Während ich diese Zeilen auf meiner Tastatur tippe und lauthals mitsinge, läuft im Hintergrund meine lieblings Austro Pop Platte. Ja, Österreich hat es mir angetan. Die Berge, die Natur, die zahlreichen Seen. Vor allem aber Wien. Die Stadt von der man ja sagt, sie sei die lebenswerteste der Welt. Da fällt mir folgende Anekdote ein: Fünf Herren kommen in ein Wiener Kaffeehaus und machen dort ihre Bestellungen: Jeder will etwas anderes, etwas Besonderes, eine „Extrawurst“, wie man in Wien sagt. Eine Schale Gold! Eine Teeschale braun mit Haut! Eine Melange! Ein Kapuziner! Eine Melange mehr braun mit kalter Milch! Der Kellner geht in die Kaffeeküche und sagt: 5 Kaffee bitte! Wie sympathisch, oder?
Groß geworden bin ich in Bayern, das ja mindestens genauso schön ist und eine ähnlich wunderbare Mundart pflegt, wie Österreich. So kann es schon mal vorkommen, dass ich plötzlich beginne in einem Gemisch aus bayerisch, standarddeutsch und Wiener Wortfetzen zu fluchen.
Nach meinem Abitur und anschließendem Freiwillig Sozialem Jahr, kam ich auf die waghalsige Idee gymnasiales Lehramt zu studieren. Nach sechs Semestern ist mir das Studium dann doch aufgrund des Schul- und Bildungssystem zu doof geworden, habe es an den Nagel gehängt, parallel meinen Bachelor gemacht und mich nach meinem Abschluss kurzzeitig in einer Münchner Kommunikationsagentur verirrt. Weil ich bereits wusste, dass diese Lehramtsgeschichte nicht das Richtige für mich ist, habe ich knapp zwei Jahre während meines Studiums für eine Münchner Independent Zeitung die Online Chefredaktion geschmissen und für diverse andere Zeitungen Artikel über Kulturthemen, Mode, Kunst, Literatur, sowie Filme geschrieben.
Modisch bewege ich mich irgendwo zwischen Salem-Internatsschüler, Holzfäller, „Hipster“, Männer Dutt und Vorzeigeschwiegersohn. So kommt es schon öfter mal vor, dass ich wegen eines dezenten Polospielers auf meiner Brust und einem Paar Segelschuhen verarscht oder für oberflächlich gehalten werde. Und natürlich: Profilbilder wechseln bei Facebook oder Bilder hochladen bei Instagram gehört zu meinen heimlichen Ticks.
Weil Studieren ganz wunderbar sein kann, bin ich gerade noch dabei meinen Master in Medien- und Kulturwissenschaften zu machen. Aber dieses Jahr ist es dann endlich so weit: entweder einen Dr. Titel machen, zum Arbeitsamt gehen oder mich sowohl im Hörfunk, als auch im Fernsehen und in der Print- und Onlinewelt als freiberuflicher Journalist durchschlagen. Ansonsten ist mein Leben eben so, wie es sich für einen Mittzwanziger anfühlt: Viele Freiheiten und zahlreiche Möglichkeiten. Doch das ist auch eine der größten Herausforderungen für mich: Ich würde am liebsten so vieles auf einmal machen: Ein Buch schreiben, eine Firma gründen, einen Plattenladen mit Bar und Café eröffnen und gleichzeitig die Welt bereisen. Platten auflegen, Fotografieren, Bilder malen, Turnschuhe sammeln und versuchen die Welt ein klein wenig besser zu machen. Aktuell koche ich beispielsweise einmal in der Woche mit Lebensmitteln, die normalerweise in der Tonne landen, weil sie abgelaufen sind: Ganz neu auf dem Speiseplan: mein Lieblingsgericht „Pasta alla Tonna“. Unsere Überflussgesellschaft kann schon ganz schön ätzend sein.
Außerdem habe ich vor kurzem – wie sagen die coolen Leute – meinen eigenen Blog „gelauncht“, der so eine Art Hybrid aus Feuilleton, Lifestyle, Reisen, Pop und Mode ist. Denn es kann schon mal vorkommen, dass mein Kopf vor Ideen platzt, die ich dann sofort umsetzen muss und deswegen nicht mehr ruhig sitzen kann. Mein Naturell verliert sich gerne mal in allzu theoretischen und philosophischen Gedankengängen à la Nietzsche, Foucault und Platon, die dazu führen, dass ich am Ende nicht mehr weiß wo oben und unten, hinten und vorne ist. Dann hilft in der Regel nur noch ein Glas trockener Rotwein. Am liebsten trinke ich übrigens in Gesellschaft. Versteht sich ja von selbst, oder?
