„I have to choose, I have to choose what is really worth telling: horror or desire? And I choose desire.“ Mit diesem Zitat habe ich meine letzte Kolumne beendet. Fünf Monate ist es her, dass ich Euch davon berichtet habe, wie müde ich war ob der Trennungen, die mich 2015 so traurig gemacht haben. Ich wollte sehnsüchtig bleiben – trotz allem –, so war der Plan. Und heute? Heute erzähle ich Euch vom Glück und davon, wie der Stress und die Müdigkeit verfliegen, wenn sich eine Sehnsucht erfüllt. Diese Kolumne möchte ich der Liebe widmen.

Da lag er also vor mir, mein ganz persönlicher Scherbenhaufen aus vier Jahren Beziehung, einer Freundschaft, die keine mehr war, einem Berg Arbeit, der egal, wie viel ich davon schaffte, abzutragen, immer nur noch höher wurde, und einer gehörigen Portion Schiss vor der Zukunft. Die 35 rückte verdammt schnell näher und meine Laune wurde nicht besser. Dabei wollte ich doch entspannt sein. Und zuversichtlich. Stattdessen: Frust. Und egal, wohin ich schaute: Links und rechts von mir gab es wenig Schönes zu entdecken – allemann schienen sie vom Pech verfolgt zu sein. Neben all den Grundsätzlichkeiten ergab es sich, dass mir ständig etwas vor die Füße knallte: meine Pfeffermühle, mein Weinglas, das Glasding mit dem Mehl. Überall Scherben, Pfefferkörner, Rotweinpfützen, Mehlhaufen. So langsam machte selbst das Fluchen keinen Spaß mehr.

Doch wenn alles in Scherben liegt, dann folgt – so heißt es – das Glück.


Und dann habe ich mich verliebt. So unerwartet, so schnell und so glücklich verliebt, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Einfach so. Ohne wischen, schreiben, warten, hoffen, zweifeln und vielleichten. Gesehen, gelächelt, geredet, getanzt, geküsst, getroffen. Babäääääm. Ich habe mich so sehr verliebt, dass mein Körper gedacht haben muss, ich spinne. Denn ich konnte nächtelang kaum noch schlafen, hatte ne Blasenentzündung und Herpes. Dreimal nacheinander. Und das Zerdeppern von allem, was nicht niet- und nagelfest war, ging fröhlich weiter: Ich öffnete den Kühlschrank und ließ munter eine Flasche Bier rausplumpsen; ich schrieb Nachrichten voller Herzen und stolperte liebestrunken die Treppe runter – mein Smartphone-Display hat seitdem Risse; ich knipste die Nachttischlampe an und fegte sie dabei mit Schmackes zu Boden. Überall Scherben und objektiv betrachtet überall Stressoren. Aber von Stress keine Spur. Denn mein Kopf liegt in watteweichen Wolken. Nur dass diese nicht mehr grau, sondern rosarot sind.


Und was ist nun die Moral von der Geschicht’? Die gibt’s nicht – denn weder will ich Euch sagen, dass man als Single in Berlin nicht glücklich sein kann. Noch dass man sein Liebesglück nicht online findet. Noch sonst irgendwas. Nur eine Sache vielleicht: Wenn das Gesicht vom Grinsen wehtut, dann ist der Stress auf einmal ganz klein. Ach, und eins noch: Scherben bringen Glück.

Danke Christian.