Dem Ausnahmefestival, welches ich heute gut und gerne als geschmackssicherstes Festival Europas kühre. Fünf volle Tage unvergesslicher Auftritte, großer Emotionen, vielen Überraschungen und wenigen Enttäuschungen liegen nun hinter mir. Ich habe euch nun fünf gute Gründe gesammelt, die für das Festival unter der spanischen Sonne sprechen.
Denkt man an Barcelona, dann denkt man an guten Wein, Tapas, die ewige Sonne, das Meer und vor allem an eine Stadt am Meer. Und natürlich denkt man auch an Urlaub. Es sollte mein erstes Mal in der Hauptstadt Kataloniens und der zweitgrößten Stadt Spaniens werden und wie sich bereits nach Tag eins herausstellte wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal. Barcelona liegt am Mittelmeer, nur 120 km südlich von Frankreich auf der iberischen Halbinsel. Das Klima ist subtropisch, urlaubsgerecht eben.
Die belebte Küstenstadt offenbart bereits nach wenigen Stunden ihre endlose Kultur, die fabelhafte Architektur und ist allen voran auch an der Speerspitze Europas wenn es um gute Drinks und gutes Essen geht. So kombiniert sie zum einen alles, was eine charmante mediterrane Stadt haben sollte und vor allem alles, was ich an mediterranen Städte so sehr liebe.
Ein entschleunigter Rhythmus, monatelanger Sonnenschein, das Stadtleben und feinster Strand. Im Vergleich zu anderen südeuropäischen Städten gibt es in Barcelona jedoch einige Besonderheiten: Sei es der düstere gotische Style, die Gebäude aus der Zeit der Modernista oder der avantgardistische Touch, der auf einem im Barcelona binnen weniger Stunden überfärbt.
Zu einem Besuch in Barcelona gehört, wie ich lernen durfte, auch ein Besuch des La Boqueria, der auch Mercat de Sant Josep genannt wird und als einer der besten Märkte Europas gehört. Frischer Fisch, leckere Säfte von frischem Obst oder auch der herzhafte Iberico Schinken, den man in einer kleinen Tampas-Wundertüte bereits für drei Euro erstehen kann. Barcelona, i love you!
Nachdem wir am ersten Tag Barcelona erkundeten ging es dann endlich gegen Donnerstag Abend in Richtung Norden von Barcelona. Knapp 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt sollte das Primavera auf einem Waterfront Gelände stattfinden welches liebevoll Parc del Forum getauft wurde.
Nicht nur die relativ zentrale Lage des Festivals, welches in den nächsten Tagen erstaunliche 180.000 Gäste empfangen sollte, spricht bereits für sich, der weitläufige Waterfront Komplex mit modernen Outdoor Bereichen für Konzerte, Festivals und Ausstellungen hat einen besonders guten Ruf, von dem auch wir uns überzeugen wollen.
Angekommen am Haupteingang des Festivals sorgt zunächst die moderne Architektur des Edifici Forum „museu blau“ von Jacques Herzog & Pierre de Meuron für Aufsehen und erstaunte Blicke der Festivalgäste. Über mehrere Schleusen werden von hier die Menschenscharen in windeseile auf das Festival gelassen.
Die Geschichte des öffentlichen Parks zwischen Barcelona und San Adrian del Besos ist übrigens mindestens so spannend wie das Primavera Sound selbst. 2004 wurde das Areal nämlich für das Universal Forum of Cultures gebaut und diente dazu, die kulturelle Vielfalt und nachhaltige Entwicklungen des Stadtbildes zu fördern. Durch das Gelände wurden erstmals neue urbane Veränderungen in der Stadt erlaubt, welche nicht zuletzt auch einen guten Einfluss auf das Primavera und viele andere Festivals hatten.
Das Gelände gleicht dabei einem riesigen Paradies für Festivalliebhaber. Klar, zum einen liegt das Gelände unmittelbar am Meer und verfügt über einen eigenen Strand und Hafen. Zum anderen gibt es auf über 10 Floors fast non stop Dauerbeschallung von Donnerstag bis Sonntag. Alle Liebhaber elektronischer Musik fanden sich auf der kleinen Techno-Insel ein, welche mittels einer Brücke über den Hafen erreichbar war. Während man hier Nachmittags gediegen einen Aperol in der Sonne am Strand schlürfte, durften sich alle frühen Vögel über Sets von Floating Points oder Four Tet in den Nachmittagsstunden freuen. Zu späterer Stunde ging es unterdessen auf dem Desperados Floor im housigen vier-viertel Takt den Morgenstunden entgegen, während die Bacardi Live Stage ihren Namen alle Ehre machte und alle elektronischen Live-Acts und Bands hostete.
Der vordere Teil der Main Area hingegen beherbergte mit der Ray Ban Stage eine meiner Lieblingsbühnen des Festivals in unmittelbarer Meernähe. Hinter ihr, verborgen in den Katakomben des Geländes, versteckte sich zudem das Warehouse – eine kleine exklusive Stage, in der sogar tatsächliches Club-Feeling aufkam und unter anderem als Austragungsort des Giegling Showcases diente.
Knapp 30 Meter über dem Warehouse schmiegt sich die Apple Music Stage wunderbar in die Architektur des Geländes ein und überzeugte nicht nur mich mit dem besten Sound des Festivals, während das kleine Amphitheater ein Stück weiter Richtung Meer eine wunderschöne Bühne bot, von der man die Acts auch sitzend genießen konnte.
