Vor einer Woche ging es für mich nach San Jose und damit zum ersten Mal in meinem Leben nach Kalifornien. Wochen im Voraus hatte ich schon meine Liebsten mit den Highlights der Tour versorgt, die sich mit mir auf das „Capitol of Silicon Valley“ freuten. Dies steigerte sich so sehr, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, dass alle anderen aufgeregter über mein bevorstehendes Abenteuer im Sunshine State der USA waren als ich selbst. Aber dann stellte ich in den letzten Atemzügen doch fest, dass ich meine Euphorie mit Absicht unterdrückte, um meiner Flugangst und wohl auch meiner Angst vor Small Talks zu entkommen. Zum einen stand mir ja ein elf-stündiger Flug bevor und zum anderen reiste ich dorthin mit vier weiteren Menschen, die ich nicht kannte.

Und dann nach einer sehr kurzen Nacht – die ich solange zwischen möglichen Horrorszenarien und auf Netflix verbringe bis mir die Augen zufallen – finde ich mich im Flieger nach Frankfurt wieder um dort den Direktflug der Lufthansa nach San Jose anzutreten. Meine Flugangst ist aufgrund der Müdigkeit verflogen. Ich habe keine Zeit einen Gedanken an mögliche Horrorszenarien zu verschwenden, weil ich hauptsächlich damit beschäftigt bin den Aufruf am Gate zum Einstieg nicht zu verschlafen.

Im Flieger falle ich sofort in den Schlaf und mehr oder weniger wach finde ich mich in Frankfurt an der Passkontrolle wieder, wo ich mich gleich auf den Weg zum nächsten Gate begebe. Meine Gedanken wechseln sich ab zwischen „Jeder Schritt dorthin bringt mich auch weiter nach Kalifornien“ und „Was passiert wenn ich das Gate nicht finde und den Flug verpasse?“. Leider verschiebt sich der Flug nach hinten, da ein Sturm über Europa wütet. Und da ist sie dann plötzlich wieder – die Flugangst.

Ich zücke meine Geheimwaffe – die drei Fragezeichen – schließe die Augen und schließlich geht es doch alles schneller als gedacht. Über den Wolken angekommen justiere ich meinen Sitz und verfalle sofort wieder in Tiefschlaf. Elf Stunden später landen wir in Kalifornien. Über golden schimmernde Berge, die Kalifornien den Spitznamen „Golden State“ einbrachten, fliegen wir in den Kessel – die Metropole San Jose. Ich frage mich wie ich das so einfach gemacht habe, meine Flugangst kam während der Reise nur einmal bei kleineren Turbulenzen zurück und hielt sich auch da in Grenzen. Die Aufregung zuvor hat mich wohl so müde gemacht, dass ich in dieser Hinsicht schon die Nacht davor mit dem schlimmsten gerechnet habe und somit schon alle Horrorszenarien durch hatte bevor sie geschehen konnten und damit blieb mir nur eins übrig: Einfach mal machen und nicht nachdenken.

Über den Freeway geht es ins Hotel Valencia auf der Santana Row, der Einkaufs- und Flanierstraße San Joses. Nach ausgiebigem Essen im LB Steak, inklusive Ausprobieren der neuesten Instagram Story Features mit meinen Mitreisenden, falle ich todmüde ins Bett. Ich frage mich warum ich mir überhaupt Gedanken über Small Talk gemacht habe, wahrscheinlich ging es den anderen im ersten Moment auch so, jedoch bin ich mir sicher: So viele Gedanken wie ich haben sie sich bestimmt nicht gemacht.

Erst im Nachhinein wundert es mich wie müde ich bin, denn geschätzt habe ich den letzten Tag mit Schlafen verbracht. Wahrscheinlich waren an der Müdigkeit auch schon die ersten Eindrücke schuld – kaum auf dem Freeway angekommen, der vom Flughafen in Richtung Hotel führt war sofort klar: Ok ich bin in Kalifornien. Alles was ich von Bildern kenne, sehe ich hier – inklusive mehrerer Tesla.

REDWOODS UND SANTA CRUZ

Am nächsten Tag geht es nach ausgiebigem Frühstück mit amerikanischen Pancakes und Ahornsirup zum Ziplinen in die Redwoods. Auf dem Mount Hermon, der etwa 40 Minuten entfernt von San Jose in den Santa Cruz Mountains liegt, stehen die typisch roten Bäume, die wir Mammutbäume nennen.

