Zwar berichten wir häufig über Paris, doch liegt unser letzter Post – wie man uns fairer Weise zu Gute halten muss – bereits über ein Jahr zurück. Damals besuchten wir das Viertel Saint Germain. Diesmal zog es uns in den ebenso zentral gelegenen Marais. Präziser, auf die Rue de Rivoli, eine der wohl bekanntesten Ladenstraßen der französischen Metropole:
Unser Blick fiel zuerst auf ein Karussell auf einem weiten Bürgersteig vor der Metro Station St. Paul. Dann auf die Pflastersteine und die Straße selbst. Beides wirkt sehr gepflegt und die Hausfassaden glänzen trotz Regen weiß und hellgrau. Viele Schuh-, Accessoires- und Modegeschäfte reihen sich mit ihren pastellfarben bemalten Außenwänden wie eine Bonbon-Schnur aneinander. Alles erinnert an ein Vintage-Bild, gepimpt durch einen Instagram-Filter. Gespannt machen wir uns auf zu unserem Airbnb Apartment.
Die Einrichtung passt zur Stimmung! Wir sind dankbar für unser gemütliches Domizil und kuscheln uns vor die geöffneten Fenster, während wir den prasselnden Regen beobachten. Jetzt noch ein leckerer Kaffee und der Nachmittag wäre perfekt. Der sei aber in Paris schwer zu finden, erklärt uns unser Freund Emil, der mittlerweile mehr Tage im Jahr in Paris verbringt, als in irgendeiner anderen Stadt. „Die Franzosen können ja wirklich alles: Sie haben die tollsten Süßigkeiten, den aromatischsten Käse und das beste Baguette. Doch richtig guten Kaffee? Den findet man hier eher selten.“
Das wollten wir genauer wissen und begaben uns auf Spurensuche. Nach einer halben Stunde Getrappel unter Regenschirmen wurden wir dann dafür gleich zweimal fündig. Seit etwa drei Monaten beherbergt der Marais zwei neue fantastische Coffee-Shops:
1. Das Café Boot, 19 rue du pont aux choux, 10h – 18h
Es scheint wohl eines der kleinsten Pariser Cafés zu sein: Mit der Größe einer Candy Box wirkt es bei einer Gruppe von sechs Personen bereits überfüllt. Die Kaffeebohnen hingegen sind ganz groß! Serviert wird die Marke Belleville Paris, die Preise liegen zwischen 2,50 und 4 Euro. Wer es weniger koffeinhaltig, dafür aber verspielter mag, bestellt eine Kokosnuss, die nach dem Getränk und dem Zertrümmern auf dem Pariser Kopfsteinpflaster auch gleich als Nachtisch dient.
2. Das Fragments, 76 rue des tournelles, 8h30 – 18h, am Wochenende 10h – 18h.
Hier steht alles wie inszeniert an seinem Platz: Ein kleiner Schemel und ein perfekt angelehntes Designfahrrad posieren vor dem Fenster. An einem Aufsteller weht ein asiatisches Windspiel. Drinnen hängt ein übergroßes Bruce Lee Filmposter und ein fröhlicher, asiatischer Kellner bringt uns feinsten Kaffee der Marke Coffee Collective an den Tisch. Die Preise sind hier geringfügig teurer als im Boot. Dafür gibt es unter der Woche sogar kleinere Snacks, wie beispielsweise Omelette mit Spargel oder Tarte Tartin.
3. Das Homies, 26 rue beautreillis, 19h – 1h
Abends entdeckten wir durch Zufall ein neues Restaurant: „Seit 10 Tagen haben wir erst geöffnet“, verkündete uns Besitzer Marc Homies – der dem Laden seinen Nachnamen gab – strahlend. „Eigentlich geht es darum, hier im Homies mit Freunden verschiedene Speisen zu bestellen und diese wie Tapas zu Teilen“, erklärte er uns. Und während wir noch witzelten, dass wir jetzt mit „Homies“ im Homies sind, tischte er uns auch bereits die gesamte „Tapas-Auswahl“ auf. Doch mit „Tapas“ hatte dies wirklich nur wenig zu tun: Der Geschmack verschlug uns die Sprache. Wir aßen saftigste Entenbrust auf „zumdahinschmelzen“ zart gegarter Aubergine, gebackene Käsesticks, wie es sie wohl nur in Frankreich geben kann, Pulled Pork und Thunfisch sowie Lachsvariationen. Als Nachspeise wurden wir mit köstlicher Schokocreme und Pastislikör verwöhnt. Tatsächlich waren wir so überrumpelt von dem überragend leckerem Essen, dass wir vergaßen ein Foto für euch zu schießen – und das will schon was heißen. Homies hat uns bezaubert – und Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen…
4. Chocolaterie Jacques Genin, 133 rue de turenne, 11h – 19h
Ein Stück Pariser Schokokunst für zu Hause? Auch das gibt’s im Marais, wie wir am darauffolgenden Tag von Emil lernten. Zwar gibt es die Chocolaterie Jacques Genin bereits seit einigen Jahren – aber die Vielfalt und vor allem das Design der edlen Schokostückchen allein rechtfertigen schon eine Erwähnung. Für ganze 11 Euro ist die luxuriös aussehende, kleine Pralinenbox hier ein wirklich tolles Mitbringsel für zu Hause.
Der Abschied aus dem Marais fiel uns nach diesem Schlemmerwochenende wirklich nicht leicht. Schweren Herzens zogen wir die Airbnb-Apartment-Tür hinter uns zu. In der easyjet-Maschine packte uns dann jedoch noch einmal die kulinarische Abenteuerlust. Wir wählten ein Getränk und ein Gericht, dass wir an Bord eines Flugzeuges noch nie hatten: Porridge von MOMA und den Organic Energy Juice little Miracle – den uns der Steward mit den Worten „Hier kommt ihr kleines Wunder“, reichte. Gleich mit dem ersten Löffel britischen Haferbrei reisten wir so Dank dem vielfältigen Boutique & Bistro Angebot der Airline kulinarisch von Paris auf dem Weg nach Berlin fix noch einmal über London.
In Schönefeld gelandet wartete dann auch tatsächlich ein „kleines Wunder“ auf uns. Denn so farbenfroh haben wir unseren Lieblingsflughafen nun wirklich noch nie gesehen…
Kooperation
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19 rue du pont aux choux
10h – 18h
76 rue des tournelles
8h30 – 18h, am Wochenende 10h – 18h.
26 rue beautreillis
19h – 1h
133 rue de turenne
11h – 19h