DER MOMENT, WENN BANGKOK ÜBER DICH ROLLT

Die ersten vier Tage Thailand finden an dem Flughafen sein Ende, an dem wir nur wenige Tage zuvor gejettlagt gestartet sind: in Chiang Mai. Kaum angekommen, springe ich schon wieder in die nächste Maschine. Eine Maschine, die mich in die Multimillionenmetropole und Hauptstadt Thailands bringen soll: Bangkok! Während ich zwar eine grobe Vorstellung von dem hatte, was mich in der weniger bekannten Region um Chiang Mai erwarten sollte, sind meine Erwartungen an Bangkok bereits scharf auf Papier gezeichnet. Ob sich meine Erwartungen bewahrheiten werden? Ich weiß es nicht.

Bei erneut schwülen 35° Celsius steige ich in die überklimatisierte 747 und verlasse die „Blume des Nordens“ in einer steilen Rechtskurve gen Süden. Geräusche von Regentropfen, dem Gewitter und der wilden Natur im Nordens sind bereits zwei Stunden später in Vergessenheit geraten. Kaum haben wir den Flieger verlassen, übertönen Sirenen, Motorengeräusche, wildes Hupen und Menschenstimmen verschiedenster Nationen die noch zuvor gewohnte Stille. Der ebenfalls klimatisierte Minibus kämpft sich schleppend vom Flughafen Suvarnabhumi über die Schnellstraße 7 in das Herz der Metropole, in dem die Hochhäuser und Tower in Windeseile förmlich übereinander getürmt werden – unser erstes Hotel ist der beste Beweis hierfür.

DIE FLUCHT NACH OBEN

Unser Fahrer biegt in einem Kamikazemanöver in die viel zu klein scheinende Einfahrt des Mode Sathorn, unserer ersten Unterkunft für die kommenden zwei Nächte. Die Tür des Autos öffnet zur selben Zeit, wie die gläserne Schiebetür zur Lobby des modern und westlich eingerichteten Hotels. Ein Sprung aus dem Van und keine zehn Sekunden Kontakt zur Außenwelt später geht es mit dem Lift in den 30. Stock. Weit über der Stadt scheint alles so beschaulich. Der Lärm, der auf den ersten Blick viel zu hektischen Stadt dringt nur dumpf und zum Glück viel zu selten durch die gläserne und raumgroße Scheibe des Zimmers. Der Blick auf die kaum zu enden scheinende Stadt ist atemberaubend wie gespenstisch zugleich und verliert sich erst am Horizont im Dunst zwischen den Hochhausschluchten und der Dunkelheit des gerade aufziehenden Gewitters.

Ich greife zu meiner Zigarettenschachtel, wage den Weg nach unten und beobachte vor dem Hotel sitzend wie die Stadt allmählich in der Rush Hour erstickt und nur binnen weniger Minuten völlig zum Erliegen kommt. Das Atmen fällt bei einer Luftfeuchtigkeit von über 95% schwer, mein Kopf schafft es kaum, die Eindrücke der Stadt zu verarbeiten. Es gelingt mir nicht. Auf der Straße: Hupende Autos und hetzende Menschen – ein wildes Durcheinander. Nur einige Meter darüber: Der Skytrain, der sich in der betonverkleideten Trasse kaum schneller durch die Hochhausschlucht kämpft als die Autos eine Ebene darunter. Über dem Skytrain: Fassaden alter und vergrauter, aber auch neuer und gläserner Gebäude. Noch ein Stück darüber: Ein dichter Smog-Schleier, durch den dann und wann ein Riesenflugzeug im Sinkflug zum Vorschein kommt und auf den größten Flughafen Südostasiens zusteuert.

Es erdrückt mich. Grund genug, weit nach oben in mein Zimmer zu fliehen, aus dem ich in meiner Wanne sitzend aus sicherer Entfernung das nahende Gewitter bestaunen kann. Ich verstehe diese Hochhausriesen. Sie bieten nicht nur mehr Wohnraum in einer viel zu vollen Stadt: Sie sind auch der einzige Rückzugsort in dieser chaotischen und wirklich extremen Stadt, in der alles auf einmal über ein hereinzubrechen scheint.

PROBIEREN, WAS MAN ALLEINE NICHT PROBIEREN WÜRDE - AUF KULINARISCHER GESCHICHTSREISE DURCH BANGRAK

Ein neuer Tag, eine neue Chance für Bangkok – so denke ich und wage nach einem ersten überwältigenden Tag den morgendlichen Blick aus dem Fenster. Die Sonne reflektiert an all den Hochhäusern und die staubige Luft scheint vom Regen der letzten Nacht reingewaschen. Für uns geht es an diesem Morgen mit dem Skytrain nach Bangrak, einer der 50 Bezirke der Millionenstadt, der vor allem bei den Einheimischen als echte Schlemmermeile bekannt ist. Hier wartet ein Guide von Bangkok Food Tours auf uns, um das Viertel genau aus dem Blickwinkel kennenzulernen, für das es auch bekannt ist: Für sein Essen.

Bereits in Chiang Mai durften wir schon die Erfahrung machen, dass die Foodtour, die bereits viele Preise abgesahnt hat, auch tatsächlich auf das setzt, was Touristen sonst verborgen bleibt: Authentische, vielfältige und vor allem historische Gaumenfreuden. Wir begeben uns mit unserer Thai-Food-Expertin auf vierstündige Jagd durch überfüllte Gassen, verborgene Märkte und Restaurants, in denen Touristen vielleicht nicht einkehren würden, die aber hinter einer oft schäbigen Fassade kulinarische Schätze zum Vorschein bringen.

