In Frankfurt waren es heute morgen kühle neun Grad Celsius, nun strömt feuchte 34 Grad heiße Luft in die Maschine und schlägt mir wie ein Brett ins Gesicht. Ich renne mit meinem Koffer schnell in Richtung der Anschlussflüge, passiere noch eine Sicherheitskontrolle und sitze glücklicherweise bereits 40 Minuten später in der nächsten Maschine der Singapore Tochterairline Scoot. Müde bin ich nicht – die Aufregung lässt dafür ohnehin keinen Platz. Noch knappe 60 Minuten und ich werde Borneo betreten. Zwar nicht mein erstes Mal Südostasien, jedoch mein erstes Mal auf Borneo.
Wir verlassen Singapur in einer steilen Linkskurve und als hätte es der Zufall gewollt, eröffnet sich unter meinem Fenster ein atemberaubender Blick auf die Straße von Malakka. Die Meerenge vor Singapur ist eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt und der Blick aus dem Fenster der Scoot Maschine ist der beste Beweis dafür. Wie an einer Perlenkette gereiht schieben sich die größten Frachtschiffe der Welt in Zeitlupe durch die Straße. Es ist ein Anblick, der Faszination, Erstaunen und auch ein wenig Wehmut auslöst, da ich ein solches Spektakel noch nie aus luftigen Höhen bewundern konnte. Ich versuche die Schiffe grob zu zählen bis schließlich ein kurzes Ruckeln darauf hindeutet, dass wir nun in die watteweichen Wolken abtauchen. Wenige Minuten später bricht die bedrohlich wirkende Wolkendecke schließlich wieder auf und eröffnet den Blick auf das nächste Wunder: die Tambelaninseln. Traumhaft in türkisblauem Wasser gelegen erkennt man außer Dschungel und schneeweiße Sandbänke zwar nicht sehr viel, dennoch erweckt es den Anschein, dass dies das Paradies sein muss.
Ich bin glücklich, voller Vorfreude und kann den Moment nicht erwarten endlich in Kuching, der Hauptstadt des malaysischen Bundesstaates Sarawak, zu landen. Nur wenige Minuten später ist es endlich soweit. In großen Kreisen zieht die Maschine elegant allmählich nach unten in Richtung des Flughafens, der wie die Stadt Kuching selbst, in einem verzweigten Flussdelta des Sarawak Rivers eingebettet ist. Wir haben es geschafft. Wir sind endlich in Malaysia angekommen. Montagmorgen 3 Uhr startete meine Reise von Berlin und Dienstagmorgen 9 Uhr haben wir es dann endlich geschafft. Das Abenteuer Malaysia, das Abenteuer Borneo und das Abenteuer Regenwald beginnt genau jetzt!
Doch bevor es in den Regenwald geht, standen zwei ruhigere, aber dafür nicht weniger aufregende Tage bevor, denn schließlich wollte auch Kuching, die Hauptstadt des malaysischen Bundesstaates Sarawak einmal näher unter die Lupe genommen werden. Also machten wir uns direkt nach der Ankunft auf dem Weg in die 640.000 Einwohner Stadt, die übrigens auch die größte Stadt auf ganz Borneo ist. Bereits auf der knapp 20-minütigen Fahrt spürte ich, dass es in den kommenden Tagen heiß wird. Obgleich wir nicht im heißesten aller Monate hier sind, ist das Klima tropisch, durchgängig heiß und sehr regenreich. Während wir in Deutschland von Temperaturen um die 26 Grad Celsius träumen, ist das in Sarawak und somit auch in Kuching die Durchschnittstemperatur.
Darum verwundert es kaum, dass nahezu jedes Auto, Restaurant, Shop und Hotel mit einer Klimaanlage ausgestattet ist, welche konsequent auf gefühlte 20 Grad weniger gestellt ist. Nach einem kurzen Abstecher in ein kleines Restaurant, welches hauptsächlich von Malaien besucht ist, erreichen wir gegen 14 Uhr schließlich endlich unser Hotel, das Riverside Majestic Hotel Astana Wing. Erneut überfällt mich kurzzeitig der Wahnsinn: Vor 24 Stunden waren wir noch in Deutschland, nun stehe 10.000 Kilometer entfernt in Kuching. Die kleine Spare Time, die als Verschnaufpause dienen sollte kommt nun wie gelegen. Zum einen lässt sich in der stechenden Mittagshitze nichts machen, zum anderen kann ich die Zeit nutzen, um den Blick vom Rooftop des 17-stöckigen Hochhauses zu genießen. Ich schreibe meiner Mama nur kurz: „Ich bin gut angekommen und stehe auf dem Dach meines Hotels. Es ist unerträglich heiß und feucht. Ich kann den Regenwald schon spüren.“
Die Stunden bis zur Abenddämmerung vergingen wie im Flug und obgleich unsere gesamte Truppe ein wenig vom Jetlag angeschlagen ist, lässt sich niemand die anstehende Bootstour auf dem Sarawak River nehmen, der sich unweit der Stadt in Form eines riesigen Deltas und tausenden Flussarmen in das Südchinesische Meer ergießt. Gegenüber vom markanten DUN-Komplex, der unter anderem das Parlament Sarawaks beherbergt, legt um Punkt 17 Uhr das Boot ab, welches zunächst in den nördlichen Teil der Stadt fährt, in dem der Großteil der Malaien lebt.
