I'M IN LOVE WITH THIS CITY
Wow, das hat gesessen Athen! Zwar habe ich es kommen sehen, doch hätte ich niemals damit gerechnet, dass es keine drei Stunden dauert, bis ich mich Hals über Kopf in die Stadt verliebe, die gerne als Wiege der Zivilisation bezeichnet wird. Das passierte schnell, das war herzlich und vor allem brach es heftig über mich herein.
Nachdem ich bereits am Freitag erstmals von Kultur, Land und Leute schwärmte, beginnen auch meine restlichen zwei Tage wie zu erwarten herzlich. John, mein Gastgeber für dieses Wochenende, begrüßt mich mit einem Lächeln in der großen Küche vom Alice Inn. Der Geruch von frischem Kaffee zieht durch das Haus, während durch das geöffnete Fenster Geräusche der gerade erwachenden Stadt dringen. Der sympathische Halbire serviert mir den mit Abstand leckersten Schokokuchen der Welt und scherzt mit meinem Tourguide Alexandra von Athen Urban Adventures, die just in diesem Moment mit dem Kopf durch die Tür meines Hotels platzt.
Viel Zeit für meinen Kaffee bleibt nicht, denn Alexandra ist mindestens so rastlos wie diese Stadt selbst. Ich frage mich, ob das einfach die logische Konsequenz sei, wenn man hier bereits seit Jahren wohnt. Doch Alexandra zuckt mit den Schultern und lässt nur eines von vielen Fragezeichen im Raum stehen. Das scheint sie nur zu gerne zu tun.
Sie hinterfragt zwar Dinge, weiß aber mindestens genau so gut, gewisse Gegebenheiten hinzunehmen, sich nicht unnötig den Kopf zu zerbrechen und ihr Leben so glücklich zu Leben wie nur möglich. Und sprechen wir vom Leben in Athen, dann reden wir trotz der geschichtsträchtigen Vergangenheit dieser Stadt, von einem Leben im Hier und im Jetzt! Ich bin erst wenige Stunden hier, werde gleichzeitig aber auch das Gefühl nicht los, zumindest das vereint alle Griechen trotz Krisen im Herzen. Sie sind Freigeister. So wie meine nette Tourbegleiterin auch.
URBAN ADVENTURE ATHEN - DIE ETWAS ANDERE STADTFÜHRUNG
Ich entscheide mich dazu, Alexandra nicht länger zu fragen, sondern starte mit einem Finger am Ablöser unsere Tour durch Athen. Mit all den Bildern monumentaler Tempel und Säulen längst vergangener Zeiten im Kopf, realisiere ich ziemlich schnell, dass Athen bei weitem nicht nur für Liebhaber griechischer Geschichte interessant ist. Und so streifen Alexandra und ich von Plaka, dem Viertel in dem mein Hotel liegt, über Monastraki rüber in das kleinere Viertel Psiri. Es gibt so viel zu sehen, so viel zu fühlen und vor allem, so viel zu schmecken. An jeder Ecke erwacht der Foodie in mir, in jedem Moment sauge ich diese Stadt auf, so gut ich nur kann. Und während ich vor kaum zwei Minuten den Tempel Zeuss’ hinter mir gelassen habe, finde ich mich nur Minuten später in Straßen wieder, die von frischer Kunst, hippen Bars und jungen Menschen nur so trotzen.
Bei dieser Dichte an guten Cafés, Bars und Restaurants muss man schon die rechte Person an der Hand haben, denn testen kann man zweifelsfrei nicht alle. Alexandra wirft mit einem stillen Blick zu, nickt und ist der felsenfesten Meinung, sie wüsste einen Ort den ich garantiert lieben werde. Es geht für Athener Verhältnisse hoch hinaus – Auf einen Rooftop, von dem ich meinen köstlichen Fisch heute mit einem ganz besonderen Blick auf das mittlerweile in lila gehauchte Athen genieße.
