Wir sind mindestens genau so süchtig wie viele von euch, süchtig nach Orange Is The New Black: einer Serie, in der sich Drehbuchautorin Jenji Kohan den wahren Geschichten von Bestsellerautorin und Ex-Insassin Piper Kerman angenommen hat und das Leben in der Frauenhaftanstalt von Litchfield mit einem unverfälschten und ehrlichen Blick darstellt. Obgleich die Geschichte der Piper Kerman nicht ohnehin schon spannend genug wäre, steht und fällt die Serie vor allem mit ihren starken Charakteren, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Grund genug uns mit unserem Lieblingscharakter Uzoamaka Aduba aka „Crazy Eyes“ zum Start der dritten Staffel einmal persönlich zu treffen.
Norman: Hi Uzo, willkommen in Berlin. Bist du zum ersten Mal hier oder kennst du die Stadt bereits?
Uzo: Ja, ich war bereits im September zum Start von Netflix in Deutschland hier, jedoch hatten wir nur 1,5 Tage frei. Lustigerweise wohnt auch mein Nachbar aus meiner Heimatstadt Boston gerade in Berlin. Hoffentlich schaffe ich es noch ihn persönlich zu treffen.
Wiebke: Du wohnst in Brooklyn, New York: Hier wird gerne mal gesagt, dass Brooklyn und Berlin sehr viel gemeinsam haben. Meinst du da ist etwas dran?
Uzo: Ja, auf jeden Fall! Beide dieser Städte haben diesen gewissen Vibe! Eine spannende Szene aus unterschiedlichsten Menschen, die sich sehr individuell geben. Sie haben ihre eigene Meinung und stehen dazu! Das bedeutet, dass du nicht immer nur das tust was der Status Quo verlangt. Wenn es etwas gibt, das du gern tust, dann kannst du es realisieren. Wenn es etwas anderes gibt das dich interessiert, dann tust du eben das!
Norman: Nun sind Berlin und New York ja nicht die einzigen Städte auf Erden: Einer unserer größten Schwerpunkte auf i-ref ist die Welt des Reisens. Daher interessiert uns natürlich, ob es irgendeinen Platz auf dieser Welt gibt, den du uns als Must-Visit ans Herz legen würdest. Es gibt sicher viele, aber jeder hat ja so seinen Favoriten. Welcher ist deiner?
Uzo: Einer meiner absoluten Favoriten ist Hawaii. Es ist das Paradies. Ich liebe es so sehr. Ich liebe es zu Reisen und das war definitiv eine großartige Erfahrung. Zudem liebe ich Nigeria, die Heimat meiner Familie. Nicht nur die Städte, sondern im Besonderen das Leben auf dem Dorf. Ich rede von kleinen Dörfer, wo es kaum Elektrizität gibt. Menschen die dort leben haben so gut wie nichts, was sie geben könnten, außer ihr großes Herz. Auch wenn sie dich nur ein paar Minuten kennen, sie würden so gut wie alles mit dir teilen, was sie ihr Eigen nennen. Das ist einfach großartig. Egal wo, du bist dort überall willkommen. Eine ganz besondere Mentalität, voller Liebe und Wärme, das gibts nur ganz selten.
Norman: Das sind Orte von denen Suzanne „Crazy Eyes“ Warren, die Rolle die du in Orange Is the New Black verkörperst, natürlich nur träumen kann. Womit wir bereits beim nächsten Thema wären. Ich denke diese Frage wurde dir schon sehr oft gestellt, trotzdem: Wie war deine Reaktion als du hörtest, dass du die perfekte Besetzung für diese Rolle bist?
Uzo: Zuerst wusste ich nicht was ich denken sollte, da ich eigentlich für eine andere Rolle vorsprach. Als sie sagten ich sei noch nicht bereit für die Rolle, aber für die von „Crazy Eyes“, fragte ich: „Und was lässt euch glauben ich sei bereit für „Crazy Eyes““?
Norman: Das ist doch eigentlich ein großes Kompliment, nicht?