Danach wendet das Boot in Höhe des James Brooke Docks und schiebt sich langsam flussabwärts in Richtung der südlichen Stadt, wo die Chinesisch stämmigen Einwohner leben. Vorbei an riesigen verlassenen Gebäuden, kleinen Fischerhäfen, versunkenen Frachtern und provisorischen Wohnungen bewegt sich das Boot immer tiefer in den hier beginnenden Regenwald. Mit jedem Meter der uns tiefer in den Wald bringt, verstummt der Großstadtlärm hin zu den Geräuschen beeindruckender Natur. Leiser wird es nicht, doch sind die Gesänge und Schreie der Tierwelt wohl die bessere Musik in meinen Ohren. Auf dem Weg zurück zum Dock werden wir zudem noch mit einem der schönsten Sonnenuntergänge belohnt, den ich jemals erleben durfte. Ich fühl’ mich richtig purpurrot, so wie der Sonnenuntergang.
Knapp zwölf Stunden später weckt mich das erste morgendliche. Mein erster Morgen in Kuching – es wird Zeit die Stadt zu erkunden. Kuching bedeutet in der malaysischen Sprache Katze und ist auch auf den „Bukit Mata Air Kuching“, einen Hügel im Zentrum der Stadt, zurückzuführen. Was Kuching aber nun tatsächlich mit Katzen zu tun hat, erzählt nur eine Überlieferung: Der Abenteurer James Brooke, den der Sultan von Brunei 1841 zum ersten Weißen Raja (Herrscher) Sarawaks erhoben hatte, soll damals einen Einheimischen nach dem Namen der Stadt gefragt haben. In diesem Moment lief eine Katze über den Weg und der Malaie dachte, der Engländer frage nach dem Namen des Tieres.
Die Antwort lautete schlicht und einfach Kuching. Der erste Stopp dieses Tages führte uns entlang der vielen riesigen Katzenskulpturen und zur etwas höher gelegenen Stadthalle, von der man eine fabelhafte Aussicht über Kuching, den Fluss, die angrenzenden Wälder und den 2.300 Meter hohen Berg Gurung Muli hat. In der Stadthalle werden nicht nur alle wichtigen Themen rund um die Stadt debattiert, sondern sie beheimatet auch ein Katzen Museum, welches eine Kombi aus Kitsch und Chaos ist: Dort zu finden ist ein amüsantes und teilweise nicht allzu ernst zu nehmendes Sammelsurium von 3.000 Ausstellungsstücken rund um die Katze. Die Ausstellung ist garantiert einen Besuch wert und ist, wie die meisten Museen in Sarawak, kostenlos.
Nach einem kurzen und ziemlich skurrilen Aufenthalt im Katzenmuseum war es gegen Mittag an der Zeit die Geschichte der Stadt und der Region Sarawak wirklich kennenzulernen. Also führte der nächste Weg zurück an die nördliche Seite der Waterfront und auf den Hügel über dem Fluss liegenden Fort Margherita, welches nach der Frau des Weißen Raja Charles Brooke benannt wurde. Während das Fort früher zur Verteidigung von Piraten diente, beheimatet es heute die Brooke Gallery – ein Museum, welches zu Ehren von Charles Brooke gegründet wurde und die Geschichte von einem der bemerkenswertesten Königreiche von Sarawak und seiner „Weißen Rajahs“ erzählt. In den 1930er Jahren wurde Sarawak, eine Provinz des einst mächtigsten Sultans von Brunei im Nordwesten Borneos von Piratenüberfällen und Aufständen gegen die Brunei-Herrschaft heimgesucht.
