimeile zu starten, checken wir am späten Freitag-Nachmittag in unser liebenswertes Hotel Unico im nördlichen schicken Teil der Innenstadt, Salamanca, ein. Bei einem Plausch mit dem Bellboy und einem ersten schnellen Städtevergleich mit dem uns geliebten Barcelona wird uns klar, dass Madrid nicht Barcelona ist, und man diesen Vergleich auch besser erst gar nicht öffentlich ansprechen sollte. Während Restspanien unter den wirtschaftlichen Bedingungen teils in die Knie geht, ist Madrid hingegen, mit seinen Finanz- und Handelszentren, wirtschaftlich gut aufgestellt, zumindest nach Außen hin, und so wird auch das fein gepellte Ei mit Goldkrönchen demonstriert. Mit stolz geschwellter Brust ist der Zentralspanier froh, nicht am Meer wie in Barcelona zu wohnen, denn man ist Madrilene. Dieser Madrilene hat die bessere Wirtschaft, die sauberen Straßen, das bessere Bier und spielt den besseren Fußball (eigentlich). Wir sind also gewappnet ob des unmöglichen Vergleichs und tauchen in die vor uns liegende Stadt ein.

Denn nun geht es los, mit der perfekt durchgeplanten Metro, die auch ohne Pfadfinderausweis sicher und günstig zu benutzen ist. Ein günstiger Dreitagespass für 13 € oder eine Fahrt unter 1,50€ und man kommt wirklich bis an die Ausläufer der Metropole. Jedoch fahren die Metros teilweise fast 30 Meter unter der Erde und so sind nah beieinander gelegene Stationen im Inner City Circle oberirdisch schneller zu erreichen als über das unterirdische Labyrinth aus Stufen und Rolltreppen.

Nördlich der Gran Via, entlang der gut sortierten Einkaufsstraße Fuencarral, entfaltet sich unser Lieblingsviertel Chueca. Das schwule Zentrum Madrids, wie es genannt wird, ist fröhlich, bunt, liberal und ein wenig berlinesque. Tagsüber schlängeln sich Normalos und Hipster durch die Indiebrand Shops, abends treffen sich Feierwütige sämtlicher Couleur, bis zum Rotlicht. Hier gefällt es uns.

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Der Spanier sagt „De Madrid al cielo“, sprich, nach Madrid ist nur der Himmel schöner.
Das sei dahingestellt, lässt sich aber zumindest auf die Tradition der Dachterrassen übertragen. Es ist fast ein Zwang, in den Himmel zu schauen um nach Terrassen Ausschau halten, die darauf warten besetzt zu werden. Einige davon haben wir ausgetestet und festgestellt, dass Madrid mit ein bisschen Abstand noch mehr Charme gewinnt. Besonders bei Sonnenuntergang verfärben sich die Zuckergussartigen Gebäude rosarot, besonders in Chueca. Diesen Abend jedoch bleiben wir auf dem nassen spanischen Boden, spielen mit einheimischen Kindern Fußball auf der Plaza de Vázquez de Mella, trinken Bier aus 1l Flaschen und beobachten von hier aus das Treiben beim allnächtlichen Selektieren der Gäste der Terrassenbar des Oscars.

Den Samstag starten wir in der sehr spanischen Markthalle San Ánton, planen den Tag und beschließen sämtliche Outdooraktivitäten, wie den botanischen Garten ins Wasser fallen zu lassen. Wir entscheiden uns für die kostenlose Indoorversion, die nicht weniger wunderschön ist. Der stillgelegte Teil des Bahnhofs Atocha wurde zu einem überdimensionalem Gewächshaus umfunktioniert und beherbergt eine gigantische) Palmenanlage. Von hier geht es übrigens mit der schnellsten Bahn der Welt Richtung Barcelona, Valencia oder Segovia in nur wenigen Stunden.