Nach einer kurzen Einweisung geht es auch schon los. Alles geht sehr schnell, so richtig Nachdenken über das was gerade eigentlich passiert kann ich nicht, denn schon stehe ich auf einer Plattform und werde ins Drahtseil eingehakt. Ich soll mich jetzt in 20 Meter Höhe zum nächsten Baum schwingen lassen. Bevor alle warten müssen, weil ich mich nicht gesammelt kriege lasse ich mich in mein Geschirr fallen und es geht los.

Durch den ganzen Parcours werden die Bäume immer höher. Jedoch steigen wir nicht auf, die Schlucht unter uns wird nur tiefer. Sobald mehrere Leute auf der Plattform stehen merkt man wie der Baum sich etwas bewegt. Es ist unangenehm und zugleich baut man schnell Vertrauen zur Natur auf. Je weiter wir im Parcours fortschreiten, desto mutiger werden wir auch. 50 Meter ist die höchste Plattform und wir stehen plötzlich oben, eingehakt in unsere Sicherheitsgurte und strecken die Fußspitzen über den Rand der Plattform. Aller Anfang ist schwer, am Schluss stellen wir alle aber fest: Schlimm war es gar nicht und tatsächlich auch ziemlich cool und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Und über eins sind wir uns auch hier einig: Nicht nachdenken, machen!

Danach fahren wir weiter nach Santa Cruz, dem Geburtsort des Surfens und sehen vom Bus aus in der Ferne schon das Meer glitzern. Auf dem Santa Cruz Wharf bestellen wir alles was das Fischrestaurant Splash! zu bieten hat und ich sehe das erste Mal in meinem Leben Babymöwen. Aus der Tiefe hört man Seehunde oinken, die sich dort auf den Stelzen des Wharf ausruhen. Es riecht nach Meer und Fisch, typisch Amerikanische Autos stehen auf dem Wharf hinter denen mehrere Einheimische in Campingstühlen sitzen und ihre Angelruten ins Meer baumeln lassen. Dazu ist das Wetter sonnig mit starkem Wind und man hört zu den Seehunden auch die Möwen.

Ich setze mich kurz in die Sonne und genieße es, bis ich mich wieder auf einen Fotomarathon begebe, weil ich den Dang habe alles festzuhalten. Leider schafft es die Kamera nicht das Gefühl einzufangen. Ich merke aber hier wie ich mich einfach treiben lasse und alles aufsauge was mich umgibt.

Vom Wharf aus schlendern wir zum Santa Cruz Boardwalk, wo wir den Nachmittag mit Achterbahn fahren und der Aussicht auf den Strand verbringen, bis wir zum Abendessen schließlich in Santa Cruz’ schönstes Viertel, das Capitola Village fahren.

Warum es das schönste Viertel ist wird sofort klar. Es ist unglaublich grün, mehrere niedliche Häuser reihen sich aneinander, in der Ferne ist das Meer zu erkennen und der Fluss der hindurch fließt verleiht dem Ganzen eine sehr romantische Note. Es ist sehr idyllisch und hier wird mir auch bewusst, warum Santa Cruz als das Surfer Paradies gilt.

Das Dinner verbringen wir im romantischsten Restaurant, das ich je betreten habe. Mit einer Gondoliere fahren wir in ein mehrstöckiges Gebäude hinunter, das komplett von Pflanzen umringt ist. Das Shadowbrook Restaurant hat mehrere Zimmer, in dem es seine Gäste beherbergt und überall befinden sich Pflanzen. Einzelne Zimmer wurden sogar um Bäume herum gebaut. Das Restaurant hat neben unfassbar leckerem Essen eine sehr magische Aura, die mich noch im Hotelzimmer zurück in San Jose beschäftigt.

SILICON VALLEY TECH TOUR

San Jose ist wie bereits erwähnt „Capitol of Silicon Valley“ hier sitzen Google, Apple, Facebook, Spotify, AirBnB und Tesla und nebenbei viele weitere kleine Start-Ups. Statt uns aber in den Besucherzentren der etablierten Firmen mit Souvenirs einzudecken machen wir eine Tour durch kleinere Start-Ups, die sich noch im Aufbau befinden oder im Silicon Valley erst vor kurzem angesiedelt haben, um den Standort dazu zu nutzen durchzustarten. In allen Unternehmen wird Eines besonders deutlich: Die Menschen, die hier arbeiten, erfüllen sich mit der Arbeit ihre Träume und haben es geschafft ihre Passion für ein Gebiet auf ihren Beruf zu übertragen. Nachdem wir mehrere kleinere Start-Ups aus den verschiedensten Bereichen besucht hatten heißt es abends: Tesla Test Drive.