Ein knapp 20-minütiger Fußmarsch führte von hier aus am Meer vorbei rüber zu den beiden größten und brachialsten Bühnen: Die Mango und die Seat Stage. Im abwechselnden Rhythmus hosteten diese Giganten die wirklich großen Acts und Pop Stars.
Es gab und gibt in diesem Sommer kein europäisches Festival welchem dem Primavera Sound in Barcelona auch nur annähernd Konkurrenz macht. So hat man von dem spanisches Festival berichtet und so muss ich es in diesem Fall auch unterschreiben. Das wahnwitzige Line-Up hatte bereits im Voraus für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt und wird es den Machern im nächsten Jahr auch gehörig schwer machen.
Denn wie soll dieses Line Up nur übertrumpft werden? Das Festival steht nämlich nicht nur für eine hervorragenden Reise aller denkbaren Genres, sondern bringt auf den knapp 10 Bühnen auch alles zusammen was neben Rang auch Namen hat ohne auf Newcomer zu verzichten, die in diesem Jahr vielleicht noch eine der kleineren Bühnen bespielt haben, aber vielleicht bereits im kommenden Jahr auf einer der Main Stages landen.
Mit über 200 performenden Künstlern ist der Katalog zwar unglaublich komplex, eine Organisation des persönlichen Timetables kommt allerdings auch einer organisatorischen Meisterleistung gleich.
Es wundert also kaum, dass es harter Planung bedarf und sich viele Acts leider nicht sehen ließen. Dennoch haben es die Veranstalter geschafft zumindest die Fans eines spezifischen Genres wenig zu enttäuschen und sowohl beim Timing als auch der Bühnenwahl darauf geachtet dass es möglichst wenige „Oh no“ Momente gibt.
So vergingen die kommenden drei Tage in einer perfekten Balance aus großen, unwiderstehlichen Highlights wie Björk und Fever Ray, emotionalen Auftritten von Nils Frahm und Cigarettes After Sex, ausdrucksstarken Einlagen von Newcomerin Mavi Phoenix und Tyler The Creator, überraschenden Live-Erlebnissen wie Egyptian Lover, Mount Kimbie, Clara Intelecto und Four Tet, hingebungsvollen Shows von Dream Pop Klassikern Beach House und Slowdive sowie endlos langen verwunschenen Tänzen zu Peggy Gou, DJ Koze, Seth Troxler oder John Talabot.
Verwundert und begeistert zugleich. Das war meine Reaktion als ich Donnerstag erstmals das Gelände des Primaveras betrat. Nicht nur weil es das erste Festival für mich werden sollte welche eine solche Masse an Menschen empfängt, sondern auch weil die Dimensionen des gesamten Festivals alle Vorstellungen meinerseits übertraf. Groß, größer, Primavera. Schlussendlich geht es noch einen Schritt höher hinaus.
An insgesamt vier Festivaltagen besuchen knapp 180.000 Besucher das Festival und die möchten gefälligst Platz haben. Glücklicherweise sind die Macher des Festivals „created in Barcelona“ augenscheinlich Organisationstalente und haben die Situation zu jeder Zeit erstaunlicherweise im Griff.
Allgemein geht das Festival so gesittet über die Bühne wie ein Wochenmarkt in Bayern: An kaum einer Bar gibt es lange Wartezeiten, Wasserspender und Toiletten sind nicht überlaufen und stets sauber gehalten, das Essenangebot so vielfältig und auch sonst wird es selten eng.
Noch viel erstaunlicher ist es allerdings, dass jede Bühne zu jeder Zeit bestens auf die Acts vorbereitet war und der Sound zu keinem Moment auch nur annähernd enttäuschend war oder es zu großen Verzögerungen im Betriebsablauf des Festivals kam. Im Gegenteil. Selbst als mit Migos einer der Mainacts spontan abgesagt hatte, verteilten sich die Massen relativ schnell auf die anderen Floors und sorgten entgegen meiner Befürchtung für keine große Panik.
Kleinere Wartezeiten an der Brücke zum Primavera Bits und Mavis auf den Boden fallende LED Belichtung waren somit dann auch schon die größten Fauxpas rund um das Festival. So macht das Spaß Primavera.
Fünf Tage Barcelona. Vier Tage Primavera Sound. Ein wahr gewordener Traum. Das Festival in der spanischen Metropole hat nicht nur viele Erwartungen geschürt, sie wurden in Barcelona von Sekunde zu Sekunde übertroffen. Es waren viele kleine Komponenten die für sich sprachen und schlussendlich dafür sorgten, dass das Gesamtpaket so richtig geknallt hat und auch der Grund sind, warum ich das Festival hiermit offiziell zum besten von mir erlebten Festival in Europa taufe. Es war die spanische Sonne, die dafür sorgte, dass das Vitamin B für Hochmomente sorgte.
Es war der entschleunigte Rhythmus der Stadt, welchen wir auf unserem Balkon sitzend vor jedem Festivaltag tief einatmen durften. Es waren die Menschen, denen wir manchmal einmalig, manchmal auch mehrfach begegnet sind. Es waren die Acts, die für große Momente bei goldenen Sonnenuntergängen oder bei Vollmond in der Nacht sorgten. Es war das Gelände, welches bereits für sich alleine atemberaubender nicht hätte sein können und es war jede Sekunde, in der wir das schöne Leben lebten. Lang lebe der ewige Frühling. Lang lebe das Primavera.
Tales for an accelerated culture. For you. For us. For love. Worldwide.