Zwischen den fünf Verkostungen und über 12 Speisen stoppen wir an den Sehenswürdigkeiten des Viertels und bekommen hier so nicht nur einen kulinarisch reichhaltigen Einblick, sondern erkunden Tempel und Sehenswürdigkeiten, die sich irgendwo zwischen den Häuserschluchten zu verstecken scheinen. Bangkrak trägt bei den Einheimischen den Beinamen Dorf der Liebe und tatsächlich reiht sich hier ein kulinarisches Highlight an dem anderen. „Probieren, was man nicht alleine probieren würde“ ist die Devise – umso überraschender, was ich meiner kritischen Zunge bereits an diesem sonnigen Morgen zumute.

FROM ROOFTOP TO ROOFTOP - BANGKOK AUS DER VOGELPERSPEKTIVE

Auch dieser Abend endet, wie ein jeder Abend dieser Reise mit einem Programmpunkt, für den ich Bangkok in den letzten Tagen am meisten kennen und lieben gelernt habe: Rooftopping. Keine Frage – das Nachtleben ist berühmt wie berüchtigt und während es in den engen Gassen rund um die Khao San Road stickig, dicht gedrängt und ausgesprochen laut dahergeht, lockt es die anderen Nachtschwärmer und auch mich weit nach oben. Nach oben, in eine der Skybars oder auf einen der Rooftops, von dem man das Nachtleben aus sicherer Entfernung beobachten kann. Mit einem kühlen Drink in der Hand genieße ich die atemberaubende Kulisse der Millionencity und sinniere über die Erlebnisse des Tages.

Wie viele Städte da draußen schmücken sich mit dem Titel mehr Rooftop Bars als Bangkok zu haben? Richtig: keine. So wundert es nicht, dass Rooftopping in Zukunft immer in einem Satz mit der Stadt Bangkok fallen wird. Den Abend mit einem sagenhaften 360° Grad Panorama ausklingen zu lassen und die runde goldene Kuppel der im 63. Stock liegenden Bar des Lebua State Tower, die Octave Rooftop Bar auf dem Marriott 57 in Sukhumvit auf der 45. Etage oder die auf der anderen Flussseite liegende Three Sixty Bar im Millenium Hilton werden so felsenfest in meiner Erinnerung bleiben, wie der über der Stadt liegende Tempel von Chiang Mai.

DER LUXUS DER STILLE TEIL II – FINE DINING IM SALA RATTANKOSIN

Ein einzigartiger Blick auf die Stadt bieten bei weitem nicht nur die vielen Rooftops der Stadt, sondern auch kleine verborgene Schätze, die sich am Ende diverser Seitenstraßen auftun. Das Sala Rattanakosin unweit des Saranrom Parks ist das beste Beispiel. Das kleine Designhotel mit einem der besten Restaurants der Stadt bietet die Möglichkeit, nobel und geschmackvoll zu dinieren, ohne einen der schönsten Tempel der Stadt aus den Augen zu verlieren. Durch die etagenhohen Fenster des Restaurants blicken wir an diesem Abend auf den Wat Arun, den Tempel der Morgenröte, der an diesem Abend von einem grauen Schleier überzogen und in Gerüste gehüllt nicht minder beeindruckend dasteht. Inmitten der Stadt zählt das Designhotel und Restaurant nach wie vor zu den gut gehüteten Geheimnissen Bangkoks.

HAST DU DIE KHLONGS NICHT GESEHEN, HAST DU BANGKOK NICHT ERLEBT

Drei Tage bin ich jetzt schon in dieser Stadt. Drei Tage schwimme ich abwechselnd, mal positiv überrascht, mal erschrocken im Wechselbad der Gefühle. Was ich von dieser Stadt halten soll, weiß ich noch immer nicht so richtig. Aufregung überwiegt die Ernüchterung und das Geheime, in den Straßen Verborgene das vermeintlich Offensichtliche. Was ist Bangkok nun für mich? Wahrlich wüsste ich jede Frage leichter zu beantworten.

Es ist nicht das moderne Bangkok, das vor allem von hochpreisigen Restaurants, exklusiven Rooftopbars, durchklimatisierten Top-Hotels sowie riesigen Luxus-Shopping-Malls nur so strotzt. Es ist nicht die Geschichte einer Stadt, die in den letzten Jahren von einem Boom des Tourismus erschlagen wurde. Es ist alles Dazwischen, was diese unglaubliche Magie und Ausstrahlungskraft bei gleichzeitiger Skepsis gegenüber der Stadt ausmacht. Und es ist, das durfte ich zum Glück am letzten Tag noch am eigenen Leib erfahren, das Bangkok, was an den Millionen von Besuchern jährlich vorbei geht: die Khlongs – das ursprüngliche Bangkok, wenn man so will.

Bei einer letzten Bootstour fahre ich noch einmal durch die weit verzweigten Kanäle, die das frühere Bangkok ausmachten, bevor Betonriesen meterweit in die Höhe schossen. Ich blicke noch einmal auf die Silhouette dieser Stadt, von der ich bis jetzt immer noch nicht wirklich weiß, was ich tatsächlich von ihr halten soll.

KOOPERATION

Die Reise nach Bangkok und Chiang Mai in Thailand findet in Kooperation mit Thailand Tourismus statt. Sämtliche redaktionell entstandenen Beiträge bleiben von der Zusammenarbeit unberührt.

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Wir danken für das wunderbare Programm sowie die Organisation der Reise und grüßen an dieser Stelle auch unsere Travelbuddies Vanessa von Travelletes, sowie Romeo und Katharina von Reisedepeschen und Sommertage.