SAN FRANCISO, I'M COMING FOR YOU!

Es ist 4:30 Uhr an einem Samstag morgen in Berlin, obwohl es noch recht dunkel ist sind die ersten Vögel schon am singen und ich hieve meine Reisetasche in den Kofferraum eines Taxis. Das Taxi bringt mich zum Hauptbahnhof, wo ich gemeinsam mit einer Gruppe Hertha Fans in den Zug nach Frankfurt steige. Nicht die beste Zugfahrt aber es lässt sich aushalten, vor allem weil ich ein Ziel vor Augen habe das nicht schöner sein könnte: San Francisco!

Und als wäre das an sich nicht schon wahnsinnig genug, passt das Thema der Reise „50 Jahre Summer of Love“ auch noch wie die Faust aufs Auge! Ich bin gespannt auf die Stadt und hoffe in den bevorstehenden vier Tagen so viel wie möglich entdecken zu können. Außerdem brenne ich dafür herauszufinden was es eigentlich mit dem „Summer of Love“ in San Francisco auf sich hat, was aus der besagten „Flower-Power“- Bewegung heute noch übrig ist.

Vier Stunden später, bin ich die mittlerweile betrunkenen und grölenden Hertha Fans los und endlich am Flughafen Frankfurt angekommen, wo ich in der Business Lounge leicht nervös auf mein Blind-Date warte – Ingo & Franzi, beides Reiseblogger mit denen ich gemeinsam meine Reise antreten werde.

Es fühlt sich an wie ein Traum, als ich mich im United Airlines Business Class Abteil wieder finde. Franzi zu meiner Linken ein Glas Champagner zu meiner Rechten. Naja zugegeben mit Hippie Lifestyle hat das gerade nicht viel gemeinsam, aber trotzdem schön so viel Beinfreiheit zu haben und aus einem Menü aus mehreren Hauptgängen auswählen zu können, oder?

Ich verbringe den 11 stündigen Flug damit, mich durch das Video Angebot an Bord durch zu klicken und mich auf die Ankunft zu freuen. Mit meinen Gedanken bin ich schon längst in San Francisco angekommen und sehe mich durch Downtown flanieren und im Golden Gate Park zu liegen und mir vorzustellen, wie dort vor 50 Jahren Stars wie Janis Joplin oder The Greatful Dead Konzerte gespielt haben. „Ladies and Gentleman we will shortly be arriving at San Francisco International Airport“, tönt es aus den Lautsprechern und ich schrecke hoch.

Schon da? Das ging ja schneller als gedacht! Mag daran liegen, dass sich die Sitze der Business Class komplett in die Horizontale richten lassen, und es sich so wirklich hervorragend träumen lässt. So erkläre ich mir wie die letzten vier Stunden so im Flug vergangen sind. Wie dem auch sei, es gibt noch ein kleines Frühstück und ein nass-warmes Handtuch für Hände und Gesicht (love it?!).

Schließlich müssen wir schweren Herzens unsere Stühle wieder in die Waagrechte bringen und dann setzt unsere Maschine zur Landung an. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer als die Rollen unseres Flugzeuges die Landebahn berühren und ich kann es nicht fassen, dass ich endlich ankomme, meine Reise los geht oder ich schon mitten drin stecke?

Ich schleife meinen Koffer hinter mir her und zu dritt verlassen wir gemeinsam den Sicherheitsbereich des Flughafens SFO und schon von weitem sehe ich eine Dame im Batik T-Shirt, die unser Namensschild vor sich hält – aufregend! Gemeinsam geht es per Taxi zu unserem Hotel, Ingo, Franzi und ich sind im Hilton Hotel am Union Square untergekommen, vorab habe ich mich schon mal bisschen schlau gemacht was die Gegend so mit sich bringt. Jedoch war ich auf mein Hotel nicht vorbereitet.

Denn als ich von einer freundlichen Dame an der Rezeption meine Schlüsselkarte überreicht bekomme und aufgefordert werde in den 43. Stock mit dem Lift zu fahren, ist mir nicht klar wo die Reise hingeht. Erst als sich die Türe meines Zimmers mit einem leisen Klicken öffnet und ich durch das Panorama Fenster am anderen Ende die Skyline San Franciscos erstreckt, wird mir klar das ich endlich am Ziel meiner Reise angekommen bin.

Ich lasse meinen Koffer fallen, öffne die Balkontüre und schaue also vom 43 Stock aus über die Dächer San Franciscos – das ist also mein Zuhause für die nächsten zwei Tage! Kann mich mal jemand kneifen? – Unglaublich!

CALIFORNIA DREAMING

Dank Jetlag bin ich heute schon besonders früh auf den Beinen, frühstücke kurz im Hotelrestaurant „Porched“ und mache mich aufgeregt auf den Weg die Umgebung zu erkunden. Nach kurzem Fußweg stehe ich schon auf dem Union Square, es ist noch wenig los auf dem Platz, die Geschäfte sind noch geschlossen und ich schlendere zwischen Palmen und Beton, inmitten der Großstadt die Straßen entlang.