Direkt gegenüber des Bahnhofs heißt uns das Museum für zeitgenössische Kunst Centro de Arte Sofia mit Werken von Dalí, Miró und unzählbaren Picassos willkommen, das ganze sogar gratis, für alle, an jedem Samstagnachmittag. Ebenfalls einen Besuch wert: Caixa Forum, erbaut von Herzog & de Meuron, und das junge Matadero Madrid.

Es gibt unglaublich gute Restaurants für unglaublich viel Geld, doch sollte man sich, auch wer den Geldbeutel schonen möchte, gen Abend in Cervezerias begeben (El Tigre zum Beispiel) und zu seinem Bier Tapas bestellen. Es mach Spaß in überfüllten, engen und Neonlicht dekorierten Bars mit laut gestikulierenden Spaniern zu sitzen, mit vollem Mund zu diskutieren und falsch im Rhythmus vom Flamenco zu klatschen und dementsprechend sympathisch ausgelacht zu werden. Hier fühlen wir das spanische Laissez-faire und der Regen kann uns den ganzen langen Abend gern haben.

Dann, nach getaner Tanzarbeit, welche wirklich unerschöpflich gut in Madrid ist, das nächtliche Ritual: In der rund um die Uhr geöffneten Chocolateria San Ginés fordern fettige Churros mit geschmolzener Schokolade den Magen zur letzten Runde heraus, bevor es am letzten Tag früh in den Süden des Stadtkerns geht. La Latina, das sonst so mediterran verschlafene Viertel mit seinen Auf und Ab der Hügel und kleinen Gassen beherbergt hier allsonntaglich den größten Flohmarkt Europas, wogegen der Mauerpark ein gähnend leerer Dorfmarkt ist. 80.000 Einwohner und Touristen feilschen um Vouis Luitton Taschen, Lederloafer und Aztekenmusterrucksäcke.


Um 15 Uhr brennen uns Füße, Augen und Kopf und der Sinn nach Durch- und Ausatmen verstärkt sich kurz vor dem Abflug. Das Gefühl, dass Madrid nie zur Ruhe kommt, lässt das Barcelonaherz wieder stärker in uns schlagen: So ein Meer und Weitsicht, die Sinne mal auf Standby laufen lassen, das fehlt offensichtlich hier. Überall Menschen, Lautstärke, die kleine Plätze zu nass und voll zum Ausruhen. Doch dann der rettende Hinweis eines nörgligen Madrileners, zu uns nörgelnden Touristen:


Nur ein paar U Bahn Stationen vom KrimsKrams-Hexenkessel entfernt tut sich ein riesiges botanisches Meer auf, die grüne Lunge Madrids, ganz ohne hektische Menschenansammlungen: Casa Campo. Endlich, in den letzten Stunden, klärt sich auch der Himmel auf und wir klären ebenfalls die Unstimmigkeiten mit Madrid. Von hier draußen, auf der Höhe der hügeligen Millionenstadt, an der Metrostation Lago, verstehen wir diese jetzt so wie wir Barcelona verstehen. Wir genießen die Stille, statt Muscheln zählen wir Hasen, können das erste Mal den azurblauen Himmel genießen, tanken Luft und gute Laune. Wir heben unsere Köpfe und denken nun auch: nach Madrid ist nur der Himmel schöner.


Kooperation

2NIGHTS ist eine Kooperation zwischen i-ref Magazin und easyJet. Europas Flugnetz Nummer 1 unterstützt seit April 2012 als exklusiver Partner das neue Reiseformat der Berliner Kulturredaktion. Der orangefarbene Günstigflieger fliegt auf mehr als 600 Strecken zwischen 129 Flughäfen in 29 Ländern. Ab Berlin hebt easyJet zu 37 Zielen ab. Unter dem Titel 2NIGHTS gehen die i-ref Autoren auf Erkundungstour und berichten aus 20 Regionen über die kulturelle Vielfalt Europas. Das Besondere: Jeder Trip dauert nicht länger als drei Tage und zwei Nächte. Ziel ist es, den Lesern zu zeigen, wie einfach es sein kann, sich eine kleine Auszeit zu gönnen und darüber hinaus Europa aus nächster Nähe zu entdecken.