ON THE ROAD AGAIN

Wann hattet ihr das letzte Mal das Gefühl, richtig im Moment zu leben? Völlig elektrisiert zu sein, von dem, was ihr erlebt, seht, spürt, weit weg vom alltäglichen Stand-By-Modus? Ich war es, als ich nach einem gemütlichen Mittagsschläfchen in unserem Reisebus der gigantischen Skyline Shanghais entgegenblicke. Blade Runner, Das Fünfte Element, Matrix.. vergleichbare Kulissen schwirren mir durch den Kopf und doch gibt es zu den futuristisch anmutenden Riesenbauten keine richtigen Vergleiche. Showdown in Shanghai, die finale Destination meiner dreiteiligen China-Reise. Während wir uns den Weg zu unserem Hotel im Stadtzentrum bahnen realisiere ich mal wieder, wie klein jedes einzelne Individuum in dieser boomenden Welt doch ist.

SHANGHAI BY NIGHT | NANJING ROAD

Nach diesem kurzen Ekstaseschub finde ich mich im Central Hotel Shanghai wieder, wo wir die nächsten zwei Nächte Shanghai aus der Vogelperspektive morgens und abends begrüßen und verabschieden dürfen. Kurze Verschnaufpause, dann geht es rein in den Trubel der Stadt, die wohl wie New York niemals schläft. Unser Weg führt uns in die Bar Rouge, die direkt am „The Bund“ gelegen ist. Fahrstuhl fahren, Personen mustern und schließlich vor den Toren der Welt stehen: Naja fast. Es bietet sich der Blick von der Rooftop-Bar auf die Mega-Skyline Shanghais – mit dem Fernsehturm, dem Shanghai Tower und anderen architektonischen Höchstleistungen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Obwohl der Eintritt mit diesem Ausblick bis 21:00 Uhr kostenlos ist, tummeln sich hier keine Touristen. Spanische Männer im Business-Anzug, blonde Französinnen, die stark gestikulieren und deutsche Mädels in Minikleidchen die ihren Instagram-Account mit einem Bild von der Skyline auf’s nächste Level schießen wollen – doch ich habe nur Augen für das nächtliche Panorama, dass sich mir vor meinen Augen bietet. Die Cocktails haben utopische Preise, sodass ich alleine auf die Nanjing Road losziehe. Am nächsten Morgen werde ich von meinen anderen Begleitern von einem feuchtfröhlichen Abend erzählt bekommen, doch den gibt’s zu einem zehnmal billigeren Preis auch in Berlin. Lieber rausgehen und gucken, was Shanghai zu bieten hat. Wie zum Beispiel einen tanzenden Clown im Schaufenster, der traurig dreinblickt. Oder einen schmierigen Händler, der uns in eine Seitenstraße lockt und uns seine Ware stolz präsentiert. Oder Massage-Frauen, die uns von ihren Künsten überzeugen wollen. Entlang der Nanjing Road, der Hauptschlagader in Shanghai, gibt es allerhand zu entdecken, manchmal auch erst auf den zweiten Blick.

Um 22 Uhr gehen die Lichter der Stadt aus, um Strom zu sparen. Die glamourösen Wolkenkratzer wirken nun ein bisschen furchteinflößend und ich entschließe mich, langsam zum Hotel zurückzukehren. Vorher lege ich noch einen Zwischenstopp bei McDonalds ein und gönne mir einen Crispy Tortilla Cheese Burger, den es nur in China gibt. Kann ich nur empfehlen als Mitternachtssnack!

SHANGHAI TOWER | ALTSTADT SHANGHAI | TEEZEREMONIE

Sky is the limit! Das ist das Motto des heutigen Anfangsprogrammpunktes, nämlich der berühmt-berüchtigte Shanghai Tower. Er ist das zweithöchste Gebäude der Welt, nach dem Burj Khalifa, doch hat mit 524 Metern die höchste Aussichtsplattform der Welt. Höher als Shanghai Tower geht also nicht! Also stehen wir nun da, auf 524 Metern Höhe und ich sterbe bei dem Anblick zweier Fensterputzer, die mir grinsend auf der anderen Seite der Glaswand zuwinken. Aus 524 Metern Höhe. 524 Meter. Also da, wo Hubschrauber sogar drunter fliegen.