Wir treffen auf einen jungen Mann, der als Ingenieur bei Tesla den Autopilot mitentwickelt und uns das Model X vor- und zur Verfügung stellt. Während alle das Auto unter die Lupe nehmen und allerlei Knöpfe drücken unterhalten wir uns mit ihm. Er erzählt, dass er vor Tesla bei Facebook und Instagram beschäftigt war. Eigentlich klingt das erstmal nach einer typischen Silicon Valley Karriere. Aber im Laufe der Testfahrten erzählt er dann doch etwas mehr: Er ist 20, hat nicht studiert und arbeitet 120 Stunden die Woche. Meine aufgerissenen erschrockenen Augen kommentiert er mit einem kalifornischen „You know we livin‘ the Tesla life.“ und grinst dabei über beide Ohren. Ich muss lachen und ich merke ihm an, dass ihn genau das glücklich macht. Auf meine Frage wie es dazu kam, meint er das wäre halt so passiert und dadurch feiere ich ihn innerlich noch mehr.

Zurück im Hotelzimmer realisiere ich wie oft ich während meiner Reise schon Dinge einfach getan habe ohne viel Gedanken darüber zu verschwenden und stelle mir einige Fragen: Warum machen wir nicht viel öfter Dinge spontan, sondern stehen vor der Aufgabe und packen es nicht an? Mit Sicherheit sind die Gefühle, die uns vor einer schwierigen Aufgabe einholen eine Art Schutzmechanismus, aber hat der Mensch nicht schon genügend Gadgets entwickelt, um beinahe überall ein Fangnetz oder dritten Boden zu haben? Bestes Beispiel war hier auch die Redwoods Zipline Tour, wo bei allen Teilnehmern, die anfänglich leichte Angst mit jedem weiteren Baum den wir erklommen hatten verschwand. Was ich jetzt noch nicht ahne: Diese Gedanken werden sich am letzten Tag der Reise noch weiter verfestigen.

TECH MUSEUM OF INNOVATION, WINE TASTING UND LICK OBSERVATORY

Im Tech Museum of Innovation, das sich in Downtown befindet, kann alles ausprobiert werden. Hier findet sich sogar ein Erdbebensimulator und nachdem wir alles ausprobiert haben fahren wir zu Lunch erneut in die Santa Cruz Mountains nach Cupertino und genauer in die Ridge Vineyards, wo wir bei schönstem Wetter und gutem Wein die Aussicht auf San Jose genießen.

Das Anwesen wurde in Teilen von vier befreundeten Familien gekauft, die neben ihren normalen Berufen den Drang hatten sich selbst zu verwirklichen und Winzer zu werden. Die Selbstverwirklichung spiegelt sich auch in der Lebensgeschichte unseres Guides Michel wider: Früher Investment-Bänker an der Wall Street entschloss er sich mit 36 Jahren sein Leben umzukrempeln und sein Hobby zum Beruf zu machen.

In einem mehrwöchigen Workshop wurde er Sommelier und obwohl mich Weine persönlich nicht wirklich interessieren (obwohl ich zugeben muss, dass die Weine dort wirklich sehr lecker waren) hänge ich an seinen Lippen, weil man merkt, dass er sehr viel Spaß und Ahnung von dem hat was er uns erzählt. Zwar gibt er zu, dass er Sommelier nur nebenberuflich ist, weil das Geld sonst nicht reichen würde aber nichtsdestotrotz ist schnell klar, dass auch er hier seine Passion gefunden hat. Schweren Herzens verabschieden wir uns vom Anblick und machen uns auf zum gegenüberliegenden Berg Mount Hamilton, um von dort den Sonnenuntergang über dem Valley einzufangen.