Um einen Einstieg in die Thematik zu finden, ist mein erster Programmpunkt ein Besuch im de Young Museum wo aktuell die Ausstellung „The Summer of Love Experience“ zu besichtigen ist. Dort wird Tag eins der Flower-Power Bewegung aufgearbeitet bis hin zu ihrem Höhepunkt im Sommer 1967. Fotografien geben einen kleinen Eindruck darüber, wie der sogenannte Human-Be-In 1967 im Golden Gate Park stattgefunden haben muss.

Die Ausstellung zeigt außerdem textile Exponate und ikonische Musik-Plakate von allen Bands, die derzeit Rang und Namen hatten. Sowohl die Kleidung, die Kostüme als auch die Plakate hauchen durch ihre extreme Farbigkeit der Ausstellung Leben ein. Besonders beeindruckend finde ich wie viel Liebe zum Detail die Plakate und Kleidung meist in Handarbeit gestaltet wurden. Hier ein kleiner Einblick in die Ausstellung – Do you feel the vibe?

HAIGHT-ASHBURY

Am darauf folgenden Tag begebe ich mich in das legändere Hippie Wohnviertel Haight-Ashbury. Der Bezirk wurde nach der sich dort kreuzenden Straßen (Haight Street & Ashbury Street) benannt und war damals der absolute place to be für alle Anhänger der Hippie Bewegung. Weshalb es so viele Menschen hierher zog, erfahre ich im Rahmen der Wild SF Tour, von unserem Guide Wes.

Diese Gegend war Ende der 60er Jahre ein authentisches Wohnviertel mit niedrigen Mietpreisen, wo sich vor allem Anhänger der Beatnik und Hippie Bewegung niederließen. Ganz nach dem Motto „Make Love not War“ lebten hier junge Menschen nach eigenen Lebensentwurf, eine Gegenbewegung zu dem was ihnen ihre Eltern vorgelebt hatten.

Ohne kulturelle Erwartungen, gegen Religion, gegen den Vietnamkrieg und gegen den Kapitalismus. Die ersten Kommunen schlossen sich zusammen mit dem Ziel der Gesellschaft den Rücken zu zu kehren, um das wahre Glück finden und in diesen recht autarken Lebenskonzepten, Freiheit zu erlangen. Wes – unser Tourguide – erklärt uns weiter: die meisten Hippies stammen aus der Generation der „Baby Boomers“ und kehrten ihren wohlhabenden Elternhäusern den Rücken zu. Haight-Ashbury wurde also der Ground-Zero des Hippie Movements und bis heute ist der Bezirk Anlaufpunkt für viele Ausreißer, mit der Hoffnung hier ein neues besseres Leben beginnen zu können.

Heute ist Haight-Ashbury vielleicht auf den ersten Blick schon ein wenig ausgerichtet auf den Tourismus dennoch hat es seine Authentizität behalten, auch das finde ich in Gesprächen mit den heutigen Bewohnern heraus. Kneipen mit Live-Musik, Büchershops, außergewöhnliche Vintage und Retro Boutiquen, die teils immer noch von denselben Besitzern wie damals betrieben werden und selbst die nachfolgende Generation erzählt, dass sie nicht nur hier groß geworden sind sondern auch immer noch hier leben.

An diesem Tag lerne ich auch Sunshine Powers kennen genannt Sunny. 27 Jahre alt und Besitzerin zweier Boutiquen auf der legendären Haight Street. Sie erklärt mir, dass San Francisco immer noch eine Stadt ist in der man sein Inneres nicht verstecken muss und dabei fällt es mir schwer mich zu konzentrieren. Sunnys allgemeines Erscheinungsbild gleicht nämlich einer – wie sie es selbst beschreibt – Regenbogenexplosion, ein textiler Acid Trip oder komplette Reizüberflutung und dennoch beeindruckt es mich sehr, dass sie so sehr zu sich selbst steht.

Nachdem wir uns ca. eine Stunde über das Haight-Ashbury heute unterhalten haben, spazieren wir gemeinsam über die Haight Street, Sunny kennt jedes Straßenkind hier bei seinem Namen, grüßt den Polizisten freundlich und stellt mir hier und da Ladenbesitzer vor, die vor ihren Boutiquen stehen und sich mit der Nachbarschaft unterhalten. Besonders hängen geblieben sind mir dabei das ältere Ehepaar Rolf & Donna die seit 1972 die Piedmont Boutique führen.

Ein Geschäft das sich vor allem auf Fetish Wear und Wäsche spezialisiert und produziert alles bis heute „in house“. Zwei überdimensional große Frauenbeine mit High Heels und Netzstrumpfhose ragen über dem Schaufenster hinaus und sind so der absolute Blickfang auf dieser Höhe der Haight Street.

