Als ich neulich ewig mit Norman telefonierte, haben wir, wie immer, über Gott und die Welt gequatscht und allen möglichen Gossip über die 10 Zeitzonen zwischen Berlin und Sydney ausgetauscht. Irgendwie sind wir bei einem Thema diesmal besonders lange hängen geblieben und das war, neben der Liebe, dem Leben, unserer Freundschaft und der Zukunft diesmal das Thema mit der Melancholie. Und als ich die Tage danach noch weiterhin immer wieder über unser Gespräch nachdachte, dachte ich, dem heimlich Besprochenen doch ein Ventil in die Cyberwelt zu geben.
Es ist nämlich so. Wenn ihr mich fragt, ist die deutsche Gesellschaft ein Club der Melancholiker mit ca. 80 Millionen Mitgliedern, in dem der eine mehr, der andere weniger unter gegebenen Symptomen leidet. Mürrische Gesichter, Stress und Gefluche murmeln sich durch U-Bahnen und Alltag. Ich selbst zähle mich auch dazu. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, meist ohne triftigen Grund, Schnute zu ziehen und Trübsal zu blasen. Das Wetter mag definitiv seinen Teil dazu beitragen, doch nicht der Grund für all das sein. Weiss Gott wie viele Artikel ich darüber geschrieben habe – über meine Rotweinnächte in den Küchen der Freunde, wie sehr mich alles beschäftige, wohin mein Leben ginge.
Wir treffen uns dann mit unseren Freunden, denen es meistens genauso geht und trösten uns gegenseitig – oder wir posten Bilder mit nachdenklichen Captions auf Instagram und bekommen so das bestätigende, aufbauende Feedback. Auch das hilft. So teilen wir in Deutschland unsere Melancholien und Gedankenwelten, Zukunftsängste und Launen miteinander. Wir tun das, weil uns das anscheinend gut tut. Weil wir das wohl brauchen und der Platz für diese Gedanken ist da. Weil uns diese Dinge beschäftigen.
Wie wir überhaupt auf das Thema gekommen sind, hat sich aus einem melancholischen Anfall meiner Wenigkeit ergeben. Ich war irritiert. Ich bin jetzt seit 3 Monaten in Sydney. Mürrische Gesichter gibt es seither keine mehr, sie kreuzen meine Wege nicht. Wenn ich fluche, starrt man mich entgeistert an, wenn man die Kollegen und Freunde fragt, wie es ihnen geht, bekommt man immer die gleiche, vor Optimismus sprühende Antwort: “very good.”
Im Gegensatz zu dem mir Bekannten, packt man die Dinge hier viel schneller und mit einer solch beeindruckenden Energie und Power an, statt viel drumherum zu reden. Die Kultur des praktizierten Glücklichseins lässt alles andere nicht zu. Die Australier sind gefühlt immer happy, weil sie sich selbst an erster Stelle sehen – und die Menschen um sie herum. Sie meckern fast nie, nehmen Herausforderungen und Challenges an. Sie bewegen etwas, ihr Optimismus und das Miteinander treibt sie an. Sie haben nicht regelmäßig “beschissene” Tage (Pardon mein Jargon). Keiner zieht Schnuten, die Gesichter sind fröhlich. Wie geht das denn?, dachte ich – zugegebenermassen – etwas verdutzt.
Bis ich Folgendes geschnallt hab – weil Norman das verstanden hat, als er das letzte Mal für 4 Wochen in Australien war: Hier ist kein Platz für Gejammer. Die Australier sehen darin einfach keinen Sinn. Es verstört sie eher, wenn du mit schlechter Laune ankommst, das ist unsympathisch und wird häufig sogar als wahnsinnig unfreundlich empfunden. Und genau das habe ich so zu lieben gelernt, die sonnige Geisteshaltung, die Positivität und den Optimismus, den die Australier ausstrahlen, dieses “praktizierte Glück”, wie Norman es beschrieben hat. Das fängt dich auf, wenn du mal traurig wirst.
Australien ist meine persönliche Chill-Pill, die ich so dringend gebraucht habe. Australien lässt dich wahrlich aufatmen, du kannst dich auf dich selbst fokussieren, denn hier stehst du und deine Mitmenschen an erster Stelle. Ich habe von den Menschen so viel gelernt – über mich und diverse Lebenssituationen.
Ich kann es an dieser Stelle jedem, der diesen Text liest, an’s Herz legen, diese Erfahrung zu machen. Für viele von uns ist es so einfach, mit dem Working Holiday Visum hier einzureisen, Fuß zu fassen und für ein ganzes Jahr dieses wunderbare Land zu unserem Zuhause zu machen. Ich habe mir Sydney, eine Traumstadt am Meer ausgesucht, wie ich es bereits prophezeit habe. Aber Australien ist noch so viel größer.
Für alle, die Interesse am Visum haben, gibt es hier alle wichtigen Informationen. Für alle, die noch mehr Fragen haben, ich beantworte Sie euch gern alle!
Für die, die vorhaben nach Sydney zu reisen, kommen in den nächsten Wochen noch einige Beiträge zu meinem Lieblingsorten, Wochenendaktivitäten und ein Food-Guide.
Stay tuned.