Nachdem wir vom Restaurant The Grandview aus die letzten Sonnenstrahlen über den golden schimmernden Hügeln eingesogen haben, machen wir uns weiter nach oben zum Lick Observatory. Dieses liegt auf dem Gipfel des Berges, von wo man die Stadt überblicken und zugleich die Sterne genauer in Augenschein nehmen kann. Auf dem Weg dorthin genieße ich die Landschaft und hoffe, dass uns dort nicht allzu viel astronomisches Wissen abverlangt wird. Tatsächlich erwarte ich nicht allzu viel und werde dafür umso mehr umgehauen. Das Lick Observatory wurde 1888 eröffnet und befindet sich auf 1300m Höhe. Aber nicht nur der atemberaubende Panorama Blick von dort aus lohnt sich, sondern auch das was dort geboten wird.

In kleinen Gruppen kann jeder von uns einen Blick durch die beiden riesigen Teleskope werfen und auch wenn ich nicht alles ganz genau verstehe, was uns die Freiwilligen über ferne Galaxien erzählen hänge ich hier auch an ihren Lippen, weil sie alle wahnsinnig herzlich sind und sich keine Vorurteile über „Unwissende“ anmerken lassen. Ich stelle jede Menge Fragen, sehe Sterne die so viele Lichtjahre entfernt sind, dass sie nun in dem Moment wie ich sie im Teleskop erblicke schon nicht mehr existieren. Ein besonderes Highlight sind aber eine Handvoll Menschen, die zu besonderen Anlässen mit ihren eigenen Teleskopen eine Stunde Fahrt den Berg hinauf auf sich nehmen, um Fremden einen Blick durch ihre eigenen Teleskope gewähren.

Ich treffe auf Jeff, der uns zuerst die Mondoberfläche unfassbar nahe zeigt und uns schließlich mit einem kurzen Schwenk den Saturn inklusive seiner Ringe offenbart. Während wir nacheinander durch sein Teleskop sehen, starrt er nach oben in den Himmel und zeigt mir plötzlich einen Satelliten, der einfach so am Himmel über uns hinweg zieht. Er leuchtet wie ein kleiner Stern, der sich auf seinem Trip um die Erde befindet. Ich bin unfassbar beeindruckt und glücklich lasse ich mich in mein Bett fallen, um am nächsten Tag die Reise zurück nach Frankfurt anzutreten.

Im Flieger sammele ich meine Eindrücke und stelle vor allem eines fest, was mich dort beeindruckt und auch geprägt hat: Es tut unfassbar gut seine Gedanken und Ängste nach hinten zu stellen und einfach mal zu machen. Und das zeigte sich zum einen in dem was ich dort erlebt habe, aber noch viel mehr in den Lebensgeschichten der Menschen, die uns dort einen Einblick in ihr Leben gegeben haben.

Ich komme auch zu dem Schluss, dass Facebook, Apple und alle anderen großen Tech-Firme alle nur dort angekommen sind wo sie sind, weil sie gewisse Dinge in die Hand genommen haben um ihre Visionen zu verwirklichen. Sicher – auch wenn Menschen wie Steve Jobs, Elon Musk oder Mark Zuckerberg niemals zugeben würden vor etwas Angst zu haben oder jemals nervös waren – irgendwann sind auch sie diesen Emotionen gegenübergestellt. Jedoch kanalisieren sie diese Sorgen, um wachsen zu können.

Für mich hat sich in San Jose verfestigt, was Steve Jobs dort schon 1994 festgestellt hat:

„Most people don’t ever pick up the phone and call. Most people never ask. And thats what separates sometimes the people that do things from people that just dream about them:
You gotta act! And you gotta be willing to fail!“

Das „Einfach mal machen“ gilt für mich aber besonders nach dieser Reise nicht nur im Bereich Selbstverwirklichung, sondern auch im Bereich Reisen. Das beste Beispiel dafür ist wahrscheinlich meine Flugangst, die sich monatelang aufgestaut hatte, bis ich gezwungen war es einfach zu machen. Durch Wiederholung kündigt sie sich nun nicht schon Tage vorher, sondern wirklich nur kurz davor an. Und es muss ja nicht immer gleich Kalifornien sein, der Wochenendtrip den man das ganze Jahr schon machen wollte, sollte auch einfach mal gemacht werden.

KOOPERATION

Die Reise nach San Jose fand in Kooperation mit Visit San Jose und Lufthansa statt. Folgt unserem Partner Visit San Jose auch auf Facebook, Instagram und Twitter. Sämtliche redaktionell entstandenen Beiträge bleiben von der Kooperation unberührt.

Wir freuen uns über das tolle Programm und sagen vielen Dank für die Organisation der Reise!