Inspiriert von Geschichten seiner Naturwunder und verschiedenen indigenen Kulturen kam im August 1893 der Abenteurer James Brooke mit seiner Yacht in die Region. Er stellte eine einzigartige Bindung zu den Völkern her und baute die Grundlage des heutigen Sarawak. Durch seinen Nachfolger dem zweiten Weißen Raja Charles Johnson Brooke wurden zudem die meisten der historischen Gebäude der Stadt errichtet. Im Fokus der Brooke Gallery stehen die Menschen, Orte und Ereignisse, die den Staat geprägt haben. Sie nehmen uns mit auf eine Reise durch ein Jahrhundert „Weißer Raja“,die durch die japanische Invasion im Dezember 1941 zerstört wurde und im Juli 1946 mit Sarawaks Annexion als britische Kronkolonie endete. Obgleich es mir oft schwer fällt in Museen durchgängig die Aufmerksamkeitsspanne oben zu halten genieße ich den Nachmittag in der Galerie, nicht zuletzt auch wegen unserer charmanten Führung bis in die letzten Minuten. Die Brooke Gallery wurde damit auf jeden Fall zu meinen Kuching To Do’s gekürt.
Kolo Mee, Wanda Mee, Pau und Ayam Pansuh. So oder so ähnlich heißen die typisch malaysischen Gerichte auf deren Geschmack wir in den kommenden Tagen kommen durften. Unser erstes typisch traditionelles Dinner hatten wir im Anschluss der Brooke Gallery. In der Stadt ist vieles nach dem Gründervater James Brooke genannt. So wundert es kaum, dass wir wenig später im James Brooke Café – idyllisch an der Waterfront gelegen – einkehrten. Sarawak Laksa, Butter Chicken, der köstliche krosse Dschungelfarn Mini und der Sarawak Layer Cake landeten neben Black Pepper Beef, gedämpften Hähnchen und Curry auf unserem Tisch.
Noch spezieller wurde es schließlich am Abend: Das verdammt süße Le’ Pau ist einer der kulinarischen Highlights der Stadt und serviert schon viele Jahre authentische Küche aus der Region. Dass die Gerichte anders schmecken als in anderen Teilen von Malaysia ist kein Wunder, schließlich sind diese wie beispielsweise Ayam Pansuh Fried Reis eine Köstlichkeit der Orang Ulu und Dayak, zweier Volksstämme, die in Sarawak leben.
Der Staatsblume von Sarawak ist ein weiteres Museum gewidmet, welches eigentlich ein Garten neben dem Regierungsgebäude zu finden ist: der DBKU Orchid Garden. Der eindrucksvolle Garten ist ein lohnenswertes Ausflugsziel für alle Pflanzenliebhaber, der auf die To Do-Liste eines jeden Kuching-Reisenden gehört und ebenfalls kostenlos ist. Tilandsien, Bromelien und kleine Bäche treffen auf aberhunderte blühende Orchideen. Hier findet man viele der auf Borneo einheimischen Orchideen, einige sehr seltene Arten und natürlich auch Sarawaks Staatsblume, die Normah Orchidee. Insgesamt gibt es 75.000 Pflanzen von 82 verschiedenen Gattungen – die perfekte Gelegenheit für einen Sonnenuntergang-Spaziergang. Ich sende meinem Opa – bekennender Orchideen Fan – über WhatsApp eine kurze Nachricht mit einem Bild: „Ich bin gerade in einem Orchideen Garten in Malaysia – es ist ein Traum. Dir würde es hier gefallen.“ Er antwortet in seiner gewohnt witzigen Art nur „Mit Sicherheit besser als dir ;)“.
Als hätten wir heute noch nicht genug über die Geschichte der Stadt gelernt, führt uns unser letzter Programmpunkt des Tages auf einen Rundgang mit allerhand Informationen und Insights durch die Stadt. So gibt es eigentlich zu jeder Ecke der Stadt eine kleine Anekdote, welche uns die Reiseleiterin mit ihrer typischen charmanten Art vermittelt. In Kuching leben hauptsächlich Malaien, Chinesen und angehörige der verschiedenen indigenen Dayak-Volksgruppen – dementsprechend gibt es viele Kulturen die das Bild der Stadt prägten und Kuching zu dem machen, was es heute ist. Der erste Weg führt uns vorbei am Hauptbasar mit seinem angrenzenden Wet-Market.
Das Highlight unserer kleinen Führung erreichen wir allerdings erst mit der India Street, in der jeder Menge Waren wie Textilien, Gewürze, frischer Fisch und ähnliches verkauft wird. Mitten in der Straße gibt es einen engen Durchgang, der zur Gambier Road führt. Wir folgen dem Durchgang schließlich und kommen direkt an einer indischen Moschee vorbei, die mitten in der Stadt versteckt ist und hören den Muezzin singen. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen gerade in Istanbul zu sein. Wer allerdings genauer hinschaut weiß, dass diese Moschee nicht viel mit denen in Istanbul gemeinsam hat. Die Struktur der Moschee hat viele Veränderungen erfahren, seit sie ursprünglich von Kuchings muslimischer Gemeinde in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde.