Nach einer kleinen Führung durch das Sortiment des Ladens, von Rolf persönlich, heißt es für mich wieder ab nach Downtown. Aber auch wieder im Hotel angekommen lässt mich der Tag und die Menschen denen ich an diesem besonderen Ort begegnet bin nicht los, und ich beschließe morgen nochmal zurück zu fahren.

COMMUNITY LIFE

Noch in Berlin hatte mir eine Freundin, die nun in San Francisco lebt einen Schlafplatz in einer Kommune in Haight-Ashbury angeboten den ich dankend angenommen habe, denn es passt schließlich super zum Thema und somit habe ich die Chance einen Einblick in das echte Community Leben zu erhalten. Ich fahre also mit dem Bus am nächsten Tag von meinem Hotel in Richtung Haight-Ashbury, steige versehentlich zu früh aus und merke zum ersten Mal wie mühsam es ist, die zahlreichen Hügel der Stadt mit meinem Rollkoffer zu erklimmen.

Vor dem bunten viktorianischen Haus angekommen, treffe ich auf zwei Mädchen die an einem Van schweißen. Ich stelle mich vor, die beiden springen von der Ladefläche, ziehen ihre Schutzmasken herunter und grüßen mich, Beth und Ann wohnen in der Kommune und bieten mir gleich eine kleine House-Tour an. Ich werde in das Haus geführt und staune: zwischen Oma Kitsch und Traumfängern gibt es hier eine Bibliothek, ein Musikzimmer, Gemeinschaftsräume, ein Yoga/Meditationsspace und einen sehr hübschen kleinen Garten mit Feuerstelle.

Außerdem leben hier bis zu 30 Menschen. Ich teile mein Zimmer mit zwei Bewohnern, die meisten Zimmer sind mit selbstgebauten Stockbettenausgestattet. Abends begleite ich ein Mädchen der Community auf einen Talk ins Red Victorian, einer befreundeten Kommune, direkt auf der Haight Street. Hier leben sogar noch mehr Leute gemeinsam unter einem Dach: 50!

Mir ist es ein bisschen peinlich, als ich auf die Frage antworte mit wie vielen Mitbewohnern ich in Berlin wohne, ich wohne alleine – betretenes Schweigen folgt auf meine Antwort. Die Leute mit denen ich mich unterhalte scheinen sehr glücklich in dieser Art von Gemeinschaft, aber natürlich gibt es Problematiken, die den Alltag manchmal erschweren.

Der Vortag handelt unter anderem davon wie es möglich ist konfliktfrei Entscheidungen zu treffen. Während der Diskussion werden die Strukturen innerhalb der Kommune beschrieben und erklärt warum zu gewissen Themen schneller Konflikte entstehen. Interessant, denn hier liegt einer der wesentlichen Unterschiede zu den Hippie Kommunen der 70er Jahre.

Es gibt Strukturen, das heißt eine klare Teilung von Aufgaben und somit die Verantwortung. Die Mitglieder haben feste Arbeit, gehen in die Universität oder Schule und es geht um Verantwortung und Vertrauen, in sich selbst und den anderen gegenüber.

Es wird Geld verdient und ein Teil dessen auch mit der Community geteilt. Wie ein kleines Micro System innerhalb der Gemeinschaft, hört sich eigentlich gar nicht schlecht an finde ich. Kurze Zeit später, liege ich immer noch gezeichnet vom Jetlag und wahnsinnig müde in meinem – zugegeben sehr gemütlichen – Hochbett und kann nicht so recht glauben, dass ich morgen schon wieder abreisen soll.

Den nächsten Morgen verbringe ich mit Sunny auf dem Twin Peaks, ein Hügel von dessen Spitze man die Stadt wunderbar überblicken kann, lasse die Stadt nochmal auf mich wirken und verabschiede mich, von meinen „Mitbewohnern“, von Sunny, von Haight-Ashbury und fahre zurück zum Flughafen. Egal was ich vor meiner Reise gelesen und gehört habe, nie hätte ich damit gerechnet, dass die Menschen denen ich begegne, mir mit so viel Vertrauen und Offenheit gegenüber stehen.

Mein Fazit: Der Summer of Love hatte vielleicht eine kurze Lebensdauer, der Spirit der Flower-Power Bewegung lebt aber bis heute weiter in Haight-Ashbury und in der einzigartigen Gemeinschaft, die ihre Bewohner pflegen. Mir ist klar: Es ist ein Abschied auf Zeit – Bis bald San Francisco und wie Sunny sagt: „never be afraid to sparkle!“ <3

KOOPERATION

Die Reise nach San Francisco findet in Kooperation mit San Francisco Travel statt. Folgt unserem Partner auch auf Facebook, Instagram und Twitter. Sämtliche redaktionell entstandenen Beiträge bleiben von der Kooperation unberührt.

Wir freuen uns über das tolle Programm und sagen Danke für die Organisation der Reise!