Seit 1895 findet sie alle zwei Jahre statt, die Biennale di Venezia. Die internationale Kunstausstellung im Ortsteil Castello der Lagunenstadt stand seit Jahren auf meiner Reiseliste – jetzt habe ich mir den Traum erfüllt. Für drei Tage und zwei Nächte flog ich vergangenes Wochenende zu einer der wohl beeindruckendsten Ausstellungsreihen der Welt und genoss zeitgleich die malerische Kulisse einer weltweit einzigartigen City.

Zugegeben, es war nicht mein erster Besuch in Venedig, vor etwas mehr als 22 Jahren schlug ich als 8-Järiger erstmals in der nordwestlichen Stadt Italiens auf und zelebrierte mit meiner Familie die damalige Wiedervereinigung. An vieles konnte ich mich noch erinnern: die Hitze, das Wasser, die Gondolieri, das Centro Storico mit den unfassbar punkvollen Bauten und auch an die abertausenden von Touristen konnte ich mich erinnern, die wie von Sinnen durch die Stadt pilgern; es war alles noch da – und doch viel schöner.


Aber was weiß schon ein 8-jähriger, dachte ich: Hat er wirklich realisiert, dass alles auf Pfählen erbaut wurde, er in der romantischsten Stadt Europas ist, hier niemals ein Auto durchrauscht, dies der Geburtsort von Vivaldi ist oder gar – Kommen wir zum Punkt! – dass Venedig der Schauplatz für eine der weltweit einflussreichsten Kunstausstellungen ist? Wohl kaum!

Und seien wir ehrlich; wenn man all die geografischen und einzigartigen Attribute wegstreicht und die Stadt durch die Linse eines 8-jährginen betrachtet, bleibt außer einem 32°C heißen Schmelztiegel nicht wirklich viel hängen.Doch wurde ich älter, fand Aufgaben, Pflichten und auch das ein oder andere Interessengebiet – wie beispielsweise die Kunst. Und davon, liebe Leser, gab es reichlich: Willkommen zur 55. Biennale in Venedig 2013.


Die 55. Internationale Kunstausstellung unter der künstlerischen Leitung von Massimiliano Gioni hat in diesem Jahr den Titel: Il Palazzo Enciclopedico / Der enzyklopädische Palast. Über 156 teilnehmende Künstler stellten ihr Exponate zum Thema zu Verfügung. Das Ausstellungsgelände ist quasi die Stadt selbst und nimmt einen Teil der öffentlichen Gärten, der „Giardini Pubblici“ sowie des Arsenales ein, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter Napoleon entstanden sind. Beide sind über eine traumhafte Uferpromenade, die „Riva degli Schiavoni“, vom Markusplatz aus zu erreichen und über die ganze Stadt verstreut.

Zweifelsfrei am eindrucksvollsten sind die Länderpavillons im Ortsteil Castello, sie wurden extra für die Weltschau erbaut und reihen sich im Schatten der Pinien- und Zypressenbäume wunderbar in das groß angelegte Gartengelände ein. Zudem ein weiterer Clou: Seit einigen Jahren werden auch die alten Schiffswerften mit ihren Hallen aus dem 16. Jahrhundert als Ausstellungsfläche genutzt. Normalerweise militärisches Sperrgebiet, ist das Areal „mit oder ohne Kunst“ als Location selbst bereits einen Ausflug wert.


Deutschland wurde in diesem Jahr sogar durch eine internationale Gruppe von Künstlern vertreten: den regimekritischen chinesischen Künstler Ai Weiwei, den in Deutschland geborenen iranstämmigen Regisseur Romuald Karmakar, den südafrikanischen Fotografen Santu Mofokeng und die indische Fotografin Dayanita Singh.

Besonderheit: Die Künstler zeigen ihre Exponate nicht wie erwartet im Deutschen sondern im Französischen Pavillon. Als logische Konsequenz nutzen die Franzosen die Räume der Deutschen, indessen der albanesische Künstler Anri Sala ausstellt. Der Austausch soll auf die Tatsache verweisen, dass künstlerisches Schaffen eine allumfassende, globale Thematik innehat und keiner regionalen Einschränkungen bedarf.


Was gefiel? Was nicht? Nun, das Schönste an der Biennale obliegt der Tatsache, dass neben der Kunst zig weitere Einflüsse die einmalige Inszenierung globaler Kreativität beeinflussen. Neben traumhaften Kulissen, ganzjährig fantastischem Wetter und latentem Geruch südlicher Gewächse will mir dato kein besseres Fleckchen Erde einfallen, um ästhetisches Geschick derart hochwertig im öffentlichen Raum zu präsentieren.

Zu häufig ertappte ich mich dabei, mein Augenmerk dem ganzen Komplex statt ausgewählter Exponate zu widmen. Doch müsste ich tatsächlich eine Entscheidung treffen, wären meine klaren Favoriten die großangelegten Installationen der Länderpavillons Spanien, vertreten durch Künstlerin Lara Almarcegui, und die Räumlichkeiten der Niederlande mit den Werken von Mark Manders.

Vielen Dank für drei wahrhaft künstlerische Tage.

Kooperation

2NIGHTS ist eine Kooperation zwischen i-ref Magazin und easyJet. Europas Flugnetz Nummer 1 unterstützt seit April 2012 als exklusiver Partner das neue Reiseformat der Berliner Kulturredaktion. Der orangefarbene Günstigflieger fliegt auf mehr als 600 Strecken zwischen 129 Flughäfen in 29 Ländern. Ab Berlin hebt easyJet zu 37 Zielen ab. Unter dem Titel 2NIGHTS gehen die i-ref Autoren auf Erkundungstour und berichten aus 20 Regionen über die kulturelle Vielfalt Europas. Das Besondere: Jeder Trip dauert nicht länger als drei Tage und zwei Nächte. Ziel ist es, den Lesern zu zeigen, wie einfach es sein kann, sich eine kleine Auszeit zu gönnen und darüber hinaus Europa aus nächster Nähe zu entdecken.