Uzo: Ja, scheint so. (Lacht) Als ich das Drehbuch las wurde mir bewusst was für eine großartige Sache das Ganze ist. Ich nahm direkt eine Art Beschützerrolle für „Crazy Eyes“ ein. Mir war sofort klar, wie sie sprechen wird und wie sie sich gibt. Demnach war es sehr herausfordernd aber auch befreiend und lehrreich. Ich habe so viel gelernt. Das hatte ich nicht erwartet.
Norman: Nun hast du für die Darstellung von Suzanne in Orange Is The New Black bereits einen Emmy sowie einen Screen Actors Guild Award erhalten. Wenngleich die Frage der Identifikation mit dieser Rolle wohl keine leichte ist, stelle ich sie trotzdem: Erkennst du Eigenschaften, die sowohl Suzanne und Uzo miteinander vereinen?
Uzo: Definitiv! Uns vereint die Liebe. Ich habe auch schon so intensiv geliebt wie Suzanne, und ich kenne den Preis dieser Liebe. Ich weiß was es bedeutet, bedingungslos zu lieben, in allen seinen Facetten. Daher beschütze ich Suzanne, passe auf sie auf, und achte darauf, dass es ihr immer gut geht. Abgesehen davon sind wir beide große Shakespeare-Fans. (Lacht.)
Norman: Du spielst eine sehr spezielle Rolle. Gab es noch andere Charaktere bei denen du dachtest, sie seien spannend für dich?
Uzo: Als ich zum Vorsprechen ging dachte ich nicht über die Charaktere einzeln nach. Als ich das Skript las war ich einfach verliebt in alle! Die Menschen sprangen wirklich direkt von der Seite. Sie fühlten sich bereits beim Lesen an wie lebende, atmende Lebewesen. Das war so aufregend für mich. Ich dachte wirklich nicht darüber nach eine Rolle zu spielen, ich liebe alle diese Figuren.
Wiebke: Gibt es eine gewisse Vorbereitungen die du triffst um in die Rolle zu schlüpfen?
Uzo: Naja, die Arbeit am Skript selbst ist bereits die Vorbereitung. Prinzipiell ist es kein Problem in die Rolle zu schlüpfen. Eher das rauskommen! Wenn der Drehtag vorbei ist, muss ich wirklich aufpassen „Crazy Eyes“ nicht mit nach Hause zu nehmen. Ich brauche Zeit die Rolle von mir zu schütteln und die nehme ich mir auch.
Norman: Nun spielst du nicht nur eine gar „individuelle“ Rolle in OITNB, sondern besetzt gleichermaßen einen Part der hierzulande große Diskussionen aufwirft, als homosexuelle Frau, die auch im Gefängnis ihre Liebschaften pflegt. In Europa, speziell in Deutschland, ist dato eine große Debatte zur Gleichstellung der Ehe homosexueller Paare im Gange. Je tiefer man in das Thema einsteigt, erkennt man schnell den Unterschied zwischen Toleranz und Gleichheit. Wie stehst du zu der Diskussion?
Uzo: Norman, Liebe ist Liebe und jeder Mensch sollte das Recht haben zu lieben wenn er will! Ohne Ausnahme.
Norman: Und wie stehst du zur Debatte um Toleranz und Gleichheit? Deutsche beispielsweise halten sich für sehr tolerant: Wenn wir aber von totaler Gleichstellung sprechen, gibt es Unterschiede. Viele Menschen erheben sich, gehen auf die Straße und rufen voller Kraft: ENOUGH is ENOUGH, fordern gleiche Rechte für alle. Wie ist deine Meinung zu diesem Thema?
Uzo: Ich kenne die Rechtslage hier in Deutschland nicht. Aber in den USA endet unsere Unabhängigkeitserklärung mit den Worten: „Leben, Gerechtigkeit und dem Streben nach Glück.“ Ich bin der Meinung, dass jeder der nach Glück im Sinne der Liebe strebt, das Recht haben sollte, diesen Weg bis an’s Ende gehen zu können. Ich bin nicht Pro-Toleranz. Ich bin Pro-Gleichheit!
Vielen Dank Uzo!