Von Hyper-Moderne geht’s die 118 Etagen, die unter anderem für Hotels und Bürogebäude genutzt werden, in den historischen Kern der Stadt, nämlich rund um die Renmin Road und der Zhonghua Road. Und auch hier befindet sich, zwischen den traditionell-chinesischen Teehäusern ein berühmter Privatgarten, nämlich der Yu Garten. Dieser ist ebenfalls über eine Zick-Zack-Brücke zu erreichen und wird auch „Garten der Zufriedenheit“ genannt. Auf 2 Hektar würde der Park eine wahre Entspannungsoase inmitten des Großstadttrubels bieten – wären da nicht die Tausenden Touristen, die ebenfalls die malerische Grünanlage besuchen.

Unser nächster Stopp ist eine Teezeremonie in einem Teehaus, dessen Aussicht spektakulär ist. Unsere Gruppe ist erst einmal mit Fotografieren beschäftigt, bis wir zu der eigentlichen Tätigkeit kommen: Tee trinken! Wir bekommen verschiedene Teesorten vorgesetzt, eine aromatischer, intensiver als die andere. Ich hoffe insgeheim, die Teesorten auch in deutschen Aldis, Nettos & Cos zu entdecken, denn ich bin leidenschaftliche Teetrinkerin und würde Teein immer Koffein vorziehen. Auch für das leibliche Wohl wurde kurzerhand gesorgt, nämlich in einem Dumpling-Restaurant mitten in der Altstadt. Dumplings sind das offizielle Stadtgericht in Shanghai, verschiedenste Teigtaschenarten mit verschiedensten Teigtaschenfüllungen werden hier serviert. Ein Traum für einen Glutenjunkie wie mich!

AUF DEM HUANGPU | DER BUND | AKROBATIKSHOW | SHANGHAI BREWERY

Gut gestärkt geht es wieder auf ein Boot, doch diesmal auf den doch etwas breiteren Huangpu Fluss, der durch die Metropole verläuft und der letzte Nebenfluss des Jangste Flusses ist, der längste Fluss Chinas. Nach dem ersten Opiumkrieg erzwangen die britischen Mächte die Öffnung Shanghais für europäische Märkte. 1847 folgten die Franzosen und siedelten sich um eine französische Kathedrale im Südwesten der Stadt. Die Briten bekamen das nördliche Gebiet, wo sich jetzt die „Chinesenstadt“, also die Altstadt befindet, in der wir Tee getrunken und Dumplings verspeist haben. Auch “ The Bund“ mit seinen Kolonialbauten gehörte zum britischen Territorium. Das alles ist auf der Seiten des „Alt-Shanghais“ passiert, die modernen Hochhäuser wie z.B. der Shanghai Tower befinden sich alle in Pudong, dem Stadtteil der auf der anderen Seite des Huangpu liegt. Nach der Rundfahrt zwischen den Ufern, die unterschiedlicher nicht sein könnten spazieren wir am Bund entlang und lassen uns von der Masse an Menschen treiben, die hier für Freunde und Familie posieren.

Vor unserem Restaurantbesuch statten wir einem vierstöckigen chinesischem Supermarkt einen Besuch ab. Innerhalb einer halben Stunde schnappe ich mir alles, was verrückt und exotisch aussieht für Souvenirs der kulinarischen Art. So kriegt mein Papa einen etwas kitschig verpackten Reiswein, der aber laut Christine einer der besten Reisweine Chinas sein soll. Meine Freundinnen kriegen kleine Mondkuchen, die anlässlich des anstehenden Mondfestes verkauft werden. Hier finde ich auch eine zweite Riesen-Reisetasche, die anlässlich meiner vielen Einkäufe obligatorisch ist.