ATHEN - EINE STADT, DIE FÜR DIE NACHT LEBT
Je später der Abend, desto voller die Restaurants. Wie in so vielen anderen Südländern auch, leben die Menschen für die Nacht. Kein Wunder, immerhin ist es die Tageszeit, in denen man im Hochsommer auf der Straße verbringen kann, ohne zu schmelzen. Doch auch im „Winter“ leben die Athener für die Nacht und dann vor allem draußen. Bei angenehmen 20 Grad erwacht in den Seitenstraßen gegen 10 das pulsierende Leben. Die Menschen treffen sich in Tavernen, sitzen bei Kaffee und Zigaretten auf Parkbänken am Syntagma oder trinken in geselligen Runden Raki, ein Getränk, um das man hier keinen Bogen machen kann. Während mich Alexandra mit einem herzlichen Drücker verabschiedet und ich allmählich zurück ins Alice Inn schlendere, klingelt mein Handy. Es ist Maelle, die nette Französin, die mir bereits gestern die Ecken von Athen zeigte, die man als gewöhnlicher Touri wahrscheinlich nicht zu Gesicht bekommt
„Martin, what are you doing? Up for a Post-Punk-Concert at Exarchia?“ flüstert die zierliche Stimme mit Akzent. „You really have to see this hood!“ Es fällt mir schwer nein zu sagen, obwohl mich die Müdigkeit übermannt. Schließlich ist diese Art von Gastfreundschaft alles andere als gewöhnlich. Wir nehmen ein Taxi in das autonom geführte Viertel und betreten eine Kellerbar, in dem wohl wirklich alles improvisiert scheint. Wen kümmert’s? Die Besucher auf jeden Fall nicht und so kommt es zu dem Moment, in dem auch ich vorsichtig zu der Musik nicke, mit der die Jugend ihren Protest hier kund tut.
HOCH ÜBER DEN DÄCHERN DER STADT - DA IST MAGIE IM SPIEL
Es ist Sonntag und nach einer solchen Nacht wundert es kaum, dass sich die Stadt ihren wohl verdienten Schlaf holt. Doch im Bett liegen bleiben kommt für mich keinesfalls in Frage. Zum einen brennt die Sonne heute vom wolkenfreien Himmel. Zum anderen habe ich noch vielen zu entdecken. Ich erklimme den Mars Hill, unweit der Akropolis, von dem man nicht nur einen atemberaubenden Blick auf die Stadt, sondern auch an den nahe gelegenen Hafen von Athen hat. Ich atme ein, genieße die Stille und habe trotz. Ich bin die Ruhe selbst.
Gleichzeitig spürt man hier oben, weit über den Dächern der Stadt noch etwas anderes. Nämlich die Geschichte dieser Stadt und die Magie, die von den Gebäuden ausgeht, die teilweise über 3400 Jahre alt sind und nach wie vor auf den sieben Hügeln Athens thronen. Die Zeiten der attischen Demokratie sind längst vorbei, doch der Geist der Geschichte bleibt erhalten und deutlich spürbar.
FOOD, VINTAGE, MUSIC AND ART - DAS IST GAZI
Für junge Londoner gehört es zum guten Ton an einem Sonntag die Brick Lane zu besuchen. Auch Athener pflegen eine ähnliche Tradition: den Besuch der Technopolis im Gazi-Viertel. Zwar mussten in den letzten Jahren viele Clubs und Restaurants ihrem Platz weichen, gleichzeitig ploppen allerdings fast wöchentlich neue Lokalitäten aus dem Boden. Eine alte Fabrikhalle unweit der Metro-Station hingegen bleibt bereits seit Jahren an seinem Platz und ist ein wahres Paradies für alle Food-, Vintage-, Musik- und Kunstliebhaber.
Auch dieser Abend neigt sich dem Ende und bei einem letzten Raki verabschiede ich mich von meinen neu gewonnenen Freunden John, Maelle und Alexandra. So verschieden und herzlich ich diese drei Menschen kennengelernt habe, so durfte ich auch Athen kennen und lieben lernen. Mit einem tränenden Auge blicke ich ein letztes mal über die Stadt, bin mir gleichzeitig aber auch dem bewusst, dass das vielleicht mein erster Athen-Besuch war, aber definitiv nicht der letzte!
KOOPERATION
Die Reise nach Athen findet in Kooperation mit Discover Greece statt. Folgt unserem Partner auch auf Facebook, Instagram und Twitter. Sämtliche redaktionell entstandenen Beiträge bleiben von der Kooperation unberührt.
Wir freuen uns über das tolle Programm und sagen Danke für die Organisation der Reise!