Der nächste und letzte Tag in Kuching sollte ein Tag werden, den ich nie wieder vergessen sollte. An diesem Tag verlassen wir bereits in den frühen Morgenstunden das erste Mal Kuching und nehmen den knapp 45-minütigem Weg in Richtung Norden auf uns. Graue Betonwände tauschen zunehmend mit dichtwachsenden Bäumen, riesigen Farnen und Feldern am Wegesrand. Ziel am heutigen Morgen ist das Semenggoh Wildlife Centre von Borneo – ein Ort an dem man – liebe Leser schnallt euch gut an – Orang Utans in freier Wildbahn beobachten kann.
Wir erreichen das Semenggoh Naturreservat gegen 8.30 Uhr, melden uns an der Rezeption an und befahren die schmale Straße in Richtung des Regenwaldes. Bereits die Fahrt in das Innere dieses majestätischen Waldes hinterlässt reine Hochachtung vor dem, was Mutter Natur hier in Jahrmillionen geschaffen hat. Nachdem wir einen kleinen Parkplatz erreicht haben, geht es die letzten Meter zu Fuß in das Reservat, in dem seit über 20 Jahren Orang Utans, die verweist, aufgefunden oder aus illegaler Gefangenschaft befreit wurden und nun wieder für das eigenständige Leben in freier Wildbahn trainiert werden.
Der Weg führt uns runter an eine kleine Sammelstelle an der bereits ein Parkranger auf uns wartet um uns zu erklären, was in den kommenden Minuten passieren wird. Obwohl die Tiere in diesem Reservat frei leben und 653 Hektar Wald zur Verfügung stehen, gibt es nicht immer genügend Nahrung für alle Tiere. Also werden sie zwei Mal täglich mit zusätzlichen Früchten wie Kokosnüssen, Ananas und Bananen versorgt, um gegebenenfalls ihren Nachwuchs durchzubringen. Das ist unsere Chance die Tiere aus nächster Nähe zu sehen. Nach einer kleinen Einführung geht der Ranger mit uns auf eine Fütterungsplattform, legt allerhand Obst aus und ruft die Menschenaffen, die seine Stimme auch Kilometerweit hören.
Die Anspannung ist groß. Vor allem bei mir. Wie der Parkranger versuche ich in den dichtbewachsenen Baumkronen eines der Tiere auszumachen, von denen es doch weltweit nicht einmal mehr 10.000 Stück gibt. Noch tut sich nichts. Der Ranger ruft erneut die Namen der 30 hier lebenden Tiere und weißt uns direkt darauf hin: „Es kann sein, dass wir heute keine Orang Utans sehen – erwarten sie also bitte nicht zu viel.“ Im gleichen Moment rutscht ein Orang Utan inkl. Baby im Arm in Windeseile an einem der Seile herab, die hier extra installiert worden sind. Ich kann es nicht glauben! Das zottelige Wesen greift sich eine der Kokosnüsse, zerschlägt sie am Baum und verschwindet wieder im Dickicht. Hab’ ich etwa geträumt? Wir sind alle außer uns. Kaum konnte ich dieses Erlebnis verarbeiten raschelt es kurz im Baum direkt hinter uns. Dann, plötzlich Stille bis sich wenige Sekunden später einer der Bäume hinter uns verbiegt und eine weitere Orang Utan Mutter herbeischwingt und sich etwas von dem Obst für sich und ihr Kleines holt. In sicherer Entfernung schält sie die Bananen, knackt die Kokosnüsse und schlürft die weiche Mango. Es ist ein Gefühl welches keiner Beschreibung gerecht wird. 20 Menschen von 7,6 Milliarden auf der Welt lebenden Menschen auf der einen Seite – vier von nicht einmal 10.000 noch lebenden Orang Utan auf der anderen Seite. Wehmut überrannt mich und viele andere Besucher in diesem Moment. Wie könnte ich dieses Erlebnis jemals wieder vergessen?
Die Reise nach Malaysia fand in Kooperation mit Tourism Malaysia und Singapore Airlines statt. Sämtliche redaktionell entstandenen Beiträge bleiben von der Kooperation unberührt.
Wir freuen uns über das tolle Programm und sagen Danke für die Einladung zur Reise!
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Singapore Airlines fliegt zweimal täglich ab Frankfurt, einmal täglich ab München und viermal wöchentlich ab Düsseldorf nach Singapur, dem Dreh- und Angelpunkt für eine Reise nach nach Südostasien, Australien und Neuseeland, aufgrund der vielen Anschlussverbindungen.
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