Nach dem Restaurantbesuch gehen wir zu einer Akrobatikshow und lassen uns von den Gelenkkünsten der Artisten faszinieren. Unglaublich, was man mit so einer immensen Körperdisziplin so anstellen kann! Ich denke kurz wehmütig an meine Fitnesskarte, die viel zu selten in Berlin genutzt wird und widme mich wieder dem Akrobaten, der mühelos eine Keramikvase auf seinem Kopf balanciert und sie hin und wieder hochwirft. Und ich sterbe heute fast zum zweiten Mal, als acht Motorradfahrer horizontal in einer Stahlkugel ihre Kreise drehen. Wie gesagt, in der Horizontalen, in einer Kugel.

Abschließend zieht ein kleiner Teil unserer Gruppe noch mal los um das Studentenviertel Shanghais zu erkunden, dass innerhalb des französischen Viertels liegt. Nach einem einstündigen Lauf durch das Viertel werden wir bei der Shanghai Brewery fündig, die mehrmals aufgrund ihrer Brauart internationale Auszeichnungen erhalten hat. Ich bestelle den „Black Eyed Bear Strout“, ein Craft Beer dass unter anderem nach Schokolade und Kaffee schmeckt. Und so endet der letzte Abend in Shanghai…

FRANZÖSISCHE KONZESSION | TIANZIFANG | BIRD AND CRICKET MARKET

Unsere letzten Stunden in der Millionenmetropole beginnen wir mit einem lässigen Motorradcruise durch das französische Viertel. Knatternd brausen wir an den historischen Häusern vorbei, die auch französische Konzession genannt werden. Wir machen Halt beim Tianzifang, eine Art „Kunst- und Einkaufsdorf“ mit malerischen Boutiquen und Kuriositäten. Hier schlafe ich, die von der Reisegruppe ernannte „Shopping Queen“ noch mal richtig zu und kaufe meinem besten Freund einen Kimono, auch wenn dieser eigentlich typisch japanisch und nicht chinesisch ist.

Einen kurzen Halt machen wir auf dem „Bird and Cricket Market“, ein riesiges überdachtes Areal, das Pflanzen, Haustiere und Insekten verkauft. Von schillernden Fischen, zu fleischfressenden Pflanzen bis zu zirpenden Grillen und bemalten Schildkröten – Unser letzter offizieller Programmpunkt der Reise ist definitiv ein animalischer Overkill. Und schließlich befinden wir uns bei unserem letzten gemeinsamen Essen, bevor es final zum Flughafen geht – das letzte Abendmahl, die zwölf Reisejünger mit ihren Guides, die das Erlebte Revue passieren lassen.

GOODBYE CHINA

Auf dem Weg zum Flughafen höre ich „Gypsy Woman“von Crystal Waters, während die Metropole mit ihren blinkenden Lichtern langsam an mir vorbeizieht. Meine erste i-ref-Reise: anstrengend, aber reich an Erfahrungen, Informationen und Erkenntnissen. Über China, über die Leute hier, über mich selbst. Ich war lange nicht mehr so motiviert, selbst nach vier Stunden Schlaf ein Land zu entdecken, dass voller Überraschungen steckt. „Du hast so ein Strahlen in den Augen bekommen“, meint Elli zu mir, als ich ihr in Suzhou von der chinesischen Oper und dem urigen Buchladen erzähle. Und tatsächlich, wissbegierig und fokussiert nehme ich jede einzelne Erinnerung auf, versuche zu verstehen und versuche das Fremde zu akzeptieren und mögen zu lernen, immer mit weit geöffneten Augen. Und der Wissensdurst ist nicht gestillt, er fängt gerade erst an.

KOOPERATION

Die Reise nach China fand auf Einladung mit dem Fremdenverkehrsamt der Volksrepublik China statt: Folgt unserem Partner auch auf Facebook und Instagram. Sämtliche redaktionell entstandenen Beiträge bleiben von der Kooperation unberührt.

Wir freuen uns über das tolle Programm und sagen Danke für die Organisation der Reise! #